Die Museen sehen sich als wieder geöffnet an
Die neue Geschäftsführerin des Schlesisch-Oberlausitzer Museumsverbundes Sarah Kinsky möchte Schloss Krobnitz zum Dreh- und Angelpunkt des Verbundes machen. Foto: Till Scholtz-Knobloch
Region. In zahlreichen Pressemitteilungen verkünden die Museen der Region dieser Tage, dass sie mit neuer sächsischer Corona-Verordnung nun wieder geöffnet seien. In der vergangenen Ausgabe hatte der Niederschlesische Kurier bereits von der Ankündigung zur Wiederöffnung des Museums in Niesky kurz berichtet.
Der Haken ist freilich, dass die Öffnung keinesfalls eine Öffnung für alle Kulturinteressierten ist. Am 7. Januar hatte Dr. Gisbert Porstmann, Pressesprecher des Sächsischen Museumsbunds, der Redaktion mitgeteilt: „Die sächsischen Museen begrüßen ausdrücklich die Initiative des Ministerpräsidenten Michael Kretschmer und des Kulturministeriums für die Museen in Sachsen, die rechtlichen Grundlagen dafür zu schaffen, dass Museen und Ausstellungshäuser schnell wieder öffnen können.“
Darauf wandte sich die Redaktion an Dr. Porstmann mit der Feststellung: „Die Kulturministerin hat sich jedoch nicht auf eine echte Öffnung bezogen, sondern darauf, dass ein Zugang aus Ihrer Sicht nur unter 2G- oder gar 2G+-Regel denkbar sei.“
„Ihre Fragen kann ich Ihnen als stellvertretender Vorsitzender des Sächsischen Museumsbundes beantworten!“, schrieb daraufhin Freiherr Dr. Jasper von Richhofen, der Chef des Kulturhistorischen Museums in Görlitz. „Die Sächsischen Museen haben bereits am 5. November 2021 für einen Besuch der Ausstellungen die 2G-Regelung angewendet. Zusätzlich bestand Maskenpflicht in den Innenräumen und die Verpflichtung zur Kontaktverfolgung. Die Corona-Notverordnung sieht außerdem vor, dass in Innenräumen nunmehr keine medizinischen Masken, sondern FFP2-Masken verpflichtend sind. An diesen Regelungen möchten die sächsischen Museen im Falle einer Öffnung der Häuser gerne festhalten! Ansonsten gelten selbstverständlich auch für die Museen im Freistaat Sachsen die jeweils gültigen Corona-Regeln, an denen sie ihre Hygiene-Konzepte anzupassen haben.“
In diesem Kontext schreibt so z.B. nach Inkrafttreten der neuen Verordnung das Kulturforum Görlitzer Synagoge: „Ab Sonntag, den 16. Januar 2022, empfängt das Kulturforum wieder Besucher und Gäste. (...) Das geschichtsträchtige und architektonisch einmalige Gebäude kann unter 2G-plus-Bedingungen von Montag bis Sonntag zwischen 10.00 und 16.00 Uhr besucht werden.“
Das Kulturforum bietet zumindest also für diesen Personenkreis regelmäßig zwei thematische Führungen an. Jeden Donnerstag (um 14.00 Uhr) führt ein Vertreter des Förderkreises Görlitzer Synagoge mit Informationen zur Architektur, Ausstattung und zur Geschichte des Hauses durch die Synagoge. Unter dem Motto „Was macht die Görlitzer Synagoge einzigartig“, erzählt Alex Jacobowitz aus persönlichem jüdischen Blickwinkel jeden ersten Sonntag im Monat über die frisch restaurierte Synagoge und die Görlitzer Juden (jeweils um 11.00 und 12.00 Uhr).
Das Schlesische Museum und das Senckenberg-Museum betonen neben der dortigen 2G-Pflicht ferner auch die Vorgabe zum Tragen einer „medizinischen Mund-Nasen-Maske“, von der Kinder bis sechs Jahre befreit sind, während ab 16 Jahre eine FFP2-Maske verpflichtend sei.
Ist diese Hürde genommen, kann man im Senckenberg-Museum den „Neißeflug durch zwei Jahrtausende“ in 2D-Animation sowie Drohnenaufnahmen erleben, die die kultur- und landschaftlichen Veränderungen des Neißetals in den letzten 2.000 Jahren veranschaulichen. Die Sonderausstellung „Weder Pflanze noch Tier – das Reich der Pilze“ ist bis zum 24. Juli verlängert worden.
Der Schlesisch-Oberlausitzer Museumsverbund (SMOV) trägt wie das Kulturhistorische Museum mehrere Standorte. Im Schloss Königshain gibt es für besagten eingeschränkten Personenkreis die Sonderausstellung „Elegant und Provokativ“ zu sehen.
Das Dorfmuseum Markersdorf und das Granitabbaumuseum Königshainer Berge befinden sich bis Ende Februar bzw. bis Ende April allerdings noch in der Winterruhe. Der SMOV teilt jedoch mit, dass im Lichte der neuen Verordnung noch keine Veranstaltungen durchgeführt werden, so müsse das Kammerkonzert in Schloss Krobnitz am 23. Januar und der Textile Mitmachtag im Dorfmuseum Markersdorf am 30. Januar abgesagt werden.
Seit 1. Januar ist Sarah Kinsky Geschäftsführerin des SMOV und hat damit die Nachfolge von Sven Mimus angetreten. Kinsky studierte Kunstgeschichte an der TU Dresden und an der Universität Breslau. Eine erste Amtshandlung der neuen Leiterin ist die Verlegung des Geschäftssitzes von Görlitz nach Krobnitz. Langfristig plant sie, dem SMOV eine eigenständige Struktur zu geben. Hierfür soll Krobnitz der Dreh- und Angelpunkt werden.
Doch zurück zu den Coronavorgaben in den Museen. Mit ihnen ist auch der Großeltern-Enkel-Tag, zu dem am Sonntag, dem 23. Januar, in Görlitz das Kulturhistorische Museum mit seinen beiden Standorten wie auch das Senckenberg-Museum und das Schlesische Museum einladen, eigentlich ein „Geimpfte-Großeltern-Enkel-Tag“. Das Kulturhistorische Museum fragt im Barockhaus in der Neißstraße dabei: „Wie lebte man zur Barockzeit in Görlitz?“ Im Kaisertrutz führt die kulturgeschichtliche Zeitreise „Von der frühen Eiszeit bis zur politischen Wende 1989/90“.