Der Bergbau ist noch immer allgegenwärtig
Wenn von Spuren des Bergbaus die Rede ist, darf natürlich auch die bergmännische Traditionspflege nicht fehlen.
Region. „Die Grube unterlag im Konkurrenzkampf den Braunkohlentagebauen von Hirschfelde und denen in der Niederlausitz“, schreibt die Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft mbH (LMBV) im dem Berzdorfer See gewidmeten Heft 13 ihrer Reihe „Wandlungen und Perspektiven“ zur Schließung 1927. Nachfolgend füllte sich die Grube „in nur 50 Tagen mit Wasser aus der Pließnitz und dem Mühlgraben.“ Damals entstand – quasi im Schnelldurchlauf und ohne geotechnische Begleitung – schon einmal ein „Berzdorfer See.“
Die Wunde am Westhang des Sees unterhalb von Jauernick-Buschbach beschäftigt auch 40 Jahre nach ihrer Entstehung noch immer die Sanierer.
So schnell ging es 70 Jahre später nicht, als die Grube Berzdorf nach ihrem „zweiten Leben“ erneut zur Flutung anstand, auch wenn das Neißehochwasser von 2010 in erheblichem Maße „nachhalf.“ Doch dieser Aspekt der Seengeschichte wurde bereits im vergangenen Jahr anlässlich des zehnten Jahrestages dieses dramatischen Ereignisses ausführlich aufgegriffen. Zum Jubiläum der Wiederinbetriebnahme soll es viel mehr um die Frage gehen: Was ist heute, 75 Jahre später, noch vom Bergbau übrig, was erinnert daran?
Rutschung P als Bergbau-Wunde
Kathleen Hofmann-Mitzschke aus der Pressestelle der LMBV nennt dazu als erstes spontan das Stichwort „Rutschung P.“ Und tatsächlich beschäftigt diese Wunde am Westhang des Sees unterhalb von Jauernick-Buschbach auch 40 Jahre nach ihrer Entstehung noch immer die Sanierer. „Auf einer Breite von 1,8 Kilometern bewegten sich etwa 100 Millionen Kubikmeter Erdmassen“, weiß man heute. Doch dies geschah nicht plötzlich wie beim „Setzungsfließen“ im Lausitzer Revier, sondern dauerte viele Jahre „bis zur Schüttung von Stützkippen in den 90er Jahren.“ Noch heute gilt der Bereich als sensibel, sodass sogar der unbefestigte Wirtschaftsweg an dieser Stelle auf mehreren hundert Metern durch Verbotsschilder abgesperrt ist.
Doch das ist nur der sichtbare Teil des bergbaulichen Erbes. Generell steht der Berzdorfer See noch immer unter Bergaufsicht und unterliegt damit der „bergrechtlichen Verantwortung der LMBV“, wie Kathleen Hofmann-Mitzschke erklärt. Doch was bedeutet das konkret? „Wir führen hier noch immer Reparaturen und Sanierungsarbeiten durch“, so die Sprecherin.
Sanierung und Traditionspflege
So wurden in den letzten Monaten drei Wasserdurchlässe im Bereich der Rutschung P repariert sowie Teilbereiche der Nord- und Ostmarkscheide gegen Kliffbildung gesichert. (Kliffe sind Unterspülungen des Ufers infolge des ständigen Wellenanpralls). Für die kommenden Jahre zählt Kathleen Hofmann-Mitzschke folgende Arbeiten auf: „Errichtung von Wellenbrechern vor der Nord- und Nordostböschung, Abbruch des Grabenbunkers, Ersatzneubau Brücke/Durchlass Zufahrt Schloss, Anbindungen der drei westlichen Vorfluter, Sicherung der Südwestböschung (Abfang und gezielte Ableitung von Sickerwasser).“ Das Pflichtenheft der LMBV ist also nach wie vor gut gefüllt, wobei es nicht nur um bloße Sanierung, sondern auch um touristische Aufwertung geht.
Wenn von Spuren des Bergbaus die Rede ist, darf natürlich auch die bergmännische Traditionspflege nicht fehlen, die vom Verein Oberlausitzer Bergleute e.V. und vom Verein bergbaulicher Zeitzeugen e.V. betrieben wird. Ersterer hat im Bahnhof Hagenwerder eine ständige Ausstellung eingerichtet, letzterer betreibt den Schaufelradbagger 1452 als technisches Museum. Auch im Heimatmuseum Bernstadt wird des Bergbaus „vor der Haustür“ gedacht. Der Bereich der früheren Tagesanlagen mit dem noch erhaltenen Hochbunker – als weiterem erhaltenen bergbaulichen Zeugnis – soll laut erst unlängst aufgestelltem Bebauungsplan einer touristischen Nutzung zugeführt werden. Ziel des Planes ist es laut Begründung unter anderem, den Hochbunker vor dem Verfall zu retten.