Erneuter Brandanschlag auf Bautzener Firma Hentschke-Bau

Der zerstörte Bagger war nach Angaben von Hentschke-Bau neuwertig und wurde erst im vergangenen Jahr angeschafft. Foto: Hentschke-Bau
Bautzen/Leipzig. In der Nacht zum 28. Februar ereignete sich auf einer Baustelle im Leipziger Stadtteil Connewitz ein Brand, bei dem erneut ein Bagger der Bautzener Firma Hentschke-Bau zum Opfer der Flammen wurde. Eine weitere Maschine in unmittelbarer Nähe wurde laut Polizeibericht ebenfalls beschädigt. Die Schadenshöhe beläuft sich nach Unternehmensangaben auf etwa 500.000 Euro. Das Polizeiliche Terrorismus- und Extremismus-Abwehrzentrum (PTAZ) des Landeskriminalamts Sachsen wurde eingeschaltet. Der Verdacht richte sich auf Brandstiftung, möglicherweise mit politischem Hintergrund.
Das Landeskriminalamt hat einen Zeugenaufruf gestartet, um die Umstände der Tat aufzuklären und Informationen zu den Tätern zu erhalten. Hinweise können bei jeder Polizeidienststelle gegeben werden. Auf der Plattform „Indymedia“ ist ein Bekennerschreiben eingegangen, das die Vermutung eines linksextremistisch-politischen Tatmotivs erhärtet. In diesem wird Hentschke-Bau als „„wichtiger Bestandteil der rechten Hegemonie in Ostsachsen“ bezeichnet.
Hentschke-Bau: „Direkte Linie vom Policy Paper“
Geschäftsführer Jörg Drews erklärt: „Uns erreicht eine breite Anteilnahme und Unterstützung aus der Öffentlichkeit sowie von Unternehmen, für die wir uns herzlich bedanken. Wir verurteilen jede Form von Gewalt, insbesondere politisch motivierte Gewalt, egal ob von links oder rechts. Gewalt ist kein Mittel der Demokratie. Wir brauchen Dialog und Miteinander. Deswegen steht für uns fest: Wir engagieren uns für den sozialen Zusammenhalt, für Vielfalt und Toleranz.
Wir unterstützen Vereine, Verbände, Kinder- und Jugendeinrichtungen, den Sport und die Kultur. Wir sind ein pluralistisches Unternehmen mit politischer Meinungsvielfalt innerhalb der Belegschaft, forschen im Bereich Nachhaltigkeit und Umweltschutz und setzen uns sehr für die Interessen unserer 700 Mitarbeiter ein – auf allen Ebenen. Anschläge wie dieser richten sich gegen alle Mitarbeiter und deren wirtschaftliches Wohlergehen. Dass wir diese Gewalt erfahren, zeigt die Absurdität der Gedankengänge der Täter“, so die Unternehmensführung.
Wir sehen eine direkte Linie vom Policy Paper des Else-Frenkel-Brunswik-Instituts der Uni Leipzig, in dem wir als angeblich ‚rechtsextremer Akteur‘ diffamiert werden, zu dem neuerlichen Brandanschlag auf Technik unseres Unternehmens. Dass dieses Paper mit Unterstützung der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten erstellt und mit öffentlichen Geldern finanziert wurde, unterstreicht unseren Unmut. Die Lügen, die in dem Paper verbreitet werden, führen zu Terror und Gewalt gegen unser Unternehmen. Das Bekennerschreiben auf Indymedia bezieht sich ausdrücklich auf die in dem Policy Paper verbreiteten Unwahrheiten und konstruierten Zusammenhänge. Die Verfasser des Papers sind die geistigen Brandstifter hinter diesem Brandanschlag.“
Landrat: Linksfaschistische Ideologien
Der Bautzener Landrat Udo Witschas (CDU) hat den Anschlag in einer Stellungnahme scharf verurteilt. Er schreibt unter anderem: „Der erneute Brandanschlag auf die Hentschke Bau GmbH aus Bautzen – diesmal auf einen Bagger in Leipzig – ist ein feiger Angriff auf ein Unternehmen, das mit seinen Projekten einen wichtigen Beitrag zur Infrastruktur unseres Landes leistet. Ich stehe klar an der Seite von Geschäftsführer Jörg Drews und seinen Mitarbeitern, die trotz wiederholter Angriffe ihre Arbeit mit großem Engagement fortsetzen. Herr Drews hat sich als Unternehmer und Förderer stets in großem Umfang und auf vielfältige Weise für die Entwicklung seiner Region eingesetzt – diese Angriffe treffen nicht nur ihn, sondern auch die Werte unserer demokratischen Gesellschaft. Und sie treffen auch die rund 700 Beschäftigten des Unternehmens, von denen ich sehr viele persönlich kenne. Die sich ebenfalls als Einwohner des Landkreises ehrenamtlich vielfach engagieren. Sie haben es nicht verdient, durch linksfaschistische Ideologen unter Generalverdacht gestellt und zum Angriffsziel erklärt zu werden. Solche gewaltsamen Taten sind durch nichts zu rechtfertigen. Sie müssen mit aller Härte verfolgt werden. Es kann nicht sein, dass bei keinem der Angriffe auf Hentschke Bau Täter ermittelt wurden!“
AfD: Demokratie-Gelder für Schadensersatz nehmen
Der Landtagsabgeordnete Frank Peschel (AfD) fordert, dass der angerichtete Schaden aus so genannten „Demokratiegeldern“ bezahlt werden soll – also aus Geldern, mit denen „Demokratieprojekte“ finanziert werden. Weiter schreibt er unter anderem: „Wer für die Sicherheit von Privateigentum in Sachsen nicht mehr sorgen kann, muss seinen Posten räumen (gemeint ist Innenminister Armin Schuster, Anm. d. Red.). Der linke Terror muss sofort gestoppt werden. Alle Demokratiegelder, deren Verwendung nicht eindeutig nachweisbar sind, müssen ebenfalls gestoppt werden. Außerdem muss sich die Regierung fragen lassen, warum sie gewaltverherrlichende Internetseiten wie Indymedia duldet.“ Wie der Innenmeister in der Antwort auf eine entsprechende Anfrage des Abgeordneten Peschel im März 2024 einräumte, waren alle damals anhängigen Ermittlungsverfahren zu Brandanschlägen auf Hentschke-Bau eingestellt worden, da keine tatverdächtigen Personen ermittelt werden konnten.
Linke: Landrat vergreift sich wiederholt im Ton
Der Co-Vorsitzende des Kreisverbandes Bautzen der Partei Die Linke, Silvio Lang, wirft indessen Landrat Udo Witschas vor, sich „erneut im Ton zu vergreifen“. Er schreibt: „Wenn Herr Witschas sich dann zur Verwendung des Begriffes ’linksfaschistische Ideologien’ versteigt, dann spielt er auf der Klaviatur der extremen Rechten und vergreift sich, wiederholt, deutlich in der Wortwahl. ’Linksfaschismus’ ist ein rechter Propagandabegriff der suggeriert, es gäbe eine ähnlich menschenfeindliche Ideologie im linken politischen Spektrum wie beim tatsächlichen Faschismus. Das ist nicht nur ahistorisch, es ist schlicht falsch – und vor allem relativiert es die Verbrechen des tatsächlichen Faschismus von rechts. Es besorgt mich, dass dies im Wortschatz des Landrates ganz selbstverständlich vorzukommen scheint.“
Der Landrat habe sich auch nicht zu den Angriffen auf Wahlkampfstände der CDU und der Linken im Bautzener Allende-Viertel geäußert. Gleichwohl lehne auch die Linke jegliche Gewalt als Mittel der politischen Auseinandersetzung, ob gegen Menschen oder gegen Sachgegenstände, ab, so Lang.
OB: Anschlag auf Zukunft unserer Stadt
Der Bautzener Oberbürgermeister Karsten Vogt (CDU) sagt: „Mit Erschütterung nahm ich die erneuten Angriffe in Leipzig-Connewitz auf die Hentschke Bau GmbH wahr. Brennende Bagger sind kein Weg, um gesellschaftliche Debatten in unserem Land zu führen.
Ich verurteile jede Form von Gewalt auf das Schärfste, da sie den Nährboden für Extremismus darstellt. Wir bewerben uns als Stadt um den Hauptcampus des Bauforschungszentrums Living Art of Building, weil wir in Bautzen eine hohe Kompetenz im Bauwesen haben. Dazu trägt auch Hentschke Bau maßgeblich bei. Jeder Anschlag auf eines unserer Unternehmen, aus welchen Motivlagen auch immer, ist ein Anschlag auf die Zukunft unserer Stadt und wird von uns nicht geduldet.“
Kommentare zum Artikel "Erneuter Brandanschlag auf Bautzener Firma Hentschke-Bau"
Die in Kommentaren geäußerten Meinungen stimmen nicht unbedingt mit der Haltung der Redaktion überein.
Den Schaden sollte man mit den Geld gegen rechts bezahlen....