Der Gasthof Oßling wird jetzt abgerissen
Der Oßlinger Gasthof – ein Anblick, den es schon bald so nicht mehr geben wird. Foto: privat
Schon seit geraumer Zeit sperren Bauzäune den Zugang zum Gelände des früheren Gasthofes ab. Foto: privat
In der zurückliegenden Tagen hat der Abbruch des Gasthofs „Zum alten Wirtshaus“ in Oßling begonnen. In einem ersten Schritt führt eine Hoyerswerdaer Spezialfirma die Entkernung durch, bevor es dann an die Gebäudesubstanz geht. Bis Ende des Monats sollen die Arbeiten abgeschlossen sein.
Oßling. Wie aus der Ausschreibung des Ingenieurbüros NUB aus Felixsee (Brandenburg) hervorgeht, unterteilt sich die Gesamtmaßnahme in drei Teilobjekte: Gasthaus, Saal und Wohnhaus. Beim Gasthaus handelt es sich demnach um einen Mauerwerksbau mit einstmals ausgebautem Dachboden. Es verfügt über einen Anbau sowie einen Gewölbekeller, der einst zur Lagerung von Vorräten diente. Der Saal wurde südwestlich an das Gasthaus angebaut, sein Fußboden ist mit Parkett belegt.
Die Beheizung erfolgte über Öfen unterschiedlicher Art, deren Abgase über zwei gemauerte Schornsteine abgeleitet wurden. Die Vermüllung wird in der Ausschreibung als „mäßig“ bezeichnet, die Medienanschlüsse sind noch weitgehend vorhanden. Nördlich grenzt an den Saal das Wohnhaus an. Im Außenbereich befinden sich Wildbewuchs und Ablagerungen von Boden und Ziegelbruch, außerdem wird vom Vorhandensein einer Sammelgrube mit Resten von Fäkalschlamm ausgegangen.
Laut der Denkmalliste des Freistaates Sachsen geht die Geschichte eines Gasthofes in Oßling bis in das Jahr 1594 zurück. Um 1900 erfolgte demnach der Anbau eines Saales.
Es handelt sich demnach um einen „gedrungenen Bau mit Krüppelwalmdach, dahinter großer Tanzsaal mit Rundbogenfenstern, baugeschichtlich, ortsgeschichtlich und ortsbildprägend von Bedeutung.“
Laut Kommentaren auf der Facebook-Seite „Die Oßlinger“ beherbergte er einst auch einen Jugendclub. Bemerkenswert sind die Deckenmalereien im Saal, die um 1900 von italienischen Wanderarbeitern geschaffen worden sein sollen.
Im Juli 2014 wurden die Oßlinger Feuerwehren zu einem Einsatz in den alten Gasthof alarmiert, mehr als 40 Kameraden auch aus Bernsdorf, Kamenz und Wittichenau löschten ein altes Sofa und Unrat, die in Brand geraten waren. Vor etwa zwei Jahren beschloss der Gemeinderat, das Areal von den privaten Vorbesitzern zu erwerben. Ursprüngliche Pläne zur Entwicklung wurden angesichts des tatsächlichen Zustands nicht weiter verfolgt. Im März 2023 fiel der Beschluss zum Abriss, der zu 90 Prozent über ein Landesprogramm gefördert wird. Es ist übrigens nicht der erste Gasthof-Abriss in der Gemeinde Oßling in jüngerer Zeit – bereits 2022 traf den alten Gasthof in Lieske dasselbe Schicksal.
Freilich soll das Areal des Oßlinger Gasthofs nach dem Abriss nicht ungenutzt bleiben, Wie die Lausitzwelle unter Berufung auf Bürgermeister Johannes Nitzsche berichtet, soll das Areal „später zu einem Dorfzentrum und Treffpunkt für die Ortsgemeinschaft weiterentwickelt“ werden. Auch ein auf dem Gelände vorhandener Brunnen, der noch Wasser führt, soll darin einbezogen werden. Der Sockel des Saals könnte ebenfalls erhalten bleiben und der Erinnerung an den alten Gasthof dienen.