Drei Jahrzehnte und kein Ende in Sicht
Netzwerkchef Andreas Mikus und seine langjährige Mitstreiterin Birgit Pietrobelli schauen mit Optimismus auf die kommende Zeit. Arbeit wird es auch dann reichlich geben. Foto: RK
Bischofswerda. An vorderster Stelle steht ein großes Dankeschön. Mit diesem möchte Andreas Mikus am Dienstag während eines Pressetermins nicht lange hinterm Berg halten. Dass es das Netzwerk für Kinder- und Jugendarbeit mit seinen bisherigen Angeboten trotz der Corona-Pandemie, die den Schie-bockern ein hohes Maß an Kreativität und Durchhaltevermögen abverlangt hat, weiterhin gibt, sei einerseits den engagierten Mitarbeitern und andererseits den Fördermittelgebern, vor allem aber dem Landkreis zu verdanken. Mit seinen Möglichkeiten habe er dem Verein treu zur Seite gestanden, freut sich dessen Chef. Zudem seien geplante Investitionen auf dem Vereinsgelände an der Lutherstraße zunächst hinten angestellt worden.
Mit der Freude und Erleichterung, die schwierige Phase ohne größere Opfer und Kurzarbeit überstanden zu haben, soll es nun wieder unbefangener ans Werk gehen. Nachdem die Landesregierung die meisten Einschränkungen zurückgefahren hat und sie auf die Weise ein vergleichsweise normales Leben wieder ermöglicht, braucht es den nötigen Schwung, um die Vereinstätigkeit fortzuführen. Denn für die Netzwerker aus Bischofswerda gibt es in diesem Jahr wieder definitiv mehr zu tun.
„Mehrere von uns begleitete oder auch selbst organisierte Veranstaltungen stehen auf dem Programm“, lässt Andreas Mikus wissen. „Die müssen irgendwie auf die Beine gestellt werden. Das war aufgrund der von der Politik erlassenen Maßnahmen zur Eindämmung des Virus in den Jahren 2020 und 2021 nicht möglich.“ Dass nach der tristen Corona-Zeit ein gewisser Bedarf in der Bevölkerung besteht, diesen auch einen Besuch abzustatten, zeigt sich am besten beim Abenteuercamp in Deutschbaselitz. Dieses konnte im vergangenen Sommer zwar unter Auflagen stattfinden, jedoch wird die diesjährige Ausgabe sicherlich unbefangener über die Bühne gehen. Das Natursportcamp, Ende Juli, sowie das Natursportkreativcamp im August seien dabei bereits ausgebucht, so der Vereinsvorsitzende. Freie Plätze gäbe es hingegen noch in den beiden Kindercamps für Sechs- bis Neunjährige.
Bereits zuvor soll am 19. Juni auch unter Beteiligung des Netzwerks die Fahrraderlebnistour „Rund um den Butterberg“ über die Bühne gehen und in der Woche zuvor, am 12. Juni, die 22. Rammenauer Schlossrundfahrt. Für beide Events wird schon fleißig die Werbetrommel gerührt, denn sie sollen möglichst erneut ein Erfolg werden.
Weitere Projekte am Start
Doch das Netzwerk für Kinder- und Jugendarbeit basiert noch auf anderen Säulen. Dort ist die Koordinierungs- und Fachstelle des Förderprogramms „Partnerschaften für Demokratie“ (PfD) angebunden. In dem Rahmen angedachte Maßnahmen von im Landkreis ansässigen Vorhabenträgern werden von Schiebock aus finanziell unterstützt. Ausgenommen davon ist die Stadt Bautzen. Sie verfügt über ein eigenständiges Förderkonstrukt.
Zu jenen Projekten, die aus dem PfD-Topf Geld erhalten, zählt inzwischen auch eine kürzlich ins Leben gerufene Aktion, die unter dem Motto ‚#dankeschoensagen‘ steht. „Ziel ist es dabei, das Engagement und die Zusammenarbeit vor Ort öffentlich hervorzuheben“, meint Diplomsozialpädagogin Friederike Beese. Das Ganze soll mit einer „Dankeschön-Limo“ vonstattengehen – und zwar im Juli im gesamten Landkreis. In dem Zusammenhang seien bei einem Hersteller zunächst 200 Kästen der Brause geordert worden. 30 Organisationen sollen damit bedacht werden, die dann wiederum ihren Partnern einen Dank aussprechen können. Neu sei auch das Förderprojekt „Auf Augenhöhe“, für das aus den alljährlich vom Bund zur Verfügung gestellten Mitteln 15.000 Euro verwendet werden. „Im nördlichen Landkreis wollen wir damit Vorhaben unterstützen, die sich auf ein stärkeres Miteinander fokussieren“, meint die Netzwerkmitarbeiterin. 20 Vorschläge seien daraufhin eingegangen, vier davon befänden sich inzwischen in der engeren Auswahl. Im Mai sei mit einer Entscheidung zu rechnen, wer den Zuschlag bekommt. „Für die anderen werden wir nach entsprechenden Unterstützungsmöglichkeiten suchen“, versprach Friederike Beese.
Ihr Kollege Christoph Semper schilderte wiederum die Lage der jungen Menschen in der Region. Er berichtete darüber, vor welche Herausforderungen sie sich gestellt sehen. Nicht in jedem Ort könnten den Kindern und Jugendlichen Räumlichkeiten für Zusammenkünfte zur Verfügung gestellt werden. Darin sieht er inzwischen einen Schwerpunkt auch seiner Arbeit. Deshalb zeigte sich der Netzwerkmitarbeiter erfreut über die jüngsten Entwicklungen in Bühlau, Steina oder auch im Kamenzer Ortsteil Brauna, wo junge Leute inzwischen einen Anlaufpunkt ihr Eigen nennen dürfen.
„Grundsätzlich gibt es für das Regionalteam, Netzwerke aufzubauen und ehrenamtliche Träger fit zu machen“, erklärte er. „Daher sind wir begleitend, beratend und im Bedarfsfall koordinierend aktiv und direkter Ansprechpartner für den Nachwuchs.“ Beispielhaft dafür verwies Christoph Semper auf ein für den 6. Mai anvisiertes Treffen in Großröhrsdorf. Bei diesem sollen Jugendliche in gemeinsamer Runde entscheiden können, wie sie sich in der Kleinstadt einbringen möchten. Zudem hätten er und seine Mitstreiter stets ein offenes Ohr für Ideen von Kindern und Jugendlichen. So habe sich jüngst ein 13-Jähriger für den Bau einer Skatebahn in Frankenthal ausgesprochen. Dieser Vorschlag werde nunmehr mit Hilfe einer PfD-Förderung in die Tat umgesetzt, hieß es.
Freiwilligendienste seit 15 Jahren gefragt
Und wer weiß: Vielleicht wird auch dieser junge Mann aus der Gemeinde im Bischofswerdaer Westen einmal einen Freiwilligendienst in einer der Einsatzstellen, die mit dem Netzwerk für Kinder- und Jugendarbeit eine Kooperation pflegen, verrichten. Innerhalb der letzten 15 Jahre ist deren Zahl auf 70 gestiegen. Aktuell würden dort kreisgrenzenübergreifend 112 Frauen, Männer und Jugendliche ihr Freiwilliges Soziales Jahr oder den Bundesfreiwilligendienst absolvieren. Auch für den nächsten Jahrgang lägen dem Verein bereits Bewerbungen vor, erläuterte Birgit Pietrobelli. Neu sei, dass sich inzwischen ebenso Bildungseinrichtungen mit im Boot befänden. Im Rahmen des FSJ Pädagogik lasse sich den Lehrkräften bei deren Arbeit unter die Arme greifen, zum Beispiel während des Unterrichts, bei der Hausaufgabenbetreuung oder Pausenaufsicht. „Festzustellen ist, dass gerade junge Leute durch die Freiwilligendienste in ihrer Persönlichkeit geformt und gefestigt werden“, betonte die Netzwerkmitarbeiterin. Sie würden aber auch um schmerzliche Erfahrungen nicht drumherumkommen, wenn beim Dienst in einem Altenheim Menschen versterben, die zuvor noch von den FSJlern oder Bufdis gepflegt wurden. „In solch einem Fall sprechen wir mit ihnen und setzen Gegenpunkte.“ Andreas Mikus fügte hinzu: „Es ist auf keineswegs ein verlorenes Jahr.“ Und das würden vor allem Schulabgänger und auch angehende Studenten erkennen, die noch auf der Suche nach dem Sinn des Lebens sind.
Unterm Strich lässt sich festhalten: Das Netzwerk für Kinder- und Jugendarbeit, das ebenso im Internet mit all seinen Angeboten zu finden ist, fußt auf vielen nützlichen Säulen, die es auch künftig zu bewahren gilt.