Die Liebfrauenkirche Bautzen muss saniert werden
Die Liebfrauenkirche kommt äußerlich eher unscheinbar daher, verfügt aber über herausragende innere Qualitäten.
Der erhobene Zeigefinger von Pfarrer Veit Scapan zeigt es an: Hier besteht dringender Handlungsbedarf!
Der erhobene Zeigefinger von Pfarrer Veit Scapan zeigt es an: Hier besteht dringender Handlungsbedarf!
Das unscheinbare Gotteshaus außerhalb der ursprünglichen Stadtmauern braucht dringend frische Farbe. Und auch einige Mängel müssen behoben werden.
Bautzen. Von den zahlreichen Bautzener Kirchen steht die Liebfrauenkirche auf den Programmen der Besucher zumeist nicht an oberster Stelle. Einerseits, weil sie sich nicht unmittelbar im touristischen Zentrum zwischen Ortenburg, Rathaus und Reichenturm befindet; andererseits aber auch, weil sie sich eher unscheinbar zwischen die Häuser an Kornmarkt und Steinstraße schmiegt.
Einmal im Jahr jedoch, am Ostersonntag, rückt die Liebfrauenkirche stärker in den Fokus – als Startort der Osterreiterprozession nach Radibor. Ist sie doch die „gute Stube“ der katholischen Sorben in Bautzen und Umgebung – und das bereits seit Mitte des 11. Jahrhunderts, wenn man den entsprechenden Überlieferungen Glauben schenkt.
Besonderheiten sind unter anderem die von dem Kamenzer Künstler Gottfried Zawadzki gestalteten Farbfenster „Himmlisches Jerusalem“ sowie die aus dem 17. Jahrhundert stammende Kreuzigungsgruppe eines unbekannten Künstlers. 2006 erhielt die Kirche zwei neue Glocken, die alten blieben dabei erhalten. Ansonsten erscheint die Liebfrauenkirche als Ort der Ruhe an der oftmals von starkem Verkehr geplagten Steinstraße – eben als „Gute Stube.“
Und diese gute Stube ist in die Jahre gekommen. Darüber informierte der katholische Dompfarrer Veit Scapan, der auch für die Liebfrauenkirche verantwortlich zeichnet, unlängst den Sächsischen Staatsminister für Regionalentwicklung, Thomas Schmidt. Schließlich hat dieser als zuständiger Fachminister den besten Überblick über die Förderprogramme, die für ein solches Vorhaben in Frage kommen. Die letzte Grundsanierung hat laut Veit Scapan von 1996 bis 1998 stattgefunden, liegt also fast 30 Jahre zurück. „Unsere gute Stube ist ergraut“, bleibt der katholische Pfarrer bei dem eingangs genutzten Bild. „Sie bedarf einer umfassenden Auffrischung, sowohl innerlich als auch äußerlich.“
Neben der normalen Abnutzung, die sich im Laufe der Zeit einstellt, gilt es aber auch, vorhandene Mängel zu beheben. So sind durch die Verwendung von falschem Sanierputz in den Wänden Risse entstanden. Diese wurden zwar nachbearbeitet, sind aber immer noch deutlich erkennbar. Die bleiernen Regenabläufe an den Fensterbänken sind zu kurz geraten und schwarz angelaufen; sie müssen verlängert werden.
Hinsichtlich des Projektablaufes befindet sich die Katholische Gemeinde noch ganz am Anfang, wie Veit Scapan erklärt: „Wir sind noch bei der Kostenschätzung.“ Besonders zu Buche schlagen werde die Gerüstmiete, die für einen Zeitraum von voraussichtlich zwei Monaten gezahlt werden müsse. In dieser Zeit muss die Liebfrauenkirche auch geschlossen werden, „wir kommen bei unseren evangelischen Freunden unter.“ Generell arbeiteten katholische und evangelische Christen in Bautzen gut zusammen, „das zeichnet unser schon seit dem 16. Jahrhundert bestehendes Simultaneum aus.“ Einen Zeitplan gebe es noch nicht, außer dass die Sanierung „schnellstmöglich“ erfolgen solle.
Die Katholische Gemeinde plagen noch andere Erfordernisse. So bedarf laut Pfarrer Veit Scapan auch die Mauer des Nicolaifriedhofs dringend der Sanierung. Ein wirkliches Konzept dafür gibt es noch nicht: „Die Gräber reichen bis unmittelbar an die Mauer, man kann also nicht einfach Beton reinschütten.“ 1988 kam es zu einem Vorfall, den näher zu beschreiben die Pietät verbietet und der sich keinesfalls wiederholen soll ...