Ein Literaturtempel nicht nur für ein Dorf
Ingrid Konschak kümmert sich um die Geschicke in der Wetroer Bücherei. Foto: RK
Puschwitz. In die Räumlichkeiten eines ehemaligen Lebensmittelladens in der Siedlung in Wetro ist wieder Leben eingekehrt. Künftig beheimatet das zuletzt leerstehende Geschäft einen Mehrgenerationentreff. Doch nicht nur mit diesem erfüllt sich die Gemeinde einen langgehegten Wunsch. Darüber hinaus ist vor Ort und ab sofort eine kleine Bücherei zu finden. Sie wiederum bietet schon jetzt etwa 1.000 literarischen Werken, ordentlich sortiert in mehreren Regalen, ein Dach überm Kopf. „Mitunter lassen sich bei uns recht interessante Titel ausleihen“, wie Ingrid Konschak sagt. Die 80-Jährige und ehemalige Deutschlehrerin hat stets ein Auge auf den Bücherschatz. Unterstützt wird sie dabei von einer früheren Kollegin.
Bürgermeister Stanislaus Ritscher habe die Idee dazu gehabt, erinnert sich die Seniorin. „Ursprünglich war ein Tauschangebot für Leser vorgesehen“, fährt sie fort. „Das heißt, im Gespräch war, dass sich Bücher nach Hause holen und ausgelesene Werke in den Mehrgenerationentreff bringen lassen. Ein Regal dafür hatte die Kommune schon bereitgestellt.“ Doch von dieser Idee sei das Gemeindeoberhaupt recht schnell abgerückt. „Mit mehreren Kisten voller Bücher bewaffnet, rückte unser Bürgermeister vor nicht allzu langer Zeit an. Übers Internet besorgte er weitere Wandgestelle. Von da an war für ihn klar, dass hier eine Bücherei entsteht. Und ich sollte mich darum kümmern“, weiß Ingrid Konschak mit einem freudigen Lächeln auf den Lippen zu berichten.
Sie selbst ist leidenschaftliche Literaturfreundin. Noch zu Zeiten, als die Fahrbücherei des Landkreises in Wetro Halt machte, habe die 2001 in den Ruhestand gegangene Pädagogin dieses Angebot kein einziges Mal außer Acht gelassen beziehungsweise andere dazu angespornt, ihr gleiches zu tun – nur damit dem Ort der Service erhalten bleibt. Doch damit ist seit wenigen Jahren Schluss. Deshalb zeigt sie sich besonders erfreut darüber, dass nunmehr vonseiten der Gemeinde eine eigene Buchausleihmöglichkeit geschaffen wurde. Im Warenlager des einstigen Konsums ist diese zu finden – samt Sitzgelegenheiten. Und wer möchte, dem kocht Ingrid Konschak sogar einen Kaffee oder Tee. Literaturfreunde sollen sich in „ihrem“ Reich wohlfühlen.
Obendrein bekommen die Nutzer der Bücherei etwas fürs Auge geboten. „Zunächst werden von mir gemalte Bilder aufgehängt und präsentiert“, erzählt die Wetroerin kurz vor der Eröffnung. Doch die Chance, ihre Kunst zu zeigen, soll in der Perspektive auch anderen geboten werden. „Da gibt es bereits einige, die ihr Interesse bekundet haben.“ Ihr Dank dafür, dass es fortan eine Bibliothek gepaart mit einer kleinen Galerie im Dorf gibt, kennt keine Grenzen. „Ich bin so froh, dass der Bürgermeister uns diese Möglichkeit eingeräumt hat.“
Damit allerdings ist das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht. Denn es gibt außerdem Pläne für einen literarischen Treff. „Zu diesem werden wir hin und wieder Autoren einladen. Und wer möchte, darf sein Lieblingsbuch vorstellen.“ Das ist vorerst noch Zukunftsmusik. Fest steht hingegen, dass ab sofort immer mittwochs zwischen 16.00 und 18.00 Uhr die Türen der Einrichtung für Bücherfans geöffnet sind. Die Ausleihfrist beträgt vier Wochen.
Kommentare zum Artikel "Ein Literaturtempel nicht nur für ein Dorf"
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Ich freue mich, das zu lesen, besonders aber, meine ehemalige Klassenlehrerin wiedergefunden zu haben. Ich hoffe, es geht ihr gut, bitte grüßen Sie die herzlich von mir.
Carla Corthier, geb. Pietsch, 1965- 1973 Schülerin in Neschwitz