Energiesparen kann Geldbeutel entlasten
Am Donnerstagvormittag hatten Diesel und Superbenzin auch in Bautzen bereits kräftig zugelegt. Doch das Ende der Fahnenstange scheint noch längst nicht erreicht. Experten raten mittlerweile verstärkt zum Umstieg auf alternative Antriebe. Foto: PH
Bereits vor dem Krieg in Osteuropa haben fossile Energieträger einen Preisaufschwung erlebt. Die Ursache dafür sei nicht im Ukraine-Konflikt zu suchen, sondern im Agieren Russlands am Energiemarkt und in der weltweit gestiegenen Nachfrage nach Öl und Gas. Diese Gründe führt Sachsens Energieministerium für die jüngste Entwicklung an. Nicht nur Verbraucher leiden immer stärker darunter. Fachleute zeigen Sparpotenziale auf.
Region. Die Spritpreise an den Tankstellen kennen nach oben hin offenbar keine Grenze mehr, doch auch die Kosten für Gas und Heizöl steigen. Experten raten vor diesem Hintergrund einmal mehr zum Energiesparen. „Wir können zunächst empfehlen, das Verbrauchsverhalten bei Heizung und Elektroenergie auf den Prüfstand zu stellen“, sagte Stefan Thieme-Czach von der Sächsischen Energieagentur SAENA auf Anfrage. „Hier sind häufig noch ungenutzte Potenziale vorhanden und Tipps überall verfügbar.“
Darüber hinaus sollte einjeder die Preise im Blick behalten und sich bei Rücksetzern im Energiepreis die günstigeren Konditionen für einen überschaubaren Zeitraum sichern. „Das bedeutet, Heizöl eventuell in kleineren Mengen nachkaufen und beim Gas oder Strom gegebenenfalls auch mal ein- zwei Monate in der Ersatzversorgung höhere Preise – vor allem jetzt außerhalb der Heizperiode – akzeptieren. Ein nächster Schritt vor allem für Eigentümer von Gebäuden ist, eine langfristige Sanierungsstrategie zu finden.“ Fast jedes zukunftsfähige Heizungssystem benötige für eine hohe Effizienz und niedrige Betriebskosten geringe Vorlauftemperaturen. Dies lasse sich durch eine gut gedämmte Gebäudehülle und entsprechend ausgelegte Fußbodenheizung oder aber auch große Heizkörper erreichen. Im Regelfall würden immer wieder bestimmte Bauteile am Gebäude erneuert. Hier gelte es, diese Maßnahmen weit im Voraus zu denken und die Dämmmaßnahmen und Ab-hängigkeiten wie notwendige Dachüberstände für die Fassadendämmung zu berücksichtigen. Maßnahmen wie die Kellerdecken- oder Geschossdeckendämmung seien teilweise in Eigenleistung umsetzbar beziehungsweise nicht ganz so kostenintensiv. Wenn einige der Maßnahmen erst in entfernter Zukunft geplant seien, könne sich der Verbraucher auch mit einer Heizungsanlage behelfen, die beispielsweise aus einem alten Ölkessel und einer neuen Wärmepumpe besteht.
Ulrike Körber hingegen sieht einen wesentlichen Schlüssel zum Energiesparen an anderer Stelle. Die Energieberaterin für die Verbraucherzentrale Sachsen setzt auf einen geringeren Wasserverbrauch. Die Erklärung liefert die Expertin gleich mit: „Egal ob die Warmwasserbereitung elektrisch oder über die Zentralheizung erfolgt – das Erwärmen kostet immer Energie. Zudem werden damit auch die Kosten für Wasser und Abwasser gespart.“ Entscheidend seien die Temperatur und die Menge fließenden Wassers. „Wer ein eigenes Haus mit Heizungsanlage hat, könnte die Temperatur im Speicher verringern, beispielsweise von 60 auf 50 Grad Celsius und – wenn vorhanden – die Zirkulationspumpe im Warmwassernetz zeitgesteuert betreiben. Da das Wetter in diesem Winter recht mild ist, sollte an der Kesselregelung eine angepasste Heizkurve gewählt werden. Wie das geht, steht in der Bedienungsanleitung. Bei der Gelegenheit kann auch eine zentrale Nachtabsenkung eingestellt werden.“ Allgemein sei ein bedarfsgerechtes Heizen wichtig: Wohnräume sollten eine Temperatur von 20 bis 22 Grad Celsius ausweisen, in Schlafräumen würden hingegen lediglich 16 bis 19 Grad Celsius ausreichen. Nachts und bei Abwesenheit würden sich die Thermostatventile aus- oder auf eine niedrigere Stufe stellen. „Lüften mit zwei gegenüberliegenden geöffneten Fenstern bieten in ein paar Minuten den besten Luftaustausch, ohne durch dauerhaft gekipptes Fenster zu viel Wärme entweichen zu lassen.“
Doch auch in puncto Stromsparen hält Ulrike Körber einige Tipps parat: „Nicht benötigte Technik zum Beispiel über Steckerleisten ausschalten, die Kühlschranktemperatur nicht unter sieben Grad Celsius einstellen, bei der Gelegenheit mal die Vorratshaltung checken, insbesondere wenn zwei oder mehrere Kühl- und Gefriergeräte benutzt werden, öfter Salat statt Pizza essen, denn der Backofen verbraucht viel Strom sowie W-LAN-Verbindungen trennen, wenn das Internet gerade nicht genutzt wird. Durch ständige Verbindungen verbrauchen der Rooter und W-LAN-Repeater mehr Strom.“
Politik ist gefordert
Trotz der zahlreichen Expertentipps sieht der Landtagsabgeordnete Frank Peschel vornehmlich den Bund in der Pflicht zu handeln. „Ich bin davon überzeugt, dass bereits jetzt viele Kunden an ihre finanziellen Grenzen geraten“, sagte er dem Oberlausitzer Kurier. Im Fall von Heizöl geht der Politiker davon aus, dass einige Hauseigentümer in der Oberlausitz dieses bereits auf Kredit kaufen. „Die Auswirkungen werden sowohl für Händler, als auch für deren Kunden schlimm sein. Händler bekommen ihre Rechnungen nicht vollständig bezahlt. Wenn das mehrfach passiert, kann dies auch für finanzkräftige Unternehmen existenzbedrohend sein. Kunden, die ihre Rechnungen nicht bezahlen können, droht im schlimmsten Fall Zwangsversteigerung und Privatinsolvenz.“
Den Sächsischen Brennstoff- und Mineralölhandelsverband, in dem die Heizöllieferanten zusammengeschlossen sind, befragten wir ebenfalls zu möglichen Auswirkungen im Zuge der steigenden Energiepreise. Geschäftsführerin Sina Welsch verwies jedoch auf das Wirtschaftsministerium. Dort erklärte Sprecher Marco Henkel: „Wir beobachten die zuvor angespannte und nun durch den Ukraine-Konflikt verschärfte Situation auf dem Energiemarkt aus wirtschaftspolitischer Sicht intensiv und mit Sorge. Die gestiegenen Energiekosten betreffen sämtliche Branchen und Gewerbe, vor allem die energieintensiven Betriebe sowie die Logistik. In der Konsequenz ist demzufolge mit steigenden Preisen in allen Lebensbereichen zu rechnen.“ Und weiter: „Für Unternehmen stehen neben den Fördermöglichkeiten des Bundes – Exportkreditgarantien, Investitionsgarantien und zinssubventionierte Liquiditätshilfedarlehen der KfW – die bekannten und bewährten Förderprogramme des Freistaates zur Verfügung, um das laufende Geschäft abzusichern und Liquiditätsengpässe zu überbrücken.“
Wie die Bundesregierung mitteilte, sollen in diesem Jahr etwa 2,1 Millionen Menschen einen einmaligen Heizkostenzuschuss erhalten – vor allem Wohngeld-Haushalte und Studenten, die BAföG beziehen. Damit sollen gezielt Einkommensschwächere von den stark gestiegenen Energiekosten entlastet werden. Eigenen Angaben zufolge hat das Kabinett das Heizkostenzuschussgesetz bereits auf den Weg gebracht.
Indes geht Stefan Thieme-Czach davon aus, dass die vollständige Abschaffung der EEG-Umlage in Höhe von aktuell 3,7 Cent je Kilowattstunde für die Finanzierung der erneuerbaren Energien auf den Strompreis dämpfend wirken wird. Auch die Erhöhung des Grundfreibetrages sowie der Werbungskosten- und der Pendlerpauschale bei der Einkommensteuer könnten Entlastungen bei den Verbrauchern bewirken. Jedoch schränkte er ein: „Die aktuelle Preissteigerung werden diese Maßnahmen allerdings nicht kompensieren.“
Was das Tanken anbelangt, kommt mittlerweile auch die Handwerkskammer Dresden zu der Erkenntnis: Vater Staat muss die Steuern senken. Spielräume sind vorhanden, meint in dem Zusammenhang deren Präsident Jörg Dittrich. Als Beispiel führte er an, dass bei einem Preis von 2,008 Euro je Liter Super E10 der Bund 97,5 Cent an Energie- und Mehrwertsteuern einstreiche. Zugleich warnte der HWK-Chef: „Die Preisexplosionen haben nicht nur schon heute direkte Auswirkungen auf das Tagesgeschäft vieler Handwerksbetriebe, sondern werden sich in den nächsten Wochen auch auf regionale und überregionale Lieferketten auswirken. Daher gilt es jetzt zu handeln.“