Drittschönste Kirche steht in Klitten und wird noch schöner
Die Klittener Kirche – umhüllt von Baugerüsten Foto: U. Menschner
Die Klittener Kirche wird derzeit von einem Baugerüst verhüllt. Dafür gibt es gute Gründe.
Klitten. Viele Kirchgemeinden behaupten, dass ihre Kirche zu den schönsten gehört. In Klitten kann man das seit dem vergangenen Jahr mit Fug und Recht verkünden. Denn es gibt eine offizielle Bestätigung dafür. Pfarrer Daniel Jordanov weiß, wie es dazu kam: „Wir haben in dem von der Stiftung zur Bewahrung kirchlicher Baudenkmäler (KiBa-Stiftung, Anmerkung der Redaktion) ausgelobten Wettbewerb ’Kirche des Jahres’ den dritten Preis bekommen.“
Pfarrer Daniel Jordanov freut sich über die hohe Ehrung durch die KiBa-Stiftung, die seiner Kirche zuteil wurde. Foto: Uwe Menschner
Dabei ist es mit Blick in die jüngere Geschichte keineswegs selbstverständlich, dass das Gotteshaus im 800. Jahr seit seiner Gründung überhaupt noch steht. Für den Pfarrer stellt das sogar ein Wunder dar: „1993 sollte die Kirche mitsamt den Ortschaften um Klitten herum devastiert, also überbaggert und dem Braunkohletagebau geopfert werden.“ Die Geschichte hat anders entschieden, sicher trugen auch die Proteste der Klittener in den Jahren 1988/89 dazu bei, dass der Ort und die Kirche erhalten blieben. „So danken wir Gott jedes Jahr aufs Neue, dass die Kirche noch steht und wir hier unsere Gottesdienste feiern können“, so Daniel Jordanov.
Meist spielt Kantor Martin Baldenius die Orgel aus der Zittauer Werkstatt Schuster. Foto: Uwe Menschner
Doch das ist nicht das einzige Wunder, das die Klittener Kirche im Laufe ihrer 800-jährigen Geschichte – 2022 ist das Jubiläumsjahr – erlebt hat. Eine ebenso erstaunliche Geschichte rankt sich um den Altar. An ihm hat nämlich einer der bedeutendsten Holzbildhauer seiner Zeit seine Spuren hinterlassen: „Der Altar stammt aus der Werkstatt Lucas Cranach des Jüngeren, der von 1515 bis 1586 lebte. Er enthält Zeichnungen des Meisters und wurde dann von seinen Schülern übermalt“, weiß der Klittener Pfarrer zu berichten. Seit 1587 steht dieser Altar hier in der Klittener Kirche. 1945 ließ der damalige Pfarrer Dr. Alpermann den Altar abbauen und gab ihn Schaustellern mit, die ihn in ihrem Wagen mit in den Norden Deutschlands nahmen. Das stellte sich als weise Entscheidung heraus, denn sonst wäre der wertvolle Altar dem verheerenden Brand, der wenig später die Kirche heimsuchte, zum Opfer gefallen. Auch die aus der Glockengießerei Bochum stammenden Glocken entgingen diesem Schicksal auf wundersame Weise: „Sie haben den Brand, in dessen Folge das Dach und der ganze Turm einstürzten, überstanden. Sie durchschlugen im Herabstürzen sämtliche Etagen und prallten auf dem Boden auf, ohne zu zerspringen“, beschreibt Daniel Jordanov das dritte Wunder, das sich um die Klittener Kirche rankt. Bei der Sanierung 1950 konnten die Glocken wieder aufgehängt werden.
Bemerkenswerte Bestandteile der Ausstattung sind auch die Orgel und die Kanzel. Die Orgel stammt aus der Zittauer Werkstatt Schuster – sie verfügt über drei Manuale und ein Rückpositiv, was für eine Dorfkirche ungewöhnlich ist. Meist spielt sie Kantor Martin Baldenius. Die Kanzel stand ursprünglich in der Görlitzer Frauenkirche und wurde dem Pfarrer nach „gegen einen Sack Kartoffeln eingetauscht. Dort war sie übrig, hier wurde sie gebraucht.“
Die Klittener Kirche gehört zwar zu den schönsten, aber bei weitem nicht zu den jüngsten Gotteshäusern Deutschlands. Und so hat der Zahn der Zeit kräftig an ihr genagt. Im April 2022 begannen endlich die seit langem angestrebten Sanierungsarbeiten: „Das Dach ist immer noch das gleiche wie 1950. Die Dachziegel sind so stark verwittert, dass wir sie erneuern müssen. Dasselbe gilt auch für die Fassade“, beschreibt Pfarrer Daniel Jordanov die Arbeiten. Noch etwas weiter ins Detail geht die Kiba-Stiftung in ihrer Mitteilung: „Über sechzig Jahre alt sind die Biberschwanz-Ziegel, die ihren Namen deshalb tragen, weil ihre halbrunde Form längs mittig mit einem leicht erhobenen Strich halbiert ist. An der oberen Kante haben diese Ziegel eine so genannte Nase, einen kleinen Vorsprung, mit dem man sie in die Dachlatten einhängt. Besagte Nasen sind in Klitten an vielen Stellen zerstört und der Mörtel hat sich aufgelöst. Die verwendeten ’Nachkriegsbiber’ sind sehr weich und brechen leicht, beschreibt das beauftragte Planungsbüro in seinem Gutachten. Dadurch ist Feuchtigkeit eingedrungen und hat zu Pilzbefall geführt. Undichte Dachluken haben ebenfalls dazu beigetragen.“
Die KiBa-Stiftung beziffert die Gesamtbausumme auf 380.000 Euro, wozu sie selbst 25.000 Euro beigetragen hat.