Ein Haus für die Baukultur entsteht in Sohland
Susann Christoph hat mit Josef Kempis von der IG Sachsens Schönste Dörfer viel vor mit dem alten Umgebindehaus in Sohland. Foto: Benjamin Vogt
Sohland an der Spree. Das Leute zurück in die Region kommen, um sich hier ein Haus zu bauen und sesshaft zu werden, kommt schon öfter vor. Wenn diese sich dann als Bauobjekt noch ein altes Umgebindehaus oder einen Hof aussuchen und so das klassische Landschaftsbild der Oberlausitz erhalten, um so besser. Im vorliegendem Fall geht es aber gar nicht darum, sich ein eigenes Domizil aufzubauen. Zumindest nicht vordergründig. Denn das Umgebindehaus auf der Taubenheimer Straße in Sohland, welches zur Zeit komplett eingerüstet ist, soll der Bauherrin nicht als Wohnraum dienen.
Susann Christoph gehört schon der Herkunft nach zu einer seltenen Spezies. Ihre Kindheit verbrachte sie nämlich im Hohwald. Durch die Privatisierung der Klinik in der Nachwendezeit wohnen dort heute keine Menschen mehr dauerhaft. Somit sind die ehemaligen Bewohner eine kleine und auch aussterbende Truppe. Im Jahr 2000 zog es sie aus dem kleinen Grenzwinkel in die große Welt. Sie ging nach Leipzig und studierte dort Psychologie. Seit einiger Zeit wohnt sie nun schon auf einem kleinen Dorf im Leipziger Land und entdeckte dabei vielleicht nicht nur ihre Liebe zum Landleben, sondern auch wieder eine gewisse Sehnsucht nach der Oberlausitz.
Bis sie aber selber wieder in der Region lebt, wird noch einige Zeit vergehen. Zwar will sie zurück, aber das Haus in Sohland wird nicht ihr Wohnhaus werden. In dem einen Teil, der ehemaligen Scheune, soll einmal ihre Praxis sein. Der andere Teil wird teilweise Wohnungen oder Ferienwohnungen beherbergen. Auch für das große Grundstück hinter dem Haus kann sie sich Übernachtungsmöglichkeiten gut vorstellen. Denn sie wolle kein Haus für sich allein bauen und sich dann darin verstecken, sondern einen offene Ort schaffen, in dem es möglich sein soll, verschiedene Angebote zu verwirklichen. Vor allem zu dem Thema, dass inzwischen wohl ihr Herzensthema geworden ist und für das sie sensibilisieren will: der Baukultur. Nicht zuletzt bei einigen Besonderheiten ihres eigenen Hauses lernte sie viel über die alte Baukunst der Oberlausitz und konnte ihr Wissen zu diesem Thema vertiefen. Dabei ist sie so fasziniert von den alten Handwerkstechniken, dass sie ihr neues Domizil auch dafür nutzen will, dieses Wissen zu sammeln, weiterzugeben und vor allem auch, Menschen zusammenzubringen, die sich in dieser Hinsicht engagieren oder es zumindest vorhaben. Bereits jetzt ist schon eine gute Zusammenarbeit mit der „IG Sachsens schönste Dörfer“ entstanden. Mit dem Fokus Baukultur unterstützte diese gemeinsam mit dem Denkmalnetz Sachsen auch einen Baukulturnachmittag mit einem Vortrag zur Entwicklung des Bauens im Umgebindeland, den Wieland Menzel einem gut 40 Personen umfassenden Publikum präsentierte. Dieses nutzte dabei auch die gemütlich geschmückten Räumlichkeiten zum Verweilen und Plaudern. Auch mit der Stiftung Umgebindehaus gab es schon eine Zusammenarbeit.
Für die Zukunft soll diese Vernetzung immer mehr zunehmen und das Haus mit Leben füllen. Denn Pläne gibt es viele: von Workshops zum nachhaltigen Bauen und zur Baukultur im Umgebindeland über musikalische Angebote bis hin zum Anlegen kleiner Biotope in Gemeinschaftsaktionen. Außerdem soll ein Raum geschaffen werden zum Austausch, für Gespräche und gemeinsames Tun.
Wer sich für das Thema interessiert oder einfach mitmachen will, kann sich gern bei Susann Christoph melden unter der E-Mail susann.christoph@gmx. de.