Der Tschernobylverein löst sich jetzt auf
Erholungsaufenthalte speziell für an Diabetes erkrankte Kinder bot der Verein an. ⋌Foto: Archiv
Kamenz. Der „Initiative Kinder von Tschernobyl“ e.V. mit Sitz in Kamenz löst sich auf. Wie aus der entsprechenden Anzeige im Sächsischen Amtsblatt hervorgeht, hat die Mitgliederversammlung des Vereinsdie Auflösung beschlossen. Gläubiger sind aufgerufen, sich bei den Liquidatoren und vormaligen Vorsitzenden Georg Tietzen und Gerswin Abt zu melden. Der Kamenzer Tschernobyl-Verein war eine der größten und wirkungsvollsten Initiativen zur Hilfe und Unterstützung der Kinder aus dem von dem Reaktorunfall im Jahre 1986 betroffenen Gebiet. Er hatte sich Ende 1990 gegründet, nachdem im gleichen Jahr bereits 47 Kinder aus der Region Buda-Koschelowo in Kamenz zu Gast gewesen waren. Sein Domizil hatte der Verein im früheren Kindergarten „Pfiffikus“ in Kamenz-Ost. Neben den Erholungsaufenthalten speziell auch für an Diabetes erkrankte Kinder führte der Verein auch zahlreiche Hilfstransporte mit dringend benötigten Gütern durch.
Allerdings wurde die Arbeit zunehmend durch bürokratische Hemmnisse erschwert. Die Zusammenarbeit mit den belorussischen Behörden schwankte zwischen offener Behinderung und Duldung, wobei sich die Situation im Jahre 2019 wieder gebessert hatte. 2020 musste der Verein seine Aktivitäten absagen, da aufgrund von Corona keine Genehmigungen für Auslandsaufenthalte mehr erteilt wurden.
Daran hat sich bis heute nichts geändert. 2021 beteiligten sich die Kamenzer an einem Hilfstransport des Schwestervereins in Ottendorf-Okrilla. 2022 stellte der Verein seine Räumlichkeiten als Anlaufstelle für die Ukraine-Hilfe der Stadt Kamenz zur Verfügung. 2023 nun folgte die Auflösung – der Vorstand hatte bereits in den Vorjahren wiederholt auch über Nachwuchsprobleme geklagt.