„Denkmalignoranz plus Inkompetenz" in Görlitz
Nach der Renovierung sind die wunderschönenen Stukaturen an diesem Gebäude verschwunden. Foto: Till Scholtz-Knobloch
Görlitz. Bereits vor Weihnachten wandte sich das ’Stadtforum Görlitz’ mit einem Anliegen an die Redaktion, das in den sozialen Netzwerken schon einige Empörung hervorbrachte. Es „nimmt mit Entsetzen die aktuelle Fassadengestaltung an den Gebäuden Salomonstraße 13/14 zu Kenntnis.“
„Für eine Denkmalstadt wie Görlitz ist eine solch schändliche Preisgabe von historischen Fassaden schlichtweg nicht nachvollziehbar“, sagt Thomas Göttsberger, stellvertretender Vorstand des Stadtforums Görlitz. „Wir fordern die Herstellung des ursprünglichen Zustandes der Fassaden mit allen Stuckelementen“, teilt er weiter mit. „Wenn Denkmalignoranz auf der einen Seite mit Inkompetenz auf Bauherrenseite zusammentrifft, ergibt sich ein so gefährliches Gebräu, das den Ruf der Stadt Görlitz als Denkmalstadt in seinen Grundfesten zerstören kann“, so das Stadtforum. Problematisch sei auch, dass das Landratsamt eine eigene Denkmalschutzbehörde für den Landkreis unterhält, aber durch eigenes Handeln Denkmalschutzbelange konterkariere. Die Geringschätzung des Denkmalschutzes in Görlitz sei leider schon seit mehreren Jahren festzustellen.
Nur als Schutzbehauptung könne die Aussage von Hartmut Wilke vom Amt für Stadtentwicklung gewertet werden, dass die Stuckfassaden aufgrund von Bauschäden nicht mehr zu halten gewesen seien. „Hätte es die behaupteten Bauschäden im Inneren der Gebäude tatsächlich gegeben, wäre der Stuck an der Außenfassade von alleine abgefallen“, so Andreas Vogel, Vorstand des Stadtforums. Vor Beginn der Sanierung durch das Landratsamt waren die Stuckfassaden jedoch noch vollständig erhalten!
Unumgänglich sei „die sofortige Umwandlung des Görlitzer Denkmalschutzes in ein eigenes Amt mit Vetorecht, um zukünftig Auswüchse von, dem Denkmalschutz offensichtlich nicht zugeneigten Personen, bereits im Keim ersticken zu können.“ Die denkmalpflegerischen Fehlentwicklungen der letzten Jahre sollten Anlass sein, im Amt für Stadtentwicklung personelle Veränderungen vorzunehmen. „Nicht jeder hat“, so Thomas Göttsberger, „eine Antenne für den Denkmalschutz.“ Oberbürgermeister Ursu habe nach seinem Amtsantritt ausreichend Zeit gehabt, Missstände und Fehlbesetzungen in der Stadtverwaltung zu korrigieren.