Ein Wirbelwind im Bautzener Stadtmuseum
Auch die Sächsische Ministerin für Kultur und Tourismus, Barbara Klepsch, konnte schon einen Blick auf das Tourbillon riskieren. Foto: Carmen Schumann
Bautzen. Am Pfingstsonntag präsentierte das Museum Bautzen erstmals sein neues Glanzstück, die wertvolle Taschenuhr „Tourbillon 41.000“. Am Tag zuvor konnten bereits zahlreiche Ehrengäste, darunter die Sächsische Ministerin für Kultur und Tourismus, Barbara Klepsch einen Blick riskieren. Anwesend waren auch die Spender, die es erst ermöglicht haben, dass das Museum die Uhr aus einer Auktion für einen sechsstelligen Betrag herauskaufen konnte. Darunter Vertreter der Firma Hentschke-Bau, der Kreissparkasse und der Firma HDN Holding.
Die Taschenuhr wird in der Abteilung Stadtgeschichte präsentiert, und zwar bekam sie einen Ehrenplatz in einer speziellen Vitrine, die gleichzeitig auch ein Tresor ist. Denn das wertvolle Stück bedarf auch entsprechender Sicherheitsmaßnahmen. Die Vitrine, die von der auf Museumsbau spezialisierten Bautzener Tischlerei Schuster hergestellt wurde, ist so raffiniert gestaltet, dass das Tourbillon mithilfe von Spiegeln von allen Seiten betrachtet werden kann. Neben der Schauvitrine befindet sich ein Monitor, auf dem auf digitalem Wege alles Wissenswerte zu dem Tourbillon abgefragt werden kann.
Die Taschenuhr wurde im Zeitraum von etwa vier Jahren bei der Glashütter Traditionsfirma Lange & Söhne angefertigt, und zwar anlässlich der Pariser Weltausstellung von 1900. Deshalb zeigt die kunstvolle Email-Miniatur auf dem Sprungdeckel auch eine Ansicht der Stadt Paris und im Vordergrund die Göttin Minerva, die für das Handwerk und die Weisheit zuständig ist. Auf der Gehäuserückseite ist über silbernen Wellen eine goldene Sonne (das ist wörtlich zu nehmen!)und die Jahreszahl 1900 eingraviert. „Tourbillon“ bedeutet übersetzt „Wirbelwind“ und bezeichnet eine Technologie, die es ermöglicht, die asymmetrisch wirkenden Erdanziehungskräfte auszugleichen. Damit wird eine sehr hohe Ganggenauigkeit erreicht, was das Stück so einzigartig macht.
Der Bautzener Fabrikant Otto Weigang, der sich als Mäzen der Stadt Bautzen einen Namen gemacht hat, hatte das Tourbillon für seine Uhrensammlung erworben. Nach seinem Tod schenkte seine Frau Anna 1921 das wertvolle Stück zusammen mit weiteren 18 Uhren, dem Stadtmuseum. Im zweiten Weltkrieg wurden zahlreiche Exponate des Museums nach Leisnig ausgelagert. In den Kriegswirren ging vieles davon durch Diebstahl verloren, darunter auch das Tourbillon 41.000.
Die Diebe machten die Uhr zu Geld, sie durchlebte eine jahrzehntelange Odyssee. Unter anderem hatte sie Eriwan Haub, einer der reichsten Unternehmer Deutschlands erworben. Nun ist sie nach Sachsen zurückgekehrt. Bevor sie ausgestellt werden konnte, wurde sie von Spezialisten der Glashütter Uhrenfabrik durchgesehen.
Kommentare zum Artikel "Ein Wirbelwind im Bautzener Stadtmuseum"
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Einfach Klasse