Das Schleifermännchen ist eine Herzenssache
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Durch das Wasser angetrieben, tritt das Schleifermännchen das Rad, raucht dabei gemütlich Pfeife und schleift das Messer. Foto: Archiv/Steffen Linke
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Der Schleifermännchenbrunnen am Grünen Ring in Zittau befindet sich zurzeit im Winterschlaf. Foto: Steffen Linke
Die IG Gästeführer Oberlausitz/Niederlausitz lädt am Freitag, 21. Februar, von 17.00 bis 18.30 Uhr und von 19.30 bis 21.00 Uhr, zu zwei Führungen mit Jochen Kaminsky „Verborgene Schätze zwischen Zittaus Häuserwänden, Mauern und Portalen“ ein. Treffpunkt ist jeweils das Hauptportal Salzhaus Zittau. Die Spenden kommen der Erhaltung des Springbrunnens Schleifermännchen am Grünen Ring zugute.
Zittau. Meist sind die kleinen verborgenen Schätze, die vom geistlichen und weltlichen Leben unserer Vorfahren erzählen könnten, nur aus dem Augenwinkel zu sehen. Jeder muss sich nur mal die Zeit nehmen, ihnen zuzuhören.
Genau solchen Inschriften, Kartuschen, alten Zeichen usw. widmet sich diese Stadtführung durch die Zittauer Altstadt.
Der Nachtwächter Jochen Kaminsky versucht jedenfalls, die Steine zum „Sprechen“ zu bringen.
„Unsere größten Schätze in Zittau sind ja nicht tatsächlich verborgen. Deshalb habe ich mir mal vorgenommen, Details wie Inschriften und bildliche Darstellungen an Häuserwänden usw. etwas ins Blickfeld zu rücken. Alle sind frei zugänglich und viele Leute sind schon oft daran vorbeigegangen, haben sich aber nie wirklich Gedanken um deren Bedeutung gemacht. Dabei sollen die beiden Führungen keinesfalls wissenschaftliche Abhandlungen werden, sondern ganz einfach eine Plauderei oder wie ich immer sage – ,Unterhaltsame Klugscheißerei’“, meint der Gästeführer schmunzelnd.
Der Schleifermännchenbrunnen selbst befindet sich zurzeit im Winterschlaf. „Vielleicht können die Spenden für künftige Reparaturen genutzt werden oder auch dafür, dass die täglichen Laufzeiten, die nun einmal Geld kosten, nicht etwa verkürzt werden müssen“, sagt er. Jochen Kaminsky geht bei diesen zwei Führungen jedenfalls mal von etwa 200 Euro an Spenden für die Erhaltung des Springbrunnens aus.
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Nicht nur Gästeführer Jochen Kaminsky ist das Schleifermännchen sehr ans Herz gewachsen. Foto: Archiv/privat
Der altehrwürdige Schleifermännchenbrunnen erinnert nicht nur an den Berufsstand der Scherenschleifer, sondern vor allem an einen einst in Zittau lebenden Vertreter solcher Dienstleister – „Worm-Seff“.
Er mag ein etwas seltsamer Mensch gewesen sein – um nicht zusagen skurril – und hat sich so ins Gedächtnis der Zittauer eingeprägt, dass er gut und gern als ein Zittauer Original sozusagen auf das nasse Podest gehoben wurde, erklärt er.
Nicht nur Jochen Kaminsky, ist das Schleifermännchen sehr ans Herz gewachsen. Im touristischen Ranking der Stadt würde diese Figur neben der Blumenuhr ganz vorn stehen. „Interessanterweise waren viele Zittauer noch nie bei den Fastentüchern, was mich übrigens immer wieder erschüttert, aber die Blumenuhr und das Schleifermännchen werden sozusagen im familiären Gedächtnis von Generation zu Generation weitergegeben“, sagt er. Leider gebe es aber auch Zeitgenossen, die der Versuchung nicht widerstehen können, Zielübungen mit Steinen auf die kleine Figur zu machen. Manche würden sogar den Brunnen nutzen, um absichtlich Müll zu entsorgen. „Es gibt sogar Leute, die ihre Kinder dort ins Wasser schicken, weil sie meinen am Grunde liegen Reichtümer – sprich die hineingeworfenen Münzen“, schüttelt er ungläubig mit dem Kopf.
Nach Auffassung von Jochen Kaminsky sind alle Brunnen in der Stadt Zittau – auch wenn das mancher gar nicht richtig wahrnimmt – kleine Kunstwerke: „Ihr Dasein beschränkt sich nicht nur auf ihre erfrischende Wirkung. So wie man sich im Kleinen zu Hause etwas Schönes in die Vitrine oder in die Ecke der Wohnung stellt – so dienen diese Brunnen auch zur Verschönerung des Stadtbildes. Besonders auf dem sogenannten Grünen Ring, der selbst schon ein viel zu wenig beachtetes Kunstwerk ist, haben sie einen ganz großen Stellenwert oder sollten ihn haben. Leider – und das ist ein ganz großes Ärgernis – werden solche Plätze mehr und mehr von Leuten belagert, die ihr ,sauer verdientes’ Bürgergeld durch die Kehle fließen lassen und uns dann teilweise auch noch in aggressiver Art und Weise die Touristen und Besucher verschrecken.“
Der rührige 67-jährige Gästeführer hofft – und das gilt nicht allein für den Schleifermännchenbrunnen – dass diese Kleinode noch recht lange den Zittauern und ihren Gästen Freude bereiten können und nicht wegen eventuell fehlender Mittel vernachlässigt werden müssen.