„Die O-See Challenge ist einfach kultig“
Auf solche Momente der Glückseligkeit hofft Cheforganisator Dr. Klaus Schwager wieder bei der O-See Challenge 2021 im Naturpark Zittauer Gebirge. ⋌Foto: Thomas Glaubitz
Helena Erbenova-Karaskova gewann 2019 die XTERRA Germany. In diesem Jahr musste die O-See Challenge aufgrund der Corona-Pandemie abgesagt werden. Foto: Thomas Glaubitz
Die 20. O-See Challenge vom 14. bis 16. August im Naturpark Zittauer Gebirge mit der XTERRA European Championship und der XTERRA Germany im Crosstriathlon hätte sicher wieder weit über die Region hinausgestrahlt. Doch wie andere große Highlights musste auch dieses sportlich hochkarätige Event aufgrund der Corona-Pandemie abgesagt werden. Unser Redakteur Steffen Linke befragte dazu den Cheforganisator Dr. Klaus Schwager.
Herr Schwager, wie viel Wehmut ist denn bei Ihnen noch dabei, wenn Sie daran denken, dass unter normalen Umständen vom 14. bis 16. August eigentlich die 20. O-See Challenge im Naturpark Zittauer Gebirge stattfinden würde?
Klaus Schwager: Ziemlich viel. Das ist doch klar. Die O-See Challenge ist für eine Menge Menschen inzwischen das Highlight des Jahres geworden, auf das man zielgerichtet hingearbeitet hat und auf das sich viele schon das ganze Jahr gefreut haben. Das tut mir schon weh, diese Menschen enttäuschen zu müssen.
Wie weit waren denn schon die Vorbereitungen der Organisatoren zur 20. Auflage der O-See Challenge gediehen?
Klaus Schwager: Ziemlich weit, insbesondere konzeptionell. Die Anmeldungen waren auch schon voll im Gange – lagen bei circa 50 Prozent. Gottseidank hatten wir aber die meisten Dienstleistungen noch nicht vertraglich gebunden. Ansonsten wäre es ein Desaster geworden. So sind wir finanziell mit einem blauen Auge davongekommen. Auch dank der Unterstützung durch Zittau, Olbersdorf, den Freistaat und nicht zuletzt dank des Großmutes der meisten gemeldeten Teilnehmer, denn viele haben auf die Rückzahlung des Startgeldes verzichtet oder haben die Ummeldeoption für 2021 in Anspruch genommen.
Was hat die Absage für den ausrichtenden Verein und für Sie als Cheforganisator konkret bedeutet?
Klaus Schwager: Für den Verein ist das „Ankerevent“ entfallen, das Event, dem der Verein die Existenz verdankt und das den Verein so zusammengeschweißt hat. Das fehlt uns, daran hatten alle schon zu kauen. Für mich und den Vorstand hieß es bei aller Wehmut umschalten auf Krisenmanagement und den Verein durch diese ungewohnte Situation zu führen – sprich auch Ruhe zu bewahren...
Wie sehr freut es Sie eigentlich, dass trotz der Absage der O-See Challenge die Kommunen Zittau und Olbersdorf und sicher auch andere Sponsoren den Verein und die Organisatoren finanziell mit doch erheblichen Summen unterstützt haben?
Klaus Schwager: Sehr. Natürlich empfinde ich dies als großen Vertrauensbeweis. Es macht deutlich, wie sehr Zittau und Olbersdorf inzwischen hinter der Veranstaltung stehen, wohl wissend, was das inzwischen für ein Schwergewicht in der Außenwahrnehmung der Region geworden ist. Wir versuchen trotz des Ausfalls die Neugier, das Interesse und die Aufmerksamkeit weiterhin auf die Veranstaltung zu lenken. Dazu haben wir beispielsweise die Fahrradaktion gestartet – nur dass die markanten Fahrräder nun bereits auf 2021 hinweisen und zur Teilnahme am Quiz zu 20 Jahren O-See Challenge einladen. Die Resonanz darauf ist durchweg positiv.
Können Sie sich vorstellen, dass viele Sportler, ähnlich wie beim abgesagten Zittauer Gebirgslauf und Wandertreff, am 15. und 16. August zu ihrer eigenen O-See Challenge im Naturpark Zittauer Gebirge starten?
Klaus Schwager: Davon wird es schon einige geben. Ich glaube aber nicht an eine Massenbewegung. Einige werden die O-See Retro dafür nutzen, um ihre Verbundenheit zu zeigen. Der Verein hatte im Juli eine solche Aktion selbst initiiert. Aufhänger dafür war die Tatsache, dass ich selbst bisher noch nie die XTERRA-Strecke komplett absolviert habe, weil nie Zeit dafür da war. Das habe ich nun nachgeholt und eingeladen, mich zu begleiten. Und es hat tatsächlich einige Begleiter gegeben. Das ist aber alles kein wirklicher Ersatz für das Event. Da fehlt einfach etwas. Gerade die O-See Challenge hat sich auch sehr durch das Rahmenprogramm definiert. Das war oder ist nicht nur ein Wettkampf, die O-See Challenge ist einfach kultig.
Inwieweit gibt so eine „verordnete Pause“ dem Veranstalter auch Kraft für neue Taten?
Klaus Schwager: Die ersten Wochen nach der Absage sind irgendwie verpufft. Jeder hat versucht, selbst mit der Pandemie-Situation und den eigenen Problemen klar zu kommen. Auch O-SEE Sports selbst musste als Verein zuerst einmal Krisenmanagement betreiben, denn es stand ziemlich viel auf dem Spiel. Und so mussten wir auch angedachte neue Projekte erst einmal zurückstellen. Auch das Open-Water Race mussten wir canceln. All unsere Hoffnung richtet sich nun auf den O-See Ultra Trail im Oktober. Das wäre dann das Jahreshighlight. Ab September werden wir dann den Blick in Sachen O-See Challenge nach vorn richten und mit den Vorbereitungen für 2021 beginnen.
Wir hoffen, dass Corona und alles, was daran hängt uns 2021 nicht auch wieder einen Strich durch die Rechnung macht. Das Thema Corona wird uns noch länger begleiten als uns lieb ist – auch wirtschaftlich. Aber um noch einmal auf die Frage zurückzukommen: Ja, allmählich werden alle wieder agil und „sammeln“ Ideen und Projekte für 2021. Wir haben aber auch noch ein paar Vorhaben aus 2020, die abrupt ausgebremst wurden. Die müssen wir auch erstmal zu Ende bringen.
Was machen Sie eigentlich vom 14. bis 16. August?
Klaus Schwager: Freitagabend werde ich mit etwas Wehmut mit Freunden und Familie vielleicht am Seestern ein Bier oder einen Cocktail trinken. Am 15. August mache ich bei der O-See Retro mit. Das ist ein Ritual, kein Wettkampf. Am Sonntag beende ich dann die Trauerarbeit.
Welche Wünsche begleiten Sie für die zukünftige Entwicklung der O-See Challenge?
Klaus Schwager: Dass die Erfolgsgeschichte trotz diesjähriger Absage fortgeschrieben wird, dass sich die Idee des Events nicht „totläuft“, sondern immer wieder nachjustiert wird, dass die Resonanz sowie die Bereitschaft aller, sich in irgendeiner Weise einzubringen, so erhalten bleibt und dass die O-See Familie weiter so zusammensteht. Das sind viele, aber realistische Wünsche.
Die O-See Challenge verkörpert ein Stück Lebensqualität der Region, nämlich die schier grenzenlosen Möglichkeiten, sich in der Natur und der Landschaft des Dreiländerecks sportlich zu betätigen. Diese Möglichkeiten müssten „nur“ erschlossen und entsprechende Angebote dazu geschaffen werden.
Gibt es da noch Luft nach oben?
Klaus Schwager: Es gibt zu wenig innovative Dienstleister und zu wenig attraktive Angebote, um Menschen von auswärts neugierig auf die Region zu machen. Im kulturellen Bereich sieht es vergleichbar besser aus. Auch die O-See Challenge muss sich weiterentwickeln, Trends im Auge behalten. Schön wäre es, wenn diese Bemühungen gebündelt werden könnten. Wir doktern schon zu lange an solchen Themen herum, während uns die tschechischen und polnischen Nachbarn inzwischen schon ordentlich das Wasser abgegraben haben. Dort tut sich an vielen Ecken was. Da kann man manchmal nur staunen. Aber das ist ja auch in Ordnung, etwas Wettbewerb hat noch keinem geschadet.