Den 47. Zittauer Gebirgslauf im Frühherbst genießen
Stephan Meyer, Präsident des Oberlausitzer Kreissportbundes, absolviert schon seit vielen Jahren den Zittauer Gebirgslauf. Foto: Archiv/Steffen Linke
Steffen Linke, Redakteur des „Oberlausitzer Kurier“, befragte ihn rund um die „verordnete Zwangspause“ des massensportlichen Ereignisses.
Herr Meyer, wie sehr schmerzt es Sie in Ihrer Funktion als Präsident des Oberlausitzer Kreissportbundes, dass der Zittauer Gebirgslauf und Wandertreff nach der Absage im vergangenen Jahr, 2021 von Ende April auf Samstag, 18. September, und Sonntag, 19. September, verschoben werden musste?
Für Stephan Meyer ist der Zittauer Gebirgslauf ein wunderbares Naturerlebnis und gleichzeitig auch immer eine persönliche Herausforderung, eine solche Distanz zu bewältigen. Foto: privat
Stephan Meyer: Natürlich schmerzt es mich als Sportler und Kreissportbund-Präsident sehr, dass wir ein zweites Mal in Folge den Zittauer Gebirgslauf und Wandertreff verschieben müssen. Es ist aber unter den jetzigen Umständen eine verantwortungsvolle Entscheidung, weil die Durchführung einer derart großen Sportveranstaltung mit Blick auf das Infektionsrisiko gegenwärtig nicht vernünftig wäre.
Inwieweit waren denn von Seiten des Oberlausitzer Kreissportbundes schon Vorbereitungen für die neue Auflage des Zittauer Gebirgslaufs und Wandertreffs Ende April im Gange?
Stephan Meyer: Wir haben uns natürlich schon seit dem vergangenen Jahr mit der Planung und Vorbereitung der Strecken, inklusive der Abstimmung mit Behörden auch in Tschechien und Polen, beschäftigt. Wir haben unter anderem die notwendige Beschilderung etc. erstellt, die Startunterlagen vorbereitet und Helfer und Unterstützer akquiriert und informiert. Das ist eine große Gemeinschaftsleistung, die ohne die über das Normalmaß hinausgehende engagierte Arbeit unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kreisgeschäftsstelle und der wunderbaren ehrenamtlich Tätigen gar nicht machbar wäre.
Inwieweit könnte Ihrer Meinung nach das Ansehen bzw. die Ausstrahlungskraft des Zittauer Gebirgslaufs und Wandertreffs aufgrund der „verordneten Zwangspausen“ leiden?
Oder bleibt das Renommee ungebrochen, sobald der Startschuss für die Läufer und Wanderer im und am Olbersdorfer Stadion wieder ertönt?
Stephan Meyer: Den Zittauer Gebirgslauf und Wandertreff macht unserer Meinung nach neben den sportlich anspruchsvollen und landschaftlich reizvollen Strecken die großartige, familiäre Atmosphäre aus. Zum Ersatztermin erwarten wir, dass diese Stimmung wieder Bahnen bricht. Schon jetzt erreichen uns erwartungsvolle und positive Nachrichten von Teilnehmern, die dem Ersatztermin entgegenfiebern. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir den großen Zuspruch der vergangenen Jahre auch wieder erhalten werden.
Können Sie sich vorstellen, dass viele Läufer und Wanderer Ende April – wie auch schon im vergangenen Jahr – zu ihrem eigenen Gebirgslauf und Wandertreff starten bzw. aufbrechen?
Stephan Meyer: Wir freuen uns, wenn viele Sportlerinnen und Sportler den Termin zum Anlass nehmen und sich im Freien – unter Einhaltung der AHA-Regeln – gleich in welcher Disziplin sportlich betätigen. Wir werden dazu wieder einen Wettbewerb mit individuellen Gebirgslauf-Gewinnen auf unserer Facebook-Seite starten.
Inwieweit gibt so eine „verordnete Zwangspause“ dem Veranstalter auch Kraft für neue Taten?
Stephan Meyer: Die Zwangspause ist zum Beispiel hilfreich für die Planung und Umsetzung des Hygienekonzeptes. So wird es unter anderem eine Aufteilung von Wandern und Laufen auf zwei Tage geben. Aber auch für unsere zahlreichen anderen Sport- und Bildungsveranstaltungen können wir dadurch neue Konzepte ausprobieren, unter anderem Online-Grundlehrgänge im Rahmen unserer Übungsleiter-Ausbildung oder eine digitale Kindersportwoche KISWO.
Aus welchem eigenen Antrieb laufen Sie eigentlich beim Zittauer Gebirgslauf seit wann und über welche Strecken mit?
Stephan Meyer: Ich laufe seit meiner Jugend und fieberte mit 18 Jahren darauf hin, das erste Mal beim langen Kanten über 35 Kilometer zu starten. Seitdem habe ich fast jedes Jahr teilgenommen. Seit vielen Jahren gehe ich, nachdem ich den Startschuss gegeben habe, selbst auf die Strecke. Es ist ein wunderbares Naturerlebnis und gleichzeitig auch immer eine persönliche Herausforderung, eine solche Distanz zu bewältigen. Auch in der Politik brauche ich Kondition und Hartnäckigkeit – dazu hilft mir die sportliche Betätigung.
Inwieweit haben Sie da vielleicht auch schon die ein oder andere lustige Anekdote erlebt?
Stephan Meyer: Es kam schon manchmal vor, dass wir Läufer uns bei T-Shirt-Wetter im Olbersdorfer Stadion am Lauschekamm durch Schnee erfrischen konnten. Einmal habe ich einen Läufer auf den letzten Kilometern von Eichgraben ins Ziel motiviert, als er schon aufgeben wollte. Wir sind gemeinsam gelaufen und wir haben es beide geschafft. Später gab er ein Fernsehinterview und erwähnte meine Begleitung. Dass wir beide gemeinsam ins Ziel kamen, war ein viel schöneres Erlebnis, als wenn ich ein paar Minuten früher reingekommen wäre.
Wie haben Sie das Fluidum bei Ihren Teilnahmen am Zittauer Gebirgslauf und Wandertreff erlebt?
Stephan Meyer: Es ist ein tolles Gemeinschaftserlebnis, wo Jung und Alt am Start sind. Dabei geht es vor allem darum, miteinander den Naturpark Zittauer Gebirge zu erlaufen. Im Ziel gibt es so manches Wiedersehen und den gemütlichen Austausch mit Wanderern oder der „Fangemeinde“, die die Läufer an der Strecke unterstützt hat. Ich habe besonders Respekt vor den Menschen, die eigentlich kaum Sport treiben, beim Zittauer Gebirgslauf und Wandertreff aber starten, weil es einfach gemeinsam mehr Spaß macht.
Wie haben Sie sich nach Ihren Läufen damals akklimatisiert?
Stephan Meyer: Nach viel Tee – gereicht von unseren fleißigen Helfern im Ziel – ruhe ich mich meist auf dem Fußballplatz aus, um dann ein kühles Bier zu genießen.
Sie selbst nutzen den ursprünglichen Termin des Zittauer Gebirgslaufs und Wandertreffs Ende April, um wieder eine längere Strecke im Gebirge zu laufen und freuen sich auf ein zumindest virtuelles Gemeinschaftserlebnis mit einigen Gleichgesinnten. Was versprechen Sie sich davon ganz konkret?
Stephan Meyer: Ich verspreche mir, dass wir alle trotz der derzeit schwierigen Situation das Beste daraus machen und uns deutlich machen, dass es ein hohes Gut ist, gesund zu sein und Sport treiben zu können. Der virtuelle Lauf macht es leichter, durch diese Zeit zu kommen und sich gegenseitig zu motivieren. Das macht Mut und bringt die Vorfreude auf ein sportliches Wiedersehen beim Nachholtermin im Frühherbst.