Die Astrophysik hält bei Kahlbaum in Görlitz Einzug
Günther Hasinger (r.) erläuterte Wissenschaftsminister Sebastian Gemkow (links von ihm), OB Ursu, Landrat Meyer und Gästen auf dem Kahlbaumarel seine Visionen. Foto: Till Scholtz-Knobloch
Der Startschuss ist gefallen. Das Kahlbaum-Areal in Görlitz wird zum neuen Campus des Deutschen Zentrums für Astrophysik (DZA), das sich derzeit in der Aufbauphase befindet.
Görlitz. Der Freistaat hat das historische Gelände nahe der Hochschule von der Eigentümergesellschaft erworben und stellt es dem DZA dauerhaft kostenfrei zur Verfügung. Über die Kosten des Grundstückserwerbs wurde Stillschweigen vereinbart, der Baubeginn steht noch nicht fest. Sachsens Wissenschaftsminister Sebastian Gemkow betonte zur Bekanntgabe in Görlitz: „Nun gibt es Gewissheit und ich freue mich, dass es gelungen ist, den Wunschstandort des DZA für den Aufbau des neuen Großforschungszentrums hier zu sichern. Dass wir damit gleichzeitig dem historischen Kahlbaum-Areal neues Leben einhauchen können, freut mich besonders.“ Das neue Zentrum könne nun Teil eines Wissenschaftsnetzwerks werden, das bereits das Casus-Institut, das Fraunhofer-Institut, den Innovationscampus auf dem Siemens-Energy-Gelände, die Senckenberg-Forschungsgesellschaft und die Hochschule umfasse. Günther Hasinger, der designierte Gründungsdirektor des DZA, zeigte sich begeistert: „Das Kahlbaum-Areal war unser Wunschort, um im Herzen Europas einen prominenten Platz für Spitzenforschung zu schaffen.“ Zukünftig werden hier rund 1.000 Mitarbeiter arbeiten, darunter etwa ein Drittel Wissenschaftler. Die restlichen Beschäftigten werden in administrativ oder technisch tätig sein. Geplant ist der Bau von Laboren und Werkstätten.
Am Tag der finalen Standortbestätigung kam auch ein weiteres Großprojekt zur Sprache. Minister Gemkow erklärte: „Wir möchten auch das Einstein-Teleskop nach Sachsen holen und unterstützen alle Bemühungen, die zu einer Standortentscheidung für die Lausitz führen. Beide Großprojekte, DZA und Einstein-Teleskop, passen inhaltlich perfekt zusammen und würden sich als direkte Nachbarn gut ergänzen.“ Das Einstein-Teleskop ist ein europäisches Projekt zur Errichtung eines unterirdischen Gravitationswellendetektors, der in Form eines gleichseitigen Dreiecks aufgebaut ist.
Das Kahlbaum-Areal hat eine traditionsreiche Geschichte: 1855 wurde hier die erste Epilepsieklinik Deutschlands gegründet. Später war es Sitz der „Zweiten Med“, bevor das Gelände ab 2004 brachlag. Nun soll es renoviert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.