Ein Jugendhaus-Jubiläum mit Vorgeschichte
Georg, Susanne und Maik Förster sowie der Vorsitzende Uwe Schirrmeister (v.r.) gehören zum harten Kern des CVOL. Foto: CS
Oberlichtenau. Langsam wächst die nächste Generation rein in das Geschehen um das Jugendhaus „Dr. Erich Stange“ in Oberlichtenau. Anfang Juni kann hier das 30. Jubiläum mit verschiedenen Veranstaltungen gefeiert werden. Das Gebäude wurde zwischen Ende 1993 und 1994 errichtet und erhielt 1996 den Namen des in Schwepnitz bei Königsbrück geborenen Dr. Erich Stange. Dieser war zwischen 1913 und 1917 Pfarrer in Pulsnitz. 1933 war er einige Monate Führer der Evangelischen Jugend Deutschlands. Als er sich weigerte, die Evangelische Jugend in die Hitlerjugend zu überführen, wurde er diesen Posten los und er wurde auch aus der NSDAP ausgeschlossen. Sein besonderes Verdienst besteht darin, dass er nach 1945 den CVJM (Christlicher Verein Junger Menschen) wieder aufbaute. Außerdem gilt er als Gründer der evangelischen Telefonseelsorge, die er 1957 ins Leben rief.
Der CVJM Oberlichtenau gründete sich 1992. Das Ganze hatte jedoch eine Vorgeschichte, von der Maik Förster gerne berichtet. Als 16-jähriger suchte er mit seinen christlich eingestellten Freunden Mitte der 80er Jahre nach einer Alternative zur üblichen Dorf-Disco. So wurde der „Treff nach Sieben“ im „Teekeller“ unter der Pfarrscheune von 1663 ins Leben gerufen, der sich in den Folgejahren zum überregionalen Treffpunkt junger Leute – christlicher und nichtchristlicher – entwickelte. Bei der Suche nach geeigneten Räumlichkeiten für die Aktivitäten des „Teekellers“ wurde zunächst ein Holzhaus anstelle eines eingestürzten Schuppens errichtet. Dank der Initiative von Maik Förster, der Mithilfe der damaligen Kamenzer Landrätin Andrea Fischer und auch der Gesamtsituation im damals noch „wilden Osten“, gelang es, die Gelder für den Neubau des Jugendhauses aufzubringen. 2001 gab sich der Verein einen neuen Namen und heißt seitdem Christlicher Verein Oberlichtenau e.V. (CVOL). Neben das Jugendhaus wurden Blockhütten gestellt, die als Übernachtungsmöglichkeiten für auswärtige Jugendgruppen dienen. Es wurde auch ein Spielplatz errichtet, den die Kinder des Ortes mitbenutzen können. Der Verein muss jährlich 5000 Euro erwirtschaften, was vor allem durch die Vermietung der Holzhütten gewährleistet ist. „Wir sind komplett unabhängig“, freut sich Maik Förster. Im Verein gibt es zwei Formen der Mitgliedschaft: Das ist zum einen der „harte Kern“ von acht Mitgliedern, die auch stimmberechtigt sind. Zum anderen gibt es rund 30 Leute, die eine Clubmitgliedschaft haben und die Angebote des Hauses nutzen. Regelrecht hineingewachsen in das Vereinsleben ist Georg Förster, der Sohn von Maik Förser und seiner Frau Susanne. Das Jugendhaus habe seine Jugendzeit geprägt, sagt er.
Einer der Höhepunkte im Vereinsleben ist alljährlich der Buß- und Bettag. An diesem Feiertag kommen rund 30 Leute zusammen, um für die Aktion „Weihnachten im Schuhkarton“ zu packen. „Dann riecht es hier wie ein Westpaket“, sagt Susanne Förster schmunzelnd. Anfang des Jahres findet immer der sogenannte Baudenabend statt, bei dem mit Prominenten kontroverse Themen diskutiert werden. Unter anderem war Oberstleutnant Nils Schellner vom Verteidigungsministerium zu Gast, der über die Situation in der Ukraine sprach. Schellner wohnt in Oberlichtenau.
„Wir wollen den Leuten Hoffnung machen aus dem christlichen Glauben heraus“, so umreißt Maik Förster das Anliegen des Vereins. Das Haus stehe Anhängern aller Konfessionen offen. An der Basis funktioniere die Ökumene, sagt er.