Eine Brücke in Spree könnte Wahl entscheiden
Ein Plakat auf der abgesperrten Brücke wirbt für deren Erhalt auch als Schulweg. Foto: M. Wehnert
Spree. An diesem Sonntag wird in der Gemeinde Hähnichen im zweiten Wahlgang ein neuer Bürgermeister gewählt. Der bisherige Bürgermeister Werner Queiser hatte aus gesundheitlichen Gründen vorzeitig sein Amt aufgegeben.
Nun wird die Entscheidung um seine Nachfolge fallen, wobei in einem Kopf-an-Kopf-Rennen der drei Bewerber Prof. Matthias Zscheile, Patrick Schultze und Heiko Titze die Wahlbeteiligung vielleicht der entscheidenden Faktor sein wird. Im ersten Wahlgang hatte der unabhängige Bewerber Prof. Matthias 280 Stimmen, der von der CDU unterstützte Patrick Schultze 221 Stimmen und Heiko Titze (AfD) 201 Stimmen erhalten. Alle treten im zweiten Wahlgang, in dem nun eine einfache Mehrheit reicht, erneut an. Zu den drängenden Fragen der Gemeinde gehört jedoch nicht allein die alles dominierende Frage, wie sich die Politik zur geplanten Eisenbahnteststrecke Tetis positioniert. Eine ganz aktuelle weitere Frage ist vor wenigen Tagen im Ortsteil Spree wieder aufgeflammt. Hier soll nach den Vorstellungen des stellvertretenden und nach Queisers Rückzug amtierenden Bürgermeisters Jürgen Schubert aus Trebus die Kirchbrücke ersatzlos zurückgebaut werden. Dazu hat er in die Tagesordnung seiner vermutlich letzten Ratssitzung am 8. Juni einen entsprechenden Antrag aufgenommen. Da stellt sich die Frage: Will er den Spreern und ihre Gästen quasi ein „Abschiedsgeschenk“ schaffen? Oder warum überlässt er das Thema nicht dem neu gewählten Bürgermeister?
Schon 2012 stand der Abriss der Kirchbrücke auf der Tagesordnung. Damals hatte sich spontan ein Brückenkomitee aus Spreer Bürgern gebildet und 211 Unterschriften für den Erhalt gesammelt. „Unter diesem Eindruck wurde damals der Erhalt beschlossen und bereits für 2013 ein Ersatzbau in Aussicht gestellt“, erinnert sich Wolfgang Liebig, treibende Kraft bei der Neuorganisation der Spreer, die für die Brücke kämpfen. Doch dann sei über die Jahre nichts unternommen worden, Fördermöglichkeiten seien ausgelassen und die Brücke sei damit dem Verfall preisgegeben worden. „In diesem Zusammenhang stellt sich auch die Frage wie die Gemeinde Hähnichen die Gelder aus der Kommunalpauschale zur Förderung des ländlichen Raumes, einem Sonderprogramm des Sächsischen Freistaates in den Jahren 2018 – 2020, verwendet hat“, fragt sich Liebig. Immerhin seien in diesem Zeitraum pro Jahr 70.000 Euro, insgesamt also 210.000 Euro, überwiesen worden. Doch für was diese Mittel letztlich verwendet wurden, darüber hätten bei Befragung selbst Ratsmitglieder keine Auskunft geben können.
Die Brücke wurde jedoch am 22. Dezember 2020 erneut geprüft und dabei der der schlechte Zustand erneut festgestellt. „Was sollte auch anderes dabei herauskommen, wenn jahrelang nichts zum Erhalt getan wurde?“, fragt und beklagt Wolfgang Liebig „ sinnlos ausgegebenes Geld für die Prüfung“. Hingegen hätte Schubert nun gänzlich vollendete Tatsachen geschaffen, als er kürzlich, am 16. April, Absperrgitter anschweißen ließ, um die Nutzung der Brücke zu unterbinden. „Bei der Bevölkerung im Ort kam das an wie das Schießen mit Kanonen auf Spatzen“, kommentiert Liebig die Aktion.
Auf Grund eben dieser Entwicklung hatte sich erneut ein Brückenkomitee aus Spreer Bürgern mit dem Ziel gebildet, diese Brücke ins Dorfzentrum entweder durch Ertüchtigung als Bestandsbrücke zu erhalten oder – wenn nicht anders möglich – durch Ersatzbau zu ersetzen. Um dieses Anliegen zu dokumentieren werde bereits wieder eine Unterschriftenaktion gestartet, kündigt Liebig an. In jedem Fall werde man sich mit allen zur Verfügung stehenden Möglichkeiten gegen den Brückenabbau wehren.
„Aber es besteht ja auch noch die Hoffnung, dass die Gemeinderäte am 8. Juni den Antrag ablehnen und mit dem neuen Bürgermeister eine Lösung erarbeiten“, hat Liebig noch Hoffnung.