Eine „Brotbüchse“ wird neuer Schulclub
Ein baugleicher Triebwagen in Eckersdorf (Jakartovice) im tschechischen Teil Schlesiens Foto: Till Scholtz-Knobloch
Görlitz. Passend zur Tatsache, dass sich die Görlitzer Waldorfschule im alten Güterbahnhof befindet, wird am 12. November gegen 10.00 Uhr ein Schienenbusbeiwagen als künftiger Schulclub auf dem Schulgelände von einem Schwerlasttransport angeliefert und aufgebaut.
Es handelt sich hierbei um einen „Btax“ der tschechischen Staatsbahn ÈD – einst „Blm“ der tschechoslowakischen ÈSD, der mit Triebwagen der Baureihe 809/810 (einst M152) oft als Doppeltraktion verkehrt und optisch dem Triebwagen identisch ist. Das Gefährt wird in rot-beigefarbener Ausführung angeliefert. Die tschechische Bahn hat baugleiche Modelle auch in blau-weiß im Bestand.
Der Beiwagen war zuletzt unregelmäßig als Fahrzeugreserve im Lausitzer Gebirge im Einsatz, vor allem auf der Strecke Tetschen-Bodenbach (Dìèín) – Tannenberg (Jedlová) – Rumburg (Rumburk), aber auch zwischen Tannenberg und Böhmisch Leipa (Èeská Lípa) und nun in Tetschen-Bodenbach abgestellt. Der ehemalige und mittlerweile pensionierte Schuldirektor Lutz Ackermann hatte nach eigenem Bekunden vor mehreren Jahren die Absicht, einen alten Güterwagen der DB auf das Gelände zu holen. „Bei solchen Vorhaben erwies sich die Deutsche Bahn aber als wenig flexibel, ein Bahnmitarbeiter stellte mir aber den letztlich erfolgreichen Kontakt nach Tschechien her“, berichtet er dem Niederschlesischen Kurier. Es gäbe nun sogar einen Anknüpfungspunkt zur Görlitzer Partnerstadt Neutitschein (Nový Jièín), denn das gute Stück wurde ursprünglich in Stauding (Studénka) bei Neutitschein produziert. In den letzten Wochen wurden hinter der zukünftigen Schmiede auf dem Schulgelände wieder Schienen gelegt, auf die der Waggon gehoben wird. Das ist auf Höhe des Basketballplatzes in dem jüngst entstandenen Parkgelände im Brautwiesenbogen und somit für die Öffentlichkeit sehr gut zu sehen.
Bei dem Transport mit dem Tieflader wird von Rumburg kommend der Grenzübergang bei Seifhennersdorf genutzt, danach geht es weiter über Neugersdorf auf die Straße nach Löbau, vor Löbau auf die Umgehung B178, dann auf die B6 über Markersdorf nach Görlitz bis Anschluss an die B99 und über den Brautwiesenplatz.
Damit bleibt im Grunde nur noch die Frage offen, wie die Schüler ihren neuen Rückzugsort nennen werden. Unter Eisenbahnfreunden ist der Triebwagen zumindest als „Orchestrion“, „Brotbüchse“ oder „Sandmännchen“ bekannt. Aber die Fantasie kann ja auch noch eine ganz neue Idee gebieren.â