Ein Buch und ein Vortrag zu den Skythen in Kamenz
Viereinhalb Kilo Edelmetall wurden dem Erdreich entrissen, wobei das legendärste Stück, der goldene Fisch, weltbekannt wurde. Foto: MdW
Kamenz. Es liest sich unterhaltsam wie ein Krimi, wenn Dr. Louis Daniel Nebelsick, in den noch im August erscheinenden Veröffentlichungen des Museums der Westlausitz Kamenz (Heft 37) die Auffindung des Skythischen Goldschatzes von Vettersfelde, heute Witaszkowo (Polen) zwischen Forst und Guben, beschreibt. Die Geschichte begann vor 140 Jahren, als ein Bauer mit seinem Pflug einen der spektakulärsten und zugleich exotischsten Funde der mitteleuropäischen frühen Eisenzeit ans Tageslicht beförderte. Immerhin viereinhalb Kilo Edelmetall wurden dem Erdreich entrissen, wobei das legendärste Stück, der goldene Fisch, weltbekannt wurde und heute die Ausstellungen der Berliner Museen ziert. Der Goldschatz gilt gleichzeitig als Symbol für den Kulturumbruch an der Wende des 6. zum 5. Jahrhunderts vor Chr., der den Untergang der Lausitzer Burgen und die Entvölkerung weiter Landstriche Ostmitteleuropas zur Folge hat. Nebelsick schlussfolgert nach akribischer Analyse, dass der Goldschatz als Geschenk für einen Lausitzer Anführer gedacht war, der in Verbindung mit den Eliten aus den östlichen Steppengebieten stand und verwickelt war „in die dreckige und doppelzüngige Schattenwelt von Gewalt und Betrug, die mit Sklavenjagd einhergeht“. Am Mittwoch, 24. August 2022 um 19 Uhr lädt das Museum der Westlausitz Kamenz zu einem Vortrag über die reiternomadischen Verbände der Steppe in der Zeit des 8.-3. Jahrhunderts vor Chr., die oft unter dem Begriff „Skythen“ zusammengefasst werden, ein. Dr. Anton Gass vom Museum für Vor- und Frühgeschichte Staatliche Museen zu Berlin, wird über die stark militarisierten Viehzüchter, mit erstaunlich einheitlichen Glaubensvorstellungen, Lebens- und Wirtschaftsweisen und klar differenzierter sozialer Schichtung von Südsibirien im Osten und dem Donauraum im Westen, berichten. Trotz vieler Gemeinsamkeiten war es kein einziges Volk, sondern mehrere Stämme und Verbände mit eigenen archäologisch-kulturellen Eigenschaften, so dass man sie alle zusammenfassend als Träger des skythischen Kulturkreises bezeichnen muss.