Ehemalige wollen Bolzplatz wiederbeleben
Sarah Berger und Johann Wagner, ehemalige Schüler der Grundschule Weinhübel Foto: Pawel Sosnowski
Görlitz. Es ist ruhig geworden um die ehemalige 17. Polytechnische Oberschule in der Landheimstraße in Weinhübel. 1975 eröffnet, diente das Gebäude nach der politischen Wende bis 2016 als Grundschule. Von 2006 bis 2010 drückten hier auch Sarah Berger und Johann Wagner die Schulbank.
Die gemeinsame Schulbank
„Das Außengelände war schon immer das Highlight unserer Schule“, sind sich die beiden einig. Von der eigenen Turnhalle direkt vor der Tür, der großen Freifläche mit Spielplatz, über den üppigen Schulgarten, bis hin zum Bolzplatz konnte das Gelände alles bieten, was das Kinderherz begehrt. Geht es nach dem Bürgerrat Weinhübel, dem Sarah Berger seit fast zwei Jahren angehört, soll zumindest dem Bolzplatz in Zukunft neues Leben eingehaucht werden. Statt als Bolzplatz nur für die Grundschüler, soll er zum öffentlichen Bolzplatz für jedermann umgebaut werden. „Dank des Einsatzes unseres Bürgerrats wissen wir bereits, dass der Schallschutz kein Problem für die Reaktivierung des Platzes darstellt“, sagt Berger und spielt damit auf das positive Schallschutzgutachten an, das dem Bürgerrat seit vergangenem Jahr vorliegt. Auch Sponsoren für die notwendigen Umbauten (Errichtung eines vierten Ballfangzauns in Richtung der ehemaligen Schule und Einbau einer Zugangsmöglichkeit vom öffentlichen Fußweg aus) konnten vor allem dank des Engagements von Yvonne Eggert aus dem Bürgerrat bereits gewonnen werden.
„Der Knackpunkt ist jetzt der Schließdienst für den Platz. Da keine Lehrer mehr vor Ort sind, die sich darum kümmern können, braucht es eine andere Lösung – für uns als Bürgerrat allein ist das nicht stemmbar“, erklärt Sarah Berger. Also machte sie sich auf die Suche nach Mitstreitern – und traf dabei völlig unverhofft einen ehemaligen Klassenkameraden wieder, der sofort Feuer und Flamme für das Projekt war. „Obwohl wir seit unserem 10. Lebensjahr andere Wege gegangen sind, erkannte mich Sarah bei einer öffentlichen Veranstaltung in Görlitz wieder und sprach mich ganz begeistert auf unsere gemeinsame Grundschulzeit an“, berichtet Johann Wagner, der sich ebenfalls schon länger in der Görlitzer Lokalpolitik engagiert. „Als ich hörte, dass sie mit ihrem Bürgerrat unseren Bolzplatz reaktivieren will, sagte ich sofort meine Unterstützung zu und versprach zu helfen“, so Wagner weiter. Er fragte nach, was eine volle Bewirtschaftung des Platzes inklusive Schließdienst seitens der Stadt kosten würde und erhielt eine eher ernüchternde Antwort: 10.000 Euro müssten dafür im städtischen Haushalt jährlich eingeplant werden. In Zeiten knapper Kassen schien diese Lösung nicht besonders aussichtsreich, darüber war sich der Bürgerrat schnell einig. Daher war klar, dass zur Umsetzung des Projektes der Schließdienst langfristig im Ehrenamt abgesichert werden muss.
Spaziergang zum Schließen
Um dafür möglichst viele Helfer zu gewinnen, beschlossen Wagner und Berger einen öffentlichen Aufruf zu starten. „Wir würden uns riesig freuen, wenn sich einige Weinhübler finden würden, die sich vorstellen könnten, vielleicht im Rahmen ihres Abendspazierganges oder ihrer Tour mit dem Hund den Schließdienst zu übernehmen“, so die beiden ehemaligen Schüler. Interessierte können sich unter buergerbeteiligung-weinhuebel@goerlitz.de melden oder jeden ersten Donnerstag im Monat ab 17.00 Uhr beim öffentlichen Stammtisch des Bürgerrates im Mehrgenerationenhaus vorbeikommen; dort befindet sich auch ein Briefkasten für schriftliche Rückmeldungen. Der Bürgerrat erstellt dann eine Art Wochenplan, um gegenüber der Stadt versichern zu können, dass der Schließdienst verbindlich übernommen wird. Je mehr Helfer sich also finden, desto weniger muss der Einzelne leisten.
Mithilfe eines kleinen Umweges beim Spazierengehen können die Weinhübler nun also ihrem Stadtteil einen neuen Bolzplatz ermöglichen. Jetzt heißt es also: Freiwillige vor!