Der Besuch der alten Dame auf der Bautzener Bühne
Die eigentliche Puppe wirkt als die menschlichste Figur auf der Bühne. Foto: Miroslaw Nowotny
Bautzen. Friedrich Dürrenmatts Klassiker „Der Besuch der alten Dame“ ist am 8. März, 19.30 Uhr, zum letzten Mal im Burgtheater zu sehen. Friedrich Dürrenmatt zeigt in seiner bitterbösen Tragikomödie menschliche Moral als reine Fiktion, als Hülle, die sich je nach Eigeninteresse mit Inhalten füllen lässt. Die Vorstellung im Burgtheater ist das Theaterschnäppchen des Monats.
Modern, bildgewaltig und spielfreudig bringt die Puppentheaterinszenierung Dürrenmatts Skandalstück aus den 50er Jahren über die Bestechlichkeit von Moral und Menschlichkeit auf die Bühne: Hinter halbdurchsichtigen Masken lugen die zunächst hoffnungslosen und entseelten, später dann gierigen Augen der Güllener (verkörpert vom sechsköpfigen Ensemble) in die Welt – das Maskenspiel lässt sie als entmenschlicht, wie Puppen erscheinen, grotesk in Aussehen und Bewegung.
Dagegen wirkt die eigentliche Puppe (Ausstatterin Marita Bachmaier zersägte eine Schaufensterpuppe und flickte sie wieder zusammen) als die menschlichste Figur auf der Bühne: Claire Zachanassian. Die Milliardärin wird stets im Rollstuhl von ihrem Diener sowie einem im Laufe des Stückes immer wieder wechselnden Ehemann herumgeschoben. Sie hat eben schon zahlreiche Verkehrskatastrophen überlebt und scheint auch ansonsten jedes Naturgesetz aus den Angeln zu heben. Geld macht’s möglich und davon hat sie reichlich.
Daher schauen die Güllener ihrem Besuch auch so hoffnungsvoll entgegen. Und tatsächlich ist Claire Zachanassian nicht abgeneigt, ihrem Geburtsstädtchen finanziell unter die Arme zu greifen. Sie stellt nur eine Bedingung: den Tod von Alfred Ill, ihrem einstigen Geliebten. Zunächst halten die Güllener Menschlich- und Gerechtigkeit hoch. Doch schon bald wenden sich das Blatt und die Moral der Güllener. Unter dem Diktat des Geldes erblühen neue Gedanken und Überzeugungen, zulasten Alfreds, zugunsten Claires.