Dauerausstellung für den Namensgeber in der Galerie
Zu Lebzeiten blieb Carl Lohse nur wenig künstlerische Anerkennung vergönnt. Foto: Museumsverein
Bischofswerda. Die Carl-Lohse-Galerie auf der Dresdener Straße 1 in Bischofswerda lädt am Sonntag, 10. September, 15.30 Uhr, anlässlich ihres 30-jährigen Bestehens zu einer kleinen Feierstunde ein. Gleichzeitig wird die neue Dauerausstellung „Unter vier Augen“ des namensgebenden Künstlers Carl Lohse eröffnet.
Um den Bischofswerdaer Künstler Falk Nützsche gründete sich 1990 eine „Interessengemeinschaft Carl Lohse“ in der Stadt. Mit deren Hilfe wurde – gegenüber dem ehemaligen Wohnhaus und Atelier des Malers Carl Lohse – im sogenannten Bischofssitz 1993 eine Galerie zu Ehren Carl Lohses eingerichtet. Ein Großteil seines Nachlasses ging als Schenkung in den Besitz der Stadt über. Eine Auswahl dieser Arbeiten ist in einer ständigen Ausstellung zu sehen. Die neue Dauerausstellung „Unter vier Augen“ zeigt eine Vielzahl von Portraits.
Der gebürtige Hamburger Carl Lohse (1895-1965) kam nach dem Ende des Ersten Weltkrieges auf die Einladung des Armaturenfabrikanten Karl Hebenstreit erstmals nach Bischofswerda. Im Hause des Kolonialwarengroßhändlers Alfred Scheumann, dessen Tochter Johanna Lohse 1925 heiratete, fand der junge Maler ideale Arbeitsbedingungen. Im Kreise der Dresdner Künstlerfreunde, darunter Erich Ponto, Ludwig Renn, Hildebrand Gurlitt, Erna Lincke und Hans Christoph, die im Scheumannschen Haus ein- und ausgingen, fühlte er sich respektiert und in seinem expressionistischen Schaffen bestärkt.
In der Folge entstand sein starkfarbiges Frühwerk, das heute zu den bedeutendsten Schöpfungen des deutschen Expressionismus nach dem Ersten Weltkrieg zählt. Ausstellungen in den Dresdner Galerien Arnold (1920) und Richter (1921) wurden von den Kritikern gelobt, sie brachten jedoch nicht die erhofften Verkaufserfolge, was Lohse zwang, für einige Jahre nach Hamburg zurückzukehren. 1929 zog er mit seiner Frau endgültig nach Bischofswerda; in das Haus seines Schwiegervaters, in dessen Kolonialwarengroßhandel Lohse auch mitarbeitete. Aber das Malen bestimmte weiter seine Freizeit. Die zweite Schaffensperiode, die bis 1939 anhielt, ist durch einen realistischeren Gebrauch der Farben gekennzeichnet. Das Spätwerk schließlich besticht durch bedeutende Porträts und Landschaften.
Zu Lebzeiten blieb Carl Lohse nur wenig künstlerische Anerkennung vergönnt, vor allem von den vorherrschenden Regimen – zunächst dem faschistischen, später dem der DDR – wurde er diffamiert und angefeindet. Aber der „kompromissunfähige“ Lohse ging seinen künstlerischen Weg unbeirrt weiter. 1965 verstarb er in Bischofswerda, wo er auch beigesetzt ist.