Ein Stück Förstgener Kaukasus für Görlitz
Heinrich Theodor Wehle, Ideale Landschaft, ca. 1803/04, Feder in Tusche, Kulturhistorisches Museum Görlitz Foto: Kai Wenzel
Görlitz/Förstgen. Als der aus dem damals noch sorbischen Förstgen stammende Maler Heinrich Theodor Wehle (1778-1805) 1801 und 1802 durch den Kaukasus reiste, war er der erste Künstler aus Mitteleuropa, der dieses ferne Gebirge erkundete. In Skizzen hielt er erhabene Bergmassive, tiefe Flusstäler und mittelalterliche Baudenkmäler im heutigen Georgien fest. Nach seiner Rückkehr erarbeitete Wehle aus den Skizzen ideale Landschaftskompositionen. Seine Zeichnungen sorgten für Furore und schon bald galt Wehle als einer der wichtigsten Landschaftsmaler seiner Zeit. Er verstarb jedoch nur 28-jährig an den Folgen einer Krankheit, die er sich auf seiner Reise zugezogen hatte. Danach wurden seine Zeichnungen zu begehrten Sammlerstücken. Einen kleinen Bestand seiner Werke besitzt auch das Graphische Kabinett der Görlitzer Sammlungen. Denn Wehle hatte familiäre Verbindungen nach Görlitz und erhielt hier als Schüler des Gymnasiums Augustum zu Beginn der 1790er-Jahre seine erste künstlerische Ausbildung.
Diesen Bestand erweiterte jüngst eine Schenkung des Münchener Kaufmanns Andreas Lesser. In einem Berliner Auktionshaus erwarb er eine großformatige Zeichnung, die zu den Hauptwerken des Künstlers gezählt werden kann, um sie dem Museum zu schenken. Die fein mit Feder in Tusche ausgeführte Zeichnung zeigt eine Ideallandschaft mit Gebirgsmotiven aus dem Kaukasus. Auch in technischer Hinsicht ist die Zeichnung sehr interessant, zeichnete Wehle doch zwei Kühe und eine Ziege auf einem separaten Blatt, schnitt sie aus und klebte sie im Vordergrund auf.