„Ein beschleunigtes Verfahren ist notwendig“
Der Landtagsabgeordnete Marko Schiemann, der für eine Verbreiterung der A 4 plädiert, hatte am Dienstagvormittag zu einem Pressegespräch an die Kreckwitzer Brücke geladen. Foto: RK
Kubschütz. Der Bautzener Landtagsabgeordnete Marko Schiemann hat angesichts einer zunehmenden Verkehrsbelastung entlang der Autobahn A 4 einmal mehr auf einen raschen Ausbau der Schnellstraße zwischen Görlitz und der Landeshauptstadt gedrungen. Während eines Pressegesprächs in Höhe der Kreckwitzer Autobahnbrücke lobte er zudem die Einsicht der Landesregierung, der Forderung Rechnung zu tragen. So habe Verkehrsminister Martin Dulig jüngst die Vorplanung bei seinen Kollegen in Berlin eingereicht. Das Bundesverkehrsministerium müsse nun in einer „beschleunigten Form“ über die Finanzierung des Projektes befinden und baurechtliche Fragen klären. Auf dieser Grundlage könne der Freistaat die weiteren Planungen angehen. Wann das frühestens der Fall sein wird, ließ Marko Schiemann jedoch offen. Er regte in dem Zusammenhang einen ersten Schritt an, wobei sich der Landespolitiker am Freistaat Bayern orientiert – den Ausbau der Standstreifen samt der Installation der notwendigen Verkehrsleittechnik. „So ließen sich bereits der Verkehrsfluss erhöhen und Stauerscheinungen minimieren“, meint der 67-Jährige. „Das wiederum würde der Umwelt zugutekommen.“
Dass Handlungsbedarf auf der A 4 besteht, unterstreichen die Zahlen. Trotz Corona-Pandemie ist die durchschnittliche tägliche Verkehrsstärke im Bereich der Oberlausitz weiter gewachsen. So wurden im Jahr 2021 pro Tag 50.000 Fahrzeuge gezählt, davon rund 16.000 Lastwagen, die zu diesem Zeitpunkt bereits einen Anteil von 32 Prozent am gesamten Verkehrsaufkommen ausmachten. Zum Vergleich: 2019 waren täglich 45.000 Autos, Busse und Lkw zwischen der Lausitz und Dresden auf Achse. Für 2022 weist die Statistik 55.000 Fahrzeuge pro Tag aus – Tendenz weiter steigend. „Wenn der Krieg in Osteuropa erst einmal ein Ende gefunden hat, gehe ich davon aus, dass die Belastung der Autobahn noch mehr zunimmt“, mutmaßt Marko Schiemann. „Denn diese Schnellstraße ist für den Osten eine der wichtigsten Verbindungsachsen in Richtung Westeuropa.“
Und eine der unfallträchtigsten. Erst jüngst sorgte ein Auffahrunfall zwischen Pulsnitz und Ottendorf-Okrilla für eine fünfstündige Sperrung der Schnellstraße sowie verstopfte Umleitungsstrecken. Am Dienstag war ein Kleintransporter in einen verkehrsbedingt haltenden Lkw gekracht. Danach kam er links ab. Schließlich wurde der Wagen zwischen der Mittelleitplanke und einem vor dem Lkw fahrenden Sattelzuganhänger eingeklemmt. Glücklicherweise wurde dabei niemand verletzt. Doch das ist keineswegs immer der Fall. 2020 registrierte die Polizeidirektion (PD) Görlitz für den von ihr kontrollierten Autobahnabschnitte zwischen der Neiße und der Anschlussstelle Hermsdorf 384 Zusammenstöße, davon 35 mit Personenschaden, wobei wiederum zwei Menschen ihr Leben ließen. Im Jahr zuvor ereigneten sich 481 Karambolagen. 38 Verkehrsteilnehmer erlitten dabei leichte bis schwere Verletzungen. Unter anderem hatten Fehler beim Überholen dazu geführt.
Die Ordnungshüter geben Marko Schiemann recht, wenn sie sagen, dass der Schwerverkehr nirgends in Sachsen so stark angestiegen ist, wie auf dem Abschnitt der A 4 im Bereich der PD Görlitz. Kaum zu glauben, dass bis vor fünf Jahren aus Dresden noch zu vernehmen war, dass es keine zunehmende Verkehrsbelastung gäbe und demzufolge auch keine Notwendigkeit, die Schnellstraße um jeweils eine Spur pro Fahrtrichtung zu erweitern. Doch diese Denkweise ist Geschichte – vor allem dank des Engagements von mehreren Landtagsabgeordneten, zu denen von Beginn an Marko Schiemann zählte. „Wenn wir den Ausbau nicht anpacken, werden die Unternehmen in der Lausitz stets einen Wettbewerbsnachteil erfahren, weil ihre Waren zu einem späteren Zeitpunkt am Ziel ankommen oder Bestellungen bei ihnen verzögert eintreffen“, betont der Bautzener. „Der Zeitvorteil für die hiesige Wirtschaft schrumpft dadurch merklich. Deshalb gibt es bereits Betriebe, die zur lange Zeit verschmähten Lagerhaltung zurückkehren, um Materialien und Produkte recht zügig ausliefern zu können.“
Trotz des schleppenden Vorankommens im Fall der A 4 will Marko Schiemann positiv in die Zukunft blicken. Er weiß, dass nichts am Ausbau der Schnellstraße vorbeiführt, wenn die Region für die Wirtschaft interessant bleiben will. Selbst die Elektrifizierung der Bahnstrecke Görlitz – Dresden lässt nach wie vor auf sich warten. Mit Hilfe der modernen Bahnanbindung wäre es zwar möglich, den Verkehrsstrom auf der Autobahn zu minimieren. Doch danach sieht es aktuell nicht aus, dass dies bereits in wenigen Jahren gelingen könnte. Deshalb müsse jetzt die A 4 so ertüchtigt werden, dass sich der Verkehrsfluss zu bestimmten Zeiten verbessert, so der Landespolitiker. Vorschläge habe er zahlreiche gemacht, wie das gelingen kann. Sollte es zu einem grundlegenden Anbau von Fahrspuren kommen, so gäbe es eine Technologie, die vermeide, dass bestehende Brücken abgerissen werden müssen. Diese Bauwerke bilden eine der Herausforderungen beim Ausbau der A 4.