Ein Technikdenkmal schwebte in Niesky ein
Einige Tonnen hängen hier am Haken. Foto: André Schulze
Niesky. Was bleibt nach der Schließung des Waggonbaus Niesky in der Stadt? Neben vielen wertvollen Lebenserfahrungen der ehemaligen Waggonbauer sind dies eine Anzahl historischer Gegenstände, die für die regionale Erinnerungskultur und die Identität Nieskys als traditionsreicher Waggonbaustadt eine entscheidende Rolle spielen. In den Bestand des hiesigen Museums und damit in den Besitz der Stadt gingen Teile des historischen Betriebsarchivs sowie einige Objekte über, mit denen sehr viel Unternehmensgeschichte verbunden ist. Allein schon aufgrund seiner großen Abmessungen sticht aber eines besonders heraus: ein originaler Güterwaggon von den Anfängen der Waggonproduktion in Niesky.
Der 1919 von der Firma Christoph & Unmack AG in Niesky hergestellte „Gedeckte zweiachsige Güterwagen GDS Qc 124“ wurde 2010 von der damaligen DB Waggonbau Niesky GmbH erworben und aus Dänemark, wo er jahrzehntelang im Einsatz war, an seinen Herstellungsort zurückgeholt. Liebevoll von den Waggonbauern restauriert, stand er seitdem nahe der Werkspforte auf dem Betriebsgelände und empfing täglich die Belegschaft vor Schichtbeginn. Für die Nieskyer Öffentlichkeit aber war er so nur schwer zu Gesicht zu bekommen.
Vor kurzem konnte die Stadt Niesky den Waggon nun übernehmen, um zu verhindern, dass er irgendwohin verkauft werden würde. Um ihn weiter in das Blickfeld der Nieskyer zu rücken und um mit ihm an die traditionsreiche Geschichte des Waggonbaustandorts Niesky zu erinnern, wurde der historische Güterwagen letzten Freitag durch Spezialfirmen mit schwerer Technik angehoben und einige hundert Meter weiter an seinen neuen Standort an der Muskauer Straße versetzt. Das besondere dabei: das ebenfalls historisch wertvolle, originale Bahngleis der Firma Krupp von 1894, auf dem der Waggon schon bisher gestanden hat, kam mit an den Haken.
Einer der Zuschauer der Umsetzung des Waggons war auch der ehemalige Waggonbau-Personalleiter Peter Schulze. Schon im Vorfeld bekannte er: „Mit unserem Tradtionswagen verbindet die Belegschaft auch sehr schöne Momente in der jüngeren Vergangenheit, wie etwa unser 100-jähriges Firmenjubiläum, das wir 2017 feierlich begehen konnten. Es berührt mich sehr, dass er in Niesky bleiben kann.“