Einblicke in die Vermessungsgeschichte der Region
Höchster Punkt für die „Triangulierung“ im Einzugsgebiet des Niederschlesischen Kuriers war die Spitze des Rotsteins (453 m) bei Sohland am Rotstein 1864. Foto: Till Scholtz-Knobloch
Groß Radisch. Kürzlich berichtete der Niederschlesische Kurier in einer Titelgeschichte über die Reaktivierung der Gastwirtschaft auf dem Monumentberg bei Groß Radisch. Nun zeichnet sich bereits der nächste Schritt bei der touristischen Aufwertung des Ausflugsziels ab. Eine Informationstafel soll an die Vermessung Sachsens 1867/68 erinnern und die geschichtliche Bedeutung der Gradmesssäulen erläutern.
Inhalt und Gestaltung der Informationstafel auf dem Monumentberg stehen bereits fest. Quelle: IG Nagelsche Säulen
1862 begann Christian Nagel (1821-1903), ordentlicher Lehrer und Professor für Geodäsie an der Königlich Sächsischen Polytechnischen Schule in Dresden, mit der Vermessung des Königreichs Sachsen und der Errichtung von Gradmessungsstationen, den sogenannten „Nagelschen Säulen“. Diese reichten an der historischen Schnittstelle zwischen Sachsen und Preußen auch in den Nachbarstaat Preußen. 1863 wurde mit Genehmigung des Groß Radischer Rittergutsbesitzers, des Herrn von Nostitz, eine solche Gradmesserstation, 1864 auf der „Nostitzhöhe“ des Monumentberges bei Groß Radisch nach den Vermessungsarbeiten durch Mitarbeiter des Königlich Preußischen Geodätischen Institut errichtet. Groß Radisch war 1815 an Preußen gefallen und auch dadurch aufgewertet, dass das ebenfalls nun preußische Weigersdorf 1829 angesichts der neuen Grenze vom bei Sachsen verbliebenen Baruth nach Groß Radisch umgepfarrt worden war.
Auch in Groß Radisch erledigte Prof. Christian Nagel von 1867 bis 1868 alle notwendigen Vermessungsarbeiten. Doch die Station hatte keinen langen Bestand, ein Sturm riss sie am 7. Dezember 1868 nieder, sodass von ihr heute nur noch ein aus Ziegelsteinen mit einer Granitplatte abgedeckter Stumpf vorhanden ist.
Historische Vermessungssäulen mögen ihre Bedeutung verloren haben, jedoch sind sie Denkmäler der Vermessungsgeschichte, die es gilt auch weiterhin zu erhalten. Deshalb hat die „Interessengemeinschaft Nagelsche Säulen, 2019“, als Arbeitsgruppe zur Erhaltung historischer Vermessungspunkte beim Sächsischen Staatsbetrieb für Geobasisinformationen erwirkt, auf dem Monumentberg, neben den Relikten der zerstörten Gradmessungsstation, eine Informationstafel aufzustellen, auf der die einstige Funktion der Nagelschen Säulen erläutert wird. Die damalige „Triangulation“ weist im Namen darauf hin, dass über andere Bezugspunkte in der Landschaft, deren Höhe bereits bekannt war, „im Dreieck“ die weitere Höhenbestimmung anderer Erhebungen möglich war.
Die Aufstellung der Informationstafel soll nun „zeitnah“ geschehen, denn seitens der Gemeindeverwaltung Hohendubrau, dem Grundstückseigentümer und dem Kultur- und Heimatverein Groß Radisch e.V. sind bereits wesentliche Absprachen erfolgt. „Was nun noch folgen muss ist ein genauer Aufstellungstermin“, sagt Günter Hentschel von der IG Nagelsche Säulen.