Eine Rückenmassage für den Vordermann
Erika und Dirk Spitzner aus Olbersdorf sind fast das ganze Jahr über hinweg mit dem Tandem unterwegs. Foto: Lothar Denzel
Tandemfahrer scheint es in der Region nicht all zu viele zu geben. Das merken Erika und Dirk Spitzner aus Olbersdorf an den Reaktionen vieler staunender Menschen, vor allem bei Kindern, wenn die beiden durch die Gegend radeln.
Erika Spitzner gab hier ihrem Mann in vorderer Position auf dem Tandem eine Rückenmassage. Foto: Lothar Denzel
Olbersdorf. „Als wir uns kennenlernten, bin ich viel mit dem Fahrrad gereist, bis zu 240 Kilometer am Tag mit Gepäck“, erzählt er. Das sei Erika zu viel gewesen. „Wir haben deshalb gleich für den ersten gemeinsamen Fahrradausflug ein Tandem von Freunden genutzt und sind davon total begeistert gewesen. Wir haben den Vorteil, dass wir beide so stark treten, wie wir uns fühlen“, sagt Dirk Spitzner. Deshalb sei es schön gewesen, „dass wir hier in Olbersdorf auch die Möglichkeit hatten, uns über Bekannte ein Tandem für mehrtägige Ausflüge ausborgen zu können. Wir bekamen dann das Angebot, dieses Rad zu behalten. Das passte ganz gut, da wir eine Reise an die Ostsee geplant hatten und diese dann schon mit dem eigenen Tandem umgesetzt haben.“
Ihr Gefährt ist circa 17 Kilogramm schwer und knapp 2,5 Meter lang. Seit einem Umbau hat es nun 14 Gänge. Der Antrieb ist rein biologisch. Die beiden nutzten einige Zeit ihr Tandem regelmäßig für Ausflüge, „die derzeit aber nicht in unsere Lebenssituation passen. Dennoch kommt es auch im Alltag fast ganzjährig zum Einsatz, um beispielsweise zu Kulturveranstaltungen oder in den Garten zu kommen, wofür andere meist mit dem Auto fahren.“
Tatsächlich gibt es wenige Tandempilotinnen, da es ein bisschen schwerer zu steuern ist als ein normales Fahrrad. So sitzt auch bei diesem Duo der Mann vorn.
Und wie funktioniert das Zusammenspiel der beiden auf dem Tandem? „Wer hinten sitzt, hat fünf wichtige Aufgaben – vertrauen, treten, ,blinken’, bei Bedarf klingeln und dem Menschen vorn eine Rückenmassage geben“, antwortet sie lächelnd.
Erika und Dirk Spitzner sind in etwa mit dem Tandem so schnell unterwegs wie mit einem normalen Fahrrad: „Wir haben aber den Vorteil, nur einmal Gegenwind zu haben. Wer hinten sitzt, hat den Windschatten schon mit eingebaut.“
Erika Spitzner musste sich an ihre Position hinter ihrem Mann erst einmal ein bisschen gewöhnen, nicht lenken oder bremsen zu können: „Dafür kann ich mir die Gegend genauer anschauen und hinterher Dirk erzählen, was er als Vordermann verpasst hat.“
Die beiden unterhalten sich bei ihren Touren mit dem Tandem „über Gott und die Welt“ und führen ihre Gespräche auf jeden Fall zu Ende: „Wir können ja nicht einfach davonfahren. Wir empfehlen solche Touren deshalb auch als Paartherapie.“ Erika muss in der hinteren Position ihrem Mann zu 100 Prozent vertrauen, „da ich kaum Kontrolle habe.“ Dirk ist vorn für zwei verantwortlich, informiert seine Frau zum Beispiel über Schlaglöcher, die sie von hinten aus nicht sehen kann.
Die beiden haben bei ihren Touren mit dem Tandem auch schon lustige Anekdoten erlebt. „An einem Freitag, dem 13., während unserer Hochzeitsreise trafen wir einen Schornsteinfeger. Es soll ja Glück bringen, ihn zu berühren. So fragten wir, ob wir das dürfen und er gab uns beiden die Hand. Nach einem kurzen Gespräch sind wir weiter über Felder gefahren. Als wir dann unter dem einzigen Baum weit und breit durchfuhren, traf ein dort sitzender Vogel Erika, was ja auch Glück bringen soll“, sagt er schmunzelnd.
Dirk selbst kümmert sich bei dem Tandem um die technischen Sachen. Abgesehen von ein oder zwei Besonderheiten sei ein Tandem auch in der Unterhaltung wie ein normales Fahrrad zu handhaben. Ganz allgemein wünschen sich die beiden, dass die Menschen mehr mit dem Rad fahren. Man könne damit so viele Dinge einfach erledigen und dabei seine Umgebung ganz anders wahrnehmen.
Kommentare zum Artikel "Eine Rückenmassage für den Vordermann"
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Guter Bericht übers radeln.