Ein Haus für alle Heiligen feiert sein Patronatsfest
Zum diesjährigen Jubiläum konnte die Gemeinde in Sohland dankbar auf die vergangenen 75 Jahre zurückblicken. Foto: Peter Pietsch
Sohland an der Spree. Wer in der Oberlausitz „Katholisch“ hört, denk wahrscheinlich erstmal an die Sorben und damit auch an die Region „hinter der Autobahn“. Aber auch im Oberland gibt es kleine katholische Gemeinden, die oft auch eine wechselvolle Geschichte haben.
Zum Fest Allerheiligen am vergangenem Dienstag feierte die katholische Gemeinde in Sohland an der Spree ihr Patronatsfest. Damit aber nicht genug, denn in diesem Jahr kann die Sohlander Diaspora bereits auf ihr 75-jähriges Bestehen zurückblicken.
Zugegeben, man muss sie erstmal finden, die Kapelle „Allerheiligen“ in Sohland. Ist sie doch nicht nur von der Lager her etwas versteckt, sondern auch von außen nicht unbedingt als solche zu erkennen. Das hat historische Gründe. „In der DDR gab es keine Erlaubnis für einen Kirchenneubau“, erläutert Peter Pietsch vom Ortskirchenrat Sohland. Deshalb wurde die Kapelle an Stelle eines alte Umgebindehauses als Pfarrwohnung mit Hauskapelle gebaut. Der Beginn der Bauarbeiten war im Jahre 1970 und die Einweihung erfolgte am 31. März 1975 durch Bischof Gerhard Schaffran. Damals erhielt das Gebetshaus auch das Patronat „Allerheiligen“.
Die Gemeinde war damals schon etwas länger da. Denn nach dem Krieg wuchs die Zahl der Katholiken im Sohlander Gemeindegebiet auf rund 1.200 Mitglieder an. Die Pfarrkirche in Schirgiswalde war dadurch nicht nur personell überfordert. Denn die war damals auch noch für Wilthen, Großpostwitz und alle anderen angrenzenden Dörfer zuständig. Deswegen erhielten in den kommenden Jahren die beiden genannten Orte auch eine Kirche und einen Pfarrer. In Sohland wurde am 20. Januar 1947 die Lokalkaplanei Sohland gegründet. Der damalige Geistliche Leo Slanina berichtet in einer kleinen Chronik zum 20-jährigen Bestehen der Gemeinde über diese schwierigen und turbulenten Anfangsjahre. Bis heute positiv in Erinnerung ist die damalige Gastfreundschaft durch die evangelischen Gemeinden in Sohland und Wehrsdorf, in deren Kirchen seit 1946 auch die katholischen Messen stattfanden.
Heute zählt die Gemeinde noch rund 400 Gläubige und ist der Pfarrei Schirgiswalde eingegliedert. Die Sohlander sind aber dennoch froh, dass sie ihre Kapelle haben und ihre kleine Gemeinde vor Ort. Noch hat sich hier die Kirche nicht, wie in anderen Regionen, aus der Fläche verabschiedet. Aber natürlich existieren auch Herausforderungen, die es überall in der Region und darüber hinaus gibt. Der demografische Wandel und die immer geringere Bindung an lokale Strukturen ist schließlich nicht nur für die zahlreichen Vereine ein Problem, sondern auch für die kirchliche Landschaft. Aber Peter Ziesch will nicht jammern. Nach wie vor gibt es rund 50 aktive Gemeindemitglieder, die regelmäßig am Gemeindeleben teilnehmen. Dazu gehört natürlich die Sonntagsmesse, die in Sohland bereits am Samstag um 16:30 Uhr gefeiert wird, aber auch einige Freizeitangebote, wie die Gemeindewanderung, der Adventsabend oder das Grillfest. Zum Patronatsfest am Dienstag waren auch drei Ministranten da, um die Heilige Messe feierlich auszugestalten. Die Ukrainische Familie, die inzwischen die alte Pfarrwohnung bewohnt, hat nach Aussage von Peter Pietsch ebenfalls positiv zum Gemeinsinn der Gemeinde beigetragen.
Wenn man überlegt, dass Sohland mehrere Jahrhunderte überhaupt keine katholische Gemeinde hatte, kann man stolz auf das Erreichte sein. Und wenn die, denen die Kapelle geweiht ist, mithelfen, wird man auch in den nächsten 75 Jahren noch einiges zu feiern haben.