Einkehr in Autobahnkirche: In zwei Minuten von 180 auf Null
Pfarrer Marko Mitzscherling vor dem marmornen Taufbecken. Der Bronzedeckel wurde unter Verschluss genommen.
Unter anderem wurde die Turmfassade der Uhyster Kirche erneuert. Was noch fehlte, waren die Turmuhren.
Seit 1996 erfüllt die Gemeindekirche St. Peter und Paul in Uhyst am Taucher einen ganz besonderen Zweck. Jetzt ist die Sanierung abgeschlossen.
Uhyst a.T. In neuem Glanz erstrahlt nach beendeter Innensanierung die Gemeindekirche St. Peter und Paul in Uhyst am Taucher. „Wir haben die Fenster erneuert, die ihre Zeit erlebt haben und zum Teil noch durch die Brückensprengung 1945 beschädigt waren“, berichtet Pfarrer Marko Mitzscherling. Die über die gesamte Höhe des Kirchenschiffes reichenden Korbbogenfenster tragen zu der außergewöhnlichen Helligkeit bei, die den Inneneindruck der Uhyster Kirche prägt. Doch noch mehr geschah: „Die 30 Jahre alten, teils verschimmelten Kokosläufer wurden entfernt und der Steinfußboden neu verfugt“, so Marko Mitzscherling. Lediglich vor dem Altar liegt seit der Karwoche ein neuer Läufer, der in der Kokosweberei Hilger in Olbersdorf gefertigt und vom dortigen Chef persönlich übergeben wurde. Auch die Turmfassade wurde erneuert. Gearbeitet wird noch an der Gedenkkapelle für die Verkehrstoten.
24 Stunden am Tag, sieben Tage in der Woche ist die weithin sichtbare Kirche St. Peter und Paul in Uhyst am Taucher geöffnet. Seit 1996 dient sie – als erstes Gotteshaus in den fünf neuen Bundesländern und nach wie vor einziges in der Oberlausitz – als Autobahnkirche und feiert dementsprechend in diesem Jahr ihr 25-jähriges Jubiläum in dieser Nutzung. „Es war die Idee meines Vor-Vorgängers, des im April verstorbenen Andreas Blumenstein“, blickt der Uhyster Gemeindepfarrer Marko Mitzscherling in die jüngere Vergangenheit zurück. Seitdem steht die knapp 200 Jahre alte Kirche als Ort der Andacht und der inneren Einkehr allen Reisenden auf der nahe vorbeiführenden A4, aber auch allen anderen Besuchern offen. „Sie können hier beten, eine Kerze anzünden oder einen Eintrag in das Gedenkbuch vornehmen“, so der Pfarrer. Dieses ist den leider noch immer zu vielen Menschen gewidmet, die Tag für Tag auf der viel befahrenen Autobahn ihr Leben lassen müssen. Nicht immer und bei allen fand diese Nutzung der Uhyster Kirche Akzeptanz, vor allem in den Anfangsjahren gab es immer wieder Vandalismus. Doch sich davon entmutigen zu lassen, kam für Marko Mitzscherling und seine Vorgänger nie in Frage.
Einen geringer gewordenen Zuspruch aufgrund von Corona kann der Uhyster Pfarrer nicht registrieren, wohl aber Änderungen in der Zusammensetzung: „Zeitweise hatten wir einen großen Rückgang an polnischen Besuchern, die einen großen Teil unserer Gäste ausmachen. Auch Senioren aus der Oberlausitz, die den Besuch der Autobahnkirche mit einem Tagesausflug verbinden, kamen weniger. Dafür wohl mehr Menschen aus dem Umfeld, die die Kirche zu Einkehr und Gebet nutzen. Daneben haben wir eine festen Stamm von Pendlern“, berichtet Marko Mitzscherling. Bei der Anzahl der mitgenommenen Prospekte und der Kollektehöhe gebe es keine Veränderungen. Ebenso unverändert ist auch die unbefriedigende Situation hinsichtlich des kleinen Grufthauses an der Kirchhofmauer, das immer wieder unliebsame Bekanntschaft mit abbiegenden Lkw machen muss und schon reichlich lädiert ist. Da das Grufthaus unter Denkmalschutz steht, kann es auch nicht abgerissen werden. Für Ideen zur Lösung des Problems ist Pfarrer Marko Mitzscherling dankbar.