Ein Panorama der Zittauer Gartenbaugeschichte
Die Sonderschau im Dorfmuseum Eckartsberg erinnert an die Zittauer Gartenbaugeschichte. Foto: Frank Winkler
Eckartsberg. Im Dorfmuseum Eckartsberg ist am Sonntag, 30. Juli, von 14.00 bis 18.00 Uhr, nochmals die Sonderausstellung zur Geschichte des Zittauer Gartenbaus mit vielen Exponaten und Bildern zu sehen.
Gärtnereien rund um Zittau dürfte es schon im Mittelalter gegeben haben. Ihre Zahl stieg aber deutlich, als im 17. und 18. Jahrhundert die österreichischen Herrscher im benachbarten Böhmen evangelische Christen verfolgten und diese in großer Zahl in die Oberlausitz flüchteten.
In den Mauern der Stadt war für die Menge der Flüchtlinge kein Platz. Freies städtisches Land ringsum gab es aber genug. So entstanden die „Gärtnerdörfer“ am Stadtrand. Heute sind es Vorstadtstraßen wie die Schrammstraße, die Alte Burgstraße, die Rathenaustraße oder die Dornspachstraße.
Noch 1949 gab es in Zittau immerhin 144 Gärtnereien. Als 1880 der Zittauer Gärtnerverein gegründet wurde, waren es deutlich mehr. Dynamisch hatte sich der Gartenbau rund um die Stadt entwickelt. Das erste Gewächshaus entstand schon 1759. Als dem Olbersdorfer Glaser Bursch 1816 einfiel, die Glasscheiben von Frühbeetfenstern statt mit Blei mit Holzleisten zu fixieren, waren diese für die Gärtner bezahlbar. 20 Jahre später gab es bereits circa 8.000 Frühbeete rund um die Stadt.
Neben Blumenkohl, der bereits 1724 erstmals gepflanzt wurde, war Salat für lange Zeit das wichtigste Gartenbauprodukt der Stadt. Für den Versand wurde er in speziellen, geschlossenen Weidenkörben verpackt. Wichtigster Handelspartner war das benachbarte Böhmen.
Die vom Gärtnerverein gegründete „Zittauer Gemüsebau und Versandgenossenschaft“ organisierte den Versand. Salat und vor allem Blumenkohl wurden mit Güterwagen nach ganz Deutschland verschickt. Die man dazu einfach an regulär verkehrende Personenzüge hängte.
Die Hauptreife des Blumenkohls, die sogenannten „weißen Wochen“, waren Ende Juli. Tatsächlich feierten die Gärtner am Jahrestag der tragischen Zerstörung großer Teile Zittaus, dem 23. Juli 1757, ein „Brandfest“. Vielleicht, weil ihre Vorfahren damals nahezu verschont blieben. Und wohl auch, weil die Zittauer danach ihre Gärtner anders schätzten.
Das Fest – organisiert vom Verein – war jedenfalls der Höhepunkt des Jahres für die Gärtner. Aber auch nach 1933, als es den Verein nicht mehr gab, wurde weiter gefeiert. Selbst nach 1945 und in DDR-Zeiten. Mit der verordneten Gründung der „Gärtnerischen Produktionsgenossenschaften“ (GPG) gab es die Feste vermutlich nicht mehr. Als nach 1989 der Verein wiederentstand, feierte man aber wieder.
Allerdings wurden es immer weniger Gärtner. Wegen dieser Situation gibt es den Verein heute nicht mehr.
Die 1930 entstandene Vereinsfahne blieb aber erhalten, wurde aufwändig rekonstruiert und zählt derzeit mit zu den ausgestellten Exponaten im Dorfmuseum Eckartsberg. Möglicherweise gibt es so ein Panorama des Zittauer Gartenbaus auf absehbare Zeit nicht sobald wieder zu sehen.