Eine Legende steht noch einmal im Fokus
Die 152 steht heute im Hangar von Dresden. Foto: Museum
Das Luftfahrttechnische Museum Rothenburg lädt am 11. September ab 10.00 Uhr zu einem Museumstag ein, bei dem die vom Technikmuseum „Hugo Junkers Dessau e. V.” geschaffene Sonderausstellung zum Leben und Wirken des damaligen Generalkonstrukteurs Prof. Brunolf Baade (1904-69) eröffnet wird.
Der Rumpf der Maschine bei der Sicherstellung Anfang der 90er Jahre in Rothenburg. Foto: Luftfahrttechnisches Museum
Rothenburg. Die Ausstellung wird im September und Oktober in Rothenburg zu sehen sein. Am 11. September bekommen die Besucher jedoch einige Besonderheiten zusätzlich geboten. Für alle Freunde des Kerosinduftes und der Triebwerksgeräusche wird der Triebwerkslauf der L-29 gegen 10.30 Uhr und dann noch einmal nach dem Mittag gestartet.
Für 11.00 Uhr ist im ehemaligen Flugplatzrestaurant der Vortrag zum Thema „Zivile Nutzung von MiG, L-39 und Mi-14 nach 1990 in der weiten Welt“ von Bernd Rehn angekündigt.
Nachdem ab 1955 in Dresden 80 Kurz- und Mittelstrecken-Verkehrsflugzeuge vom Typ IL-14P gebaut und in mehrere Länder verkauft wurden, entstand parallel dazu der ehrgeizige Gedanke, ein vollständig neues Verkehrsflugzeug mit Turbinen-Luftstrahl-Antrieb zu entwickeln und in Serie zu bauen. Dieses Projekt erhielt die Bezeichnung „152“. Grundlage dafür war eine Konstruktion des Versuchsbombers EF-150, der nach dem 2. Weltkrieg von deutschen Ingenieuren der ehemaligen Hugo-Junkers-Werke Dessau in der Sowjetunion entwickelt wurde.
Am 4. Dezember 1958 startete endlich der erste Prototyp, die „152V1“, zum erfolgreichen Erstflug. Bereits beim 2. Flug am 4. März 1959 erhielt die Besatzung nach erfolgtem Testprogramm die Aufgabe, für Filmaufnahmen im Tiefflug über Dresden zu fliegen, um sich danach auf der Leipziger Messe zu präsentieren. Im Anflug auf Dresden stützte das Flugzeug plötzlich aus 400 Metern Höhe bei Ottendorf-Okrilla ab. Die Besatzung kam dabei ums Leben.
In Folge der Unfalluntersuchungen und der damit verbundenen Verzögerung gingen anderthalb Jahre Entwicklungszeit verloren. Damit sanken die Absatzchancen für die „152“ erheblich. Besonders der erwartete Hauptabnehmer, die Sowjetunion, hatte inzwischen kein Interesse mehr an diesem Flugzeug, da ab Mitte der Fünfzigerjahre die TU-104 und TU-124 im Liniendienst eingesetzt waren. Zusätzlich kamen ständige Engpässe in der Materialversorgung hinzu. So fasste im Februar 1961 das Politbüro der SED den Entschluss, den Flugzeugbau in der DDR vollständig einzustellen. War die Fachpresse der DDR bis dahin über die Dresdener Projekte des Lobes voll, legte sich danach der Mantel des Schweigens über den gesamten Industriezweig.
In den Sechzigerjahren wurden bereits gefertigte Rümpfe der „152“ als Lager- und Aufenthaltsräume auf verschiedene Militärflugplätze der NVA verteilt. So kam auch der Rumpf mit der Werksnummer 011 nach Rothenburg. Er diente hier viele Jahre als Materiallager. Nach 1990 bargen ihn Mitglieder des Rothenburger Museumsvereins. Wegen des schlechten Zustandes sah sich der Verein aber gezwungen, den Rumpf an das kompetentere Verkehrsmuseum Dresden zu übergeben. Hier wurde er im Flugzeugwerk Dresden restauriert und kann heute in einer Halle des Flughafens Dresden besichtigt werden.
Um diese interessanten, historischen Ereignisse nochmals nachvollziehen zu können, gelang es, den Historiker Konrad Eulitz von der „Interessengemeinschaft 152“, für den Museumstag zu gewinnen. Er vermittelt Einblicke in originale Dokumente in Form interner Filmaufnahmen in seinem Vortrag „Der Aufbau und das jähe Ende der zivilen Luftfahrtindustrie in der DDR”. Der Vortrag findet am Museumstag um 15.00 Uhr im ehemaligen Flughafenrestaurant statt.
Ein Modell einer „152“, im Maßstab 1:10, wird über der Ausstellung „fliegen“ und an der Decke hängen. Das Modell wurde uns von Jürgen Wolf zur Verfügung gestellt. Das gesamte Museum steht am Museumstag und Sonntag, dem 12. September zur Besichtigung offen. Mitglieder des Museumsvereins geben Erläuterungen zu den ausgestellten Flugzeugen und anderen Exponaten.
Am Sonntag beantworten am Vormittag Bernd Rehn und Mitglieder des Museumsvereins noch einmal weitere Fragen.Dafür wird auch die Vorführung an der MiG-21U „296“ vorbereitet und u.a. eine hydraulische Funktionsprobe durchgeführt.