Davidstern soll in Görlitz nie wieder ein Fremdling sein
Davidstern und Landeskrone bilden wieder gemeinschaftlich wichtige Markierungen in der Stadt. Foto: Pawel Sosnowski
Görlitz. Am Montag wurde auf der neuen Görlitzer Synagoge wieder ein Davidstern errichtet. Der 600 Kilogramm schwere Stern wurde von der Stahlbaufirma Weiner aus Ludwigsdorf angefertigt und mit einem Kran auf die Kuppel des Hauses gehoben. Er ist 5,20 Meter hoch und 1,60 Meter breit.
Nora Goldenbogen betonte für die jüdischen Gemeinden, dass der Davidstern kein Fremdling ist. Foto: Pawel Sosnowski
Ministerpräsident Michael Kretschmer, Oberbürgermeister Octavian Ursu und Dr. Nora Goldenbogen als Vorsitzende des Landesverbandes Sachsen der Jüdischen Gemeinden, sprachen 14 Monate nach der Eröffnung der Kulturforums Görlitzer Synagoge anlässlich des neuerlichen Bauabschnittes Grußworte.
Der Görlitzer Stadtrat hatte sich am 24. September 2020 für die Wiedererrichtung des Davidsterns ausgesprochen. Dank 25 Spenden sind für das Vorhaben 81.000 Euro zusammengekommen.
Michael Kretschmer betonte, der Davidstern stehe „für Religionsfreiheit und Toleranz aus der Mitte der Gesellschaft“ und für den Respekt gegenüber Juden. Octavian Ursu meint: „Für Görlitz ist dieser Bauabschnitt nicht nur aus historischer, erinnerungskultureller und denkmalpflegerischer Sicht von großer Bedeutung. Wir erleben heute einen historischen Moment und eine Herzensangelegenheit für unsere Stadt.“
Dr. Nora Goldenbogen erinnerte daran, dass der Stern im Nationalsozialismus als Symbol des Judentums und mithin als Fremdling aufgefasst wurde. „Deswegen wurde er auch am 10. November 1938 in Görlitz abgenommen und zerstört. Es ist ein sehr bewegender Moment für uns, dass der Stern heute wieder auf die Kuppel und damit ins Stadtbild kommt. Damit verbinden wir die Hoffnung, dass er nie wieder ein Fremdling wird“, so Nora Goldenstern.
Am 9. November 1938 wurden in ganz Deutschland und so auch in Görlitz Synagogen angezündet. Der 1911 eröffnete Görlitzer Bau wurde jedoch von Feuerwehrleuten gelöscht. Am nächsten Tag wurde der Davidstern von der Kuppel entfernt. Da durch den Brand nur die Innenausstattung zerstört wurde, ist das Görlitzer Gebäude der einzige original erhaltene und restaurierte Synagogenbau im heutigen Gebiet Sachsens. Nach einer Zugehörigkeit zur Jüdischen Gemeinde Dresden, erwarb die Stadt die Synagoge 1963 und nutzte sie als Lagerraum für Kulissen des Theaters. Der Verfall des Gebäudes schritt soweit voran, sodass in den 70er-Jahren ein Abriss erwogen und schließlich durch Intervention des Instituts für Denkmalpflege verhindert wurde.
Kommentare zum Artikel "Davidstern soll in Görlitz nie wieder ein Fremdling sein"
Die in Kommentaren geäußerten Meinungen stimmen nicht unbedingt mit der Haltung der Redaktion überein.
Goldenbogen. Nicht Goldenstern. Bitte
Kommentar der Redaktion:In der Bildunterschrift hat die Assoziation durch den Davidstern einen Streich gespielt, während der Name im Text richtig war. Entschuldigung! Die Redaktion hat die Bildunterschrift korrigiert.