Die Nutzungszeiten im Carsharing überzeugen
Tobias Schlüter koordiniert aus eigener Überzeugung die Carsharing-Idee in Görlitz und Niesky. Hier nutzt er selbst den „Teilauto“-Wagen am Görlitzer Demianiplatz. Foto: Till Scholtz-Knobloch
In Kürze wird ein weiteres „Teilauto“ in Görlitz das Carsharing als Alternative zum eigenen Wagen attraktiver machen. Tobias Schlüter versucht das Modell in Görlitz und Niesky zu popularisieren.
Görlitz/Niesky. „Auf das Carsharing bin ich unbeabsichtigt 2008 mit der Geburt meines ersten Sohnes gekommen“, berichtet Tobias Schlüter, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentrum für Innovation und Technologietransfer der Hochschule. Den eigenen Wagen hatte der aus Ulm zum Studium nach Görlitz gekommene Schlüter mit der Familie meist zu Fahrten zu den Großeltern genutzt. „Andere Familien haben uns angesprochen, ob sie das Auto auch nutzen könnten, weil ein Kindersitz drin war. Irgendwann war der Wagen nicht mehr nutzbar und am hiesigen Trawos-Institut habe ich mich mit Regionalentwicklungskonzepten im ländlichen Raum beschäftigt“, beschreibt der den Einstieg in die Idee, in der Oberlausitz ein Carsharing-Projekt zu initiieren. Der erste Anlauf dazu endete zwar mit der Insolvenz, doch der Idee blieb Schlüter verhaftet. Nun ist er Ansprechpartner des Anbieters Teilauto und flankiert die Sache ehrenamtlich und auch durch sein Engagement bei den Grünen. „Ich bin rechtlich aber nicht mit Teilauto verwoben“, betont er. Zuletzt ging es beim überparteilichen Mobilitätsforum um die Chancen in Görlitz und einiges spreche nun dafür, dass als vierter Standort im 1. Quartal 2022 neben einem Wagen am Landratsamt, einem am Demianiplatz sowie einem bei Emmaus in Niesky der Büchtemannplatz in der Görlitzer Südstadt das Angebot ergänzen werde, berichtet Schlüter. Er betone häufig: „Ein eigenes Auto steht im Schnitt 20 Stunden am Tag ungenutzt, beim Carsharing sind es 10 bis 12 Stunden.“ Und mit dem Ausbau der Strukturen sinke dieser Wert weiter.
Das Modell lebe von der Vernetzung mit dem ÖPNV, eine solche Ergänzung habe auf den Dörfern jedoch noch ihre Grenzen. „Dort beruhen gemeinsame Nutzungsmodelle stärker auf privater Absprache, was ja auch super ist“, bekundet Tobias Schlüter, der jedoch rechtliche Schwierigkeiten bei Fahrten über die Grenzen einräumt. „In Polen benötigt man eine schriftliche Erklärung vom Eigentümer, dass man den Wagen nutzen darf. In Tschechien gäbe es solche Probleme aber nicht.