Die Ganzmacher – eine Erfolgsgeschichte
Jörg Hofmann kümmert sich um eine defekte Espresso-Maschine, die schon etliche Jahre auf dem Buckel hat. Foto: Carmen Schumann
Vor fast zehn Jahren hatten einige findige Leute in Bautzen eine Idee, die sich zwischenzeitlich zu einem wahren Besuchermagneten entwickelt hat.
Bautzen. Die Espresso-Machine hat schon ihre 15 bis 20 Jahre auf dem Buckel. Jetzt aber streikt sie. Ihre Besitzerin hofft aber dennoch, dass die Ganzmacher sie wieder zum Laufen bringen. Deshalb ist sie ins Bautzener Steinhaus gekommen, wo die Ganzmacher jeden ersten und dritten Dienstag im Monat kaputten Geräten wieder auf die Sprünge helfen. Das Angebot gibt es nun schon im zehnten Jahr.
Im Januar 2015 waren es 13 Leute, die sich zusammenfanden, weil sie dem Wegwerf-Wahn etwas entgegensetzen wollten. Mittlerweile ist ihre Zahl auf 17 angewachsen. Das ist gut so, denn auch die Zahl der Hilfesuchenden ist stetig gestiegen. Deshalb bildet sich an jenem Dienstag Anfang Mai schon eine kleine Schlange vor dem Steinhaus-Saal. Die Ganzmacher benötigen jetzt tatsächlich einen Saal, um den vielen Ratsuchenden helfen zu können. Anfangs reichte noch einer der kleineren Räume im Steinhaus aus.
Es sind vor allem ältere Menschen, die sich von ihren lieb gewordenen Haushaltsgeräten nicht trennen wollen. Schließlich sind sie in der DDR aufgewachsen, wo die Geräte in der Regel ewig hielten. Und wenn sie dann tatsächlich einmal streiken, lassen sie sich leicht reparieren. Bestes Beispiel ist das legendäre Rührgerät RG 28, welches praktisch unkaputtbar ist und zu den Lieblingen der Ganzmacher gehört. Oft vorbeigebracht werden auch Nähmaschinen.
Angenommen werden alle Geräte, die man noch mit beiden Händen tragen kann. Waschmaschinen und Kühlschränke scheiden also aus. Das betrifft auch Fernseher, Computer und Kopierer. Dort ist die Vielfalt an Mikrochips einfach zu groß und unübersichtlich. Anfangs hatten die Ganzmacher auch Textilien zu reparieren. Doch hier ist die Nachfrage stark zurückgegangen. Dafür gibt es jetzt genügend andere Anlaufstellen. Höchstens ältere Menschen, die Schwierigkeiten mit der Feinmotorik haben, lassen gelegentlich ein Kleidungsstück reparieren.
Das Durchschnittsalter der Ganzmacher ist recht hoch. Deshalb würden sich die Ganzmacher über jüngeren Zuwachs freuen. Dazu muss man nicht unbedingt Mitglied im Verein sein.
Zu jedem Reparaturtreff kommen 25 bis 35 Ratsuchende. Von 16 bis 18.30 Uhr sind die Ganzmacher für sie da. Manchmal können sie nur die Fehler-Ursachen ermitteln. Um Ersatzteile müssen sich die Ratsuchenden gegebenenfalls selbst kümmern. Wenn der Betreffende keinen Internetzugang hat, übernehmen das die Ganzmacher, allerdings gegen Vorkasse. Es gibt auch Fälle, da reicht schon eine Grundreinigung und das Gerät läuft wieder wie eine Eins.
Service: Zu ihrem nächsten Reparaturtreffen laden die Ganzmacher am 21. Mai von 16.00 bis 18.30 Uhr ein. Aufgrund des großen Zuspruchs werden die Besucher gebeten, nur je einen Gegenstand zur Reparaturaufnahme mitzubringen.