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Erfolgreiches Ende bei „Jugend forscht“ in Bautzen

Erfolgreiches Ende bei „Jugend forscht“ in Bautzen

Niklas Stöcker, Enjo Sturm und Max Wresinski (Von links nach rechts) bilden den vorerst letzten erfolgreichen Jahrgang des Schiller-Gymnasiums bei „Jugend forscht“. Foto: Benjamin Vogt

Seit 30 Jahren nahmen die Schüler des Schillergymnasiums an dem Projekt „Jugend forscht“ teil. Entstanden sind unter der Betreuung von Andreas Samuel zahlreiche Erfindungen und Entwicklungen. Doch nun soll damit Schluss sein. 

Bautzen. Es ist schon bewundernswert, was sich sich junge Leute so alles ausdenken. Und das jetzt in einem ganz positiven Sinne. Denn offensichtlich haben Einige bereits als Schüler außergewöhnliche Ideen und können diese dann auch technisch Umsetzen. Um junge Talente, besonders in den sogenannten MINT-Fächern, also Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik, zu entdecken und zu fördern, gibt es die Stiftung „Jugend forscht“. Hierbei können in unterschiedlich gestaffelten Wettbewerben Schüler ihre Projekte einreichen und sich so mit anderen messen, aber auch ihren Horizont erweitern und sich mit anderen vernetzen.
 
Andreas Samuel, der neben seiner Lehrertätigkeit am Schiller-Gymnasium in Bautzen auch noch das „Zuseum“ betreut, fand offensichtlich das Anliegen von „Jugend forscht“ unterstützenswert. Denn seit 30 Jahre unterstützt er Schüler bei der Entwicklung und Verwirklichung ihrer Projekte. In dieser Zeit konnten über hundert Einreichungen getätigt werden, die nicht selten auch von der Stiftung mit Auszeichnungen gewürdigt wurden. Zumindest bis zum Februar diesen Jahres. Denn mit der Teilnahme am diesjährigen Regionalwettbewerb findet dieses Engagement nun wohl seinen vorläufigen Abschluss. 
Drei junge Schüler hatten die letzte Gelegenheit genutzt und ihr Können unter Beweis gestellt. Max Wresinski aus der neunten Klasse, der zum ersten Mal bei „Jugend forscht“ mitgemacht hat, wollte mit seinem Projekt unter dem Thema „Mit Dualzahlen zur Lösung“ die Umformung von Dezimalzahlen in Binärzahlen veranschaulichen. 

Und das mit einer Art „Murmelbahn“. Dabei wird eine Kugel bei der umzurechnenden Dezimalzahl eingelegt. Diese rollt dann an ihre jeweilige Position. Dort wo sie liegen bleibt, wird unten angefangen zu zählen. Der Standort der Kugel bildet den Start und wird mit „Eins“ gezählt. Die darüber liegenden leeren Positionen stehen für eine „Null“. Wenn beispielsweise bei der vier eine Kugel eingelegt wird, kann dann der Binärcode 1/0/0 abgelesen werden. Dieses Projekt hilft besonders den Schülern, die sich die abstrakten mathematischen Verhältnisse oft schlecht vorstellen können und ist für die Klassenstufen sieben und acht gedacht. Eine sehr hilfreiche Sache, wird Mathematik dadurch doch um ein großes Stück anschaulich. 
Eine Hilfe für Schüler haben auch die zwei anderen Teilnehmer des Wettbewerbs, Niklas Stöcker und Enjo Sturm, aus der elften Klasse entwickelt. Hierbei ging es um das alte Problem Hausaufgaben. 

Diese gelten doch für viele als lästige Pflicht, werden dabei vergessen oder gehen unter. Um den häufigen Umgang der jungen Generation mit den Kommunikationsmitteln in diesem Bereich zu nutzen, haben die beiden ein Online-Hausaufgabenheft programmiert. In diesem können nun alle Schüler einer Klasse die Aufgaben eintragen und kommentieren. Man kann aber auch einfach noch mal nachsehen, was zu tun war oder in diesem Zusammenhang die Mitschüler fragen. Laut Aussage der Entwickler eine enorme Vereinfachung, ist doch das Smartphone heute oft eher bei der Hand als das Hausaufgabenheft. Und man müsse im Zweifelsfall auch nicht extra fragen, wie, ob oder bis wann eine Aufgabe zu erledigen sei. Die Internetseite, die unter online-hausaufgabenheft.de abrufbar ist, hat dabei rund zwei Jahre Entwicklungszeit gebraucht. Und die beiden Junginformatiker haben die Arbeit komplett selbst bewältigt, wie Andreas Samuel betont. 

Zur Zeit arbeiten sie an einer Erweiterung für das Kurssystem der Oberstufen, welches durch seine andere Unterrichtsstruktur andere Anforderungen hat. Als ihren eigenen Antrieb bezeichneten die zwei Schüler, unabhängig von institutionellen Einrichtungen ein eigenes Hilfsangebot für Schüler zu schaffen. Denn nach ihrer Erfahrung gehen staatliche Programme wie „LernSax“ an der Lebensrealität der jungen Leute vorbei. Für ihr Projekt wurden die beiden bei „Jugend forscht“ mit dem zweiten Platz ausgezeichnet. 

Das Online-Hausaufgabenheft war nach der Aussage von Andreas Samuel ein Selbstläufer. Die beiden haben sich einfach gekümmert, auch wenn für sie Ansprechpartner vorhanden gewesen sind. Diese wiederum sind im „Zuseum“ aktiv. Und überhaupt wäre ohne der engen Verbindung von Schule und Zuseum, die auch an die Person Andreas Samuel geknüpft ist, vieles in der Form wohl nicht möglich. „Wir haben im Zuseum Möglichkeiten, die keine Schule hat“, betont der Lehrer. Neben der technischen Ausstattung gibt es besonders ein Reservoir an Fachleuten, die als Ansprechpartner und Hilfe zur Seite stehen. Auch Max Wresinski konnte sein Projekt im Zuseum verwirklichen. „Es geht darum, wenn die Schüler eine Idee haben, dass sie es auch mal ausprobieren können“ beschreibt Andreas Samuel die Funktion des Zuseums, nicht nur bei „Jugend forscht“. Und dieses Angebot wird es auch weiterhin geben. Auch wenn die Zukunft von „Jugend forscht“ am Schiller-Gymnasium nun erstmal in den Sternen steht. Denn mit der Pensionierung von Andreas Samuel in diesem Jahr gibt es zunächst keinen Lehrer mehr, der die Teilnahme an dem Wettbewerb betreuen will. Und so werden leider zahlreiche gute Ideen der jungen Leute vorerst in der Schublade bleiben. 

Benjamin Vogt / 18.03.2023

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