Ein Seliger bringt drei Vereine in Radibor ins Schwitzen
Bis von Dresden und Görlitz kamen die 160 Teilnehmer des Laufes um den Pokal des Seligen Alois Andritzki, der am Tag der deutschen Einheit in Radibor stattfand. Foto: B.Vogt
Diese Medaillen gab es als Erinnerung für alle Teilnehmer des Laufes. Dargestellt ist der Selige Alois Andritzki mit seinem Geburts- und seinem Sterbejahr. Foto: B.Vogt
In Radibor fand am Tag der deutschen Einheit ein Event statt, dass etwas aus der Reihe fällt. Drei Vereine hatten sich zusammengetan, um mit einem Lauf an den Seeligen Alois Andritzki zu erinnern.
Radibor. Schon von weitem sieht man den markanten Kirchturm in Radibor. Das ist an sich erstmal noch nichts Besonderes, gibt es doch in der Region viele Kirchen und auch viele Kirchtürme, die man schon von weitem sieht. Doch Radibor ist besonders. Schließlich ist das Dorf die Heimat des jüngsten Seeligen der Oberlausitz.
Alois Andritzki wurde 1914 in Radibor geboren, studierte in Paderborn und wurde nach seiner Priesterweihe Kaplan in der Dresdener Hofkirche. Dort war er mit seiner Aufrichtigkeit und seiner klaren Worte wegen schnell auf der Abschussliste der Nationalsozialisten. Diese deportierten ihn 1941 in das Konzentrationslager Dachau, wo er 1943 mit einer Giftspritze ermordet wurde. Am 13. Juni 2011 wurde er von Papst Benedikt XVI. seliggesprochen. Mit einer Seligsprechung stellt die Kirche einen außerordentlichen Tugendgrad fest und ist der Überzeugung, dass die betreffende Person bereits bei Gott ist. Alois Andritzki ist dabei nicht nur der erste seliggesprochene Sorbe, sondern auch der Erste, der aus Sachsen stammt.
Anlässlich seines 75. Todestages reifte 2018 beim Cyrill-Methodius-Verein e.V. (TCM) die Idee , mit einem sportlichen Ereignis an Andritzki zu erinnern. Denn er war nicht nur ein vorbildlicher Priester, sondern auch ein leidenschaftlicher Sportler. Man entschied sich dann für einen Lauf, denn „Beim Laufen kann jeder mitmachen“ sagt Kyrill Hantschick. Der Vorsitzende des Vereins, der besonders die Anliegen der katholischen Sorben vertritt, freut sich, dass auch in diesem Jahr der Lauf um den Pokal des Seligen Alois Andritzki stattfinden konnte. Denn das war nach der Premiere 2018 wegen gewisser Einschränkungen in den folgenden Jahren nicht möglich. Und er ist auch froh, dass der TCM vor Ort so tatkräftige Unterstützung erhält.
Diese kommt nämlich vom SV 1922 Radibor e.V., der in diesem Jahr übrigens seinen 100. Geburtstag feiern konnte, und vom ortsansässigen Jugendclub „Radworske“. David Schäfer, der im Vorstand des Vereins der Jugend tätig ist, betont, wie gern man bereit war, die Veranstaltung zu unterstützen: „Wir haben große Lust darauf, wir wollen ja auch, dass im Dorf was los ist“. Und dafür sorgen nicht nur die 25 Jugendlichen, die als Streckenposten und im Getränkeausschank den Lauf unterstützen. Auch sonst sorgt der Verein dafür, dass es gerade auch für die jungen Leute nicht langweilig im Dorf wird. Sei es das Maibaumwerfen, das Hexenbrennen, Aushilfe bei anderen Vereinen oder sogar ein eigenen kleines Festival, welches dieses Jahr organisiert wurde. Dieses Engagement scheint sich auszuzahlen. Schließlich sind in den letzten Jahren rund 30 Leute mehr in den Verein eingetreten, der inzwischen circa 80 Mitglieder umfasst. Dabei muss man übrigens kein Sorbe sein. Der Jugendclub ist zweisprachig. „Jeder ist willkommen“ sagt David Schäfer.
Und auch bei dem Lauf war jeder willkommen. Und sie kamen aus ganz Ostsachsen. Dieses Jahr waren an die 160 Starter dabei, hauptsächlich Kinder und Jugendliche. Nach Altersgruppen gestaffelt gab es unterschiedliche Strecken, die mit insgesamt 23 Läufen bestückt waren, von 500 m für die Kleinsten bis 6 km für die älteren Teilnehmer. Dabei bekam jeder Teilnehmer eine Erinnerungsmedaille, die von der Oberschule Radibor gestaltet wurde.
Allein das Wetter wollte an diesem Tag nicht so richtig aufklaren. Was der guten Stimmung aber keinen Abbruch tat. „Es gibt keine schlechtes Wetter“ betonte auch lachend Claudia Heiduschka, die zusammen mit Benno Bill den Lauf moderierte.
Sie betonte, dass sie sehr froh ist, dass es in diesem Jahr dank eines Sponsors ein elektronisches Zeiterfassungssystem gab. Beim ersten Lauf fand die nämlich noch analog statt. Ferner ist sie dankbar, dass es überhaupt möglich ist und dass hier in Radibor drei Vereine gemeinsam so eine Veranstaltung auf die Beine stellen.
Bis jetzt ist übrigens noch nicht ganz klar,ob der Lauf zukünftig jedes Jahr oder alle zwei Jahre stattfinden soll. Fest steht nur, dass er nicht nur auf der Erde Freude bringt.