Die Oberlausitz hatte starke Landtage
Die Oberlausitzer Landstände tagten auf der Bautzner Ortenburg. Mit der Abtrennung von Gebieten 1815 an Preußen war für den nun schlesischen Teil Ersatz nötig. 1854 wurde für die hiesigen Landstände das Görlitzer Ständehaus eröffnet. Foto: Matthias Wehne
Niesky. Wie andere Länder auch hatte die historische Oberlausitz so genannte Stände. Bis zum Ende der Monarchie waren dies die führenden Gruppen der Gesellschaft: Adel, hohe Geistliche und die großen Städte. Sie trafen sich in der Regel mit Abstand von wenigen Jahren, um Steuern zu bewilligen und den Landesherrn bei wichtigen Entscheidungen zu beraten.
Doch die Stände der Oberlausitz und ihre Versammlungen unterschieden sich von denen anderer Länder. Die historische Oberlausitz war über Jahrhunderte hinweg als Nebenland benachbarter Königreiche und Fürstentümer ein halbstaatliches Gebilde. Die jeweiligen Landesherren residierten fernab in Prag, Dresden oder Berlin. Ihre entsandten Stellvertreter, die Landvögte, konnten eine vollwertige Regierung nicht ersetzen. Somit kamen den Ständen weitreichendere Kompetenzen zu. Das hatte auch zur Folge, dass man sich wesentlich häufiger zu Beratungen zusammenfand. Eine entsprechend große Bedeutung kam deshalb dem eigenen Parlament der Oberlausitz zu.
Ein Vortrag mit Nieskys Museumsleiter Dr. Jan Bergmann-Ahlswede findet zu eben diesen Hintergründen am Dienstag, 4. Februar, 18.00 Uhr im Konrad-Wachsmann-Haus unter dem Titel „Die Oberlausitzer Landtage – Selbstverwaltung als Teil der regionalen Identität“ statt.