Die Zittavia führt jetzt durch die Stadt
In diesem Outfit präsentiert sich Markéta Barth bei den Zittauer Stadtführungen als sagenumwobene Zittavia. Foto: privat
Die ursprünglich aus Liberec stammende und seit einiger Zeit mit ihrer Familie in Zittau lebende Markéta Barth schlüpft am Freitag, 30. Juni, erstmals bei einer Zittauer Stadtführung in die Rolle der sagenumwobenen Zittavia. Treffpunkt ist um 19.00 Uhr vor dem historischen Salzhaus auf der Neustadt.
Markéta Barth hat bei diesen Stadtführungen für gewöhnlich auch einen Leibwächter an ihrer Seite. Foto: privat
Zittau. Die Idee dazu stammt gar nicht direkt von ihr, sondern vom Inhaber des Gästeführerbüros Jochen Kaminsky. „Er hat mich angesprochen, ob ich mir das vorstellen könnte? Da ich in Zittau einen Gästeführerlehrgang absolviert habe und mit Touristen arbeiten wollte, habe ich nicht allzulange gezögert, ,Ja’ zu sagen“, berichtet sie. Jochen Kaminsky hatte die Zittavia schon längere Zeit im Hinterkopf: „Da mir die Darstellung ihrer Figur sehr am Herzen lag, sollte unbedingt alles passen. Ich habe sehr lange recherchiert zu dieser Sagenfigur und ihrem historischen Hintergrund und hätte sie eher noch länger in der Schublade liegen gelassen, als irgendjemand anzusprechen, nur um jemanden zu haben. Schließlich konnte ich mich ja nicht selbst in so ein Kleid zwängen. Ich war deshalb heilfroh, dass Frau Barth zugesagt hat, denn sie ist es, die meine – vielleicht ein bisschen eigensinnigen – Vorstellungen erfüllt.“ Und er fährt fort: „Sie ist sehr wissend. Als Übersetzerin kann sie sich unglaublich gut in unserer Sprache ausdrücken und das dazu noch mit ihrem unglaublich freundlichen und charmanten Akzent, der auch gleich wieder mehr als passend ist, denn in der Zeit, in der die Zittavia gelebt haben soll, wurde hier mit slawischer Zunge gesprochen.“
Markéta Barth verwandelt sich recht schnell in die sagenumwobene Zittavia und präsentiert sich bei den Stadtführungen irgendwie zwischen herrschaftlich und einfach – mit einer Krone, die keine ist, sowie mit einem Zepter, das keines ist, wie sie betont. „Sie war ja keine Fürstin, wie oft beschrieben, und auch keine Schutzgöttin. Sie könnte auch eine gute Fee gewesen sein“, sagt sie.
So viel möchte Markéta Barth aber gar noch nicht verraten. Und was erwartet die Teilnehmer bei dieser Art von Stadtführungen? „Wenn alles so klappt, wie wir uns das ausgedacht haben, wird sich diese Veranstaltung von einer eigentlichen Stadtführung etwas abheben – also halb Führung, halb Aufführung. Bei dem, was Herr Kaminsky so zusammengetragen hat, lässt sich das wohl am besten so beschreiben: Viel, viel Neues aus dem alten Zittau“, antwortet sie. Markéta Barth hat bei diesen Stadtführungen für gewöhnlich auch einen Leibwächter an ihrer Seite.
In welchen Zeitzyklen diese touristischen Touren künftig durch die Stadt Zittau stattfinden, wird sich zeigen. Die sagenumwobene Zittavia geht anfänglich von nur ein bis zweimal im Monat aus. „Diese Stadtführung ist mehr etwas für wirklich Interessierte und passt nicht unbedingt zu jedem Gruppenevent mit ,Lustigkeitsfaktor’“, betont Jochen Kaminsky. Deshalb werden die Buchungen vorerst mehr über ihn laufen, „nicht weil ich mir irgendwelche Rechte an der Zittavia behalten möchte – nein, das soll für Frau Barth auch ein gewisser Schutz vor dubiosen Vermittlungsplattformen sein. Außerdem wird sie auch weiterhin bei klassischen Stadtführungen für unsere Tourist-Information in Zittau unterwegs sein.“
Und was ist ganz konkret so sagenumwoben an der Zittavia? „In Zittau gab es einen Zittavia-Brunnen und es ist bekannt, dass die Zittavia in einem Buntglasfenster im Rathaus vorkommt – und dann hört es eigentlich auch schon auf“, antwortet sie.
Und sie fügt hinzu: „Was ich aber jetzt schon über die Zittavia erfahren habe, hat sie mir unglaublich nahegebracht.“
Die Zittavia soll laut Legende schon im 11. bis 12. Jahrhundert gelebt haben, was natürlich etwas weit hergeholt klingt.
Markéta Barth wünscht sich jedenfalls, „dass ich zukünftig vor den Stadtführungen auch so gelassen und unaufgeregt wie Herr Kaminsky bin – das wird wohl aber erst mit der Zeit kommen.“