Es geht nur noch um Schadensbegrenzung

Zu den vom „Aus“ betroffenen Projekten gehört auch eine Wanderausstellung zu beispielhaften Initiativen, wie hier der SG Frankenthal, die nun zunächst in den Räumen des Netzwerks eingelagert ist.
Zu Jahresbeginn hat der Landkreis Bautzen entschieden, sich nicht mehr am Programm „Partnerschaften für Demokratie“ zu beteiligen. Die ganzen Konsequenzen werden nach und nach deutlich.
Bischofswerda. Als der Landkreis Bautzen Ende Januar verkündete, das Programm Partnerschaften für Demokratie einzustellen, sorgte dies bei den beteiligten Akteuren für viel Unverständnis. Dies gilt auch für das in Bischofswerda ansässige Netzwerk für Kinder- und Jugendarbeit, das für die Koordinierung des Programms im gesamten Landkreis zuständig war. Der Oberlausitzer Kurier sprach dazu mit der zuständigen Bereichsleiterin, Birgit Pietrobelli.
Um was für ein Projekt hat es sich eigentlich gehandelt, und in welcher Beziehung stand das Netzwerk dazu?
Birgit Pietrobelli: Partnerschaften für Demokratie ist ein regionales Entwicklungskonzept, in dem es darum geht, Engagement fördern – dort, wo der Bedarf von den zivilgesell-schaftlichen Akteuren vor Ort gesehen wird. Es ist gleichzeitig ein Förderinstrument – wir bekamen dadurch 250.000 Euro pro Jahr. Uns war es immer wichtig, dass die Leute vor Ort davon profitieren – es bringt nichts, Projekte zu „importieren“, die dort irgendetwas tun und dann wieder weg sind. Wir selber haben im Auftrag des Landkreises die externe Fach- und Koordinierungsstelle betrieben.
Was waren Ihre ersten Gedanken, als sie erfuhren, dass der Landkreis den Eigenanteil nicht mehr aufbringen möchte?
Birgit Pietrobelli: Fassungslosigkeit. Wir haben das Projekt – mit dem Vorgängerprojekt „Lokaler Aktionsplan“ – schon seit 16 Jahren begleitet und geglaubt, dass nach diesen vielen Jahren dessen Mehrwert gesehen wird. Das ist leider nicht der Fall. Ich kann bis zu einem gewissen Maß die Zwänge des Landkreises zur finanziellen Konsolidierung verstehen. Das Schwierige daran: Uns ist die Entscheidung mitgeteilt worden. Wir hatten keine Möglichkeit, andere Lösungsansätze zu finden.
Was sind denn besonders wichtige Projekte, die jetzt vor dem Aus stehen oder nur noch eingeschränkt fortgeführt werden können?
Birgit Pietrobelli: Die 48-Stunden-Aktion und der Jugend-Engagementspreis werden nicht wegfallen, aber wir müssen jetzt eine Kofinanzierung finden.
Der Engagementpreis wird durch die Sparkassen ausgelobt, die uns dafür weiter zur Verfügung stehen, allerdings müssen wir jetzt versuchen, die Gesamtorganisation abzusichern. Die 48-Stunden-Aktion wird eingeschränkt stattfinden. Nach gegenwärtigem Kenntnisstand wegfallen werden die Jugendforen in elf Kommunen im Landkreis. Dort können Kinder und Jugendliche selbst entscheiden, wofür Gelder im Sinne der Jugendarbeit ausgegeben werden. Die Kleinprojektefonds und die Interkulturelle Woche fallen möglicherweise weg, definitiv gilt das für die Förderung von Projekten durch den Begleitausschuss. Das waren immer um die 80.000 Euro pro Jahr, die jetzt wegfallen werden.
Sehen Sie in der längerfristigen Perspektive die Möglichkeit für ein Comeback?
Birgit Pietrobelli: Ein Comeback ist wenig aussichtsreich, der Landkreis hat das entschieden, die entsprechenden Rücksprachen mit den Bundesministerien sind erfolgt, dass es definitiv bei dieser Entscheidung bleiben wird.
Es gibt bestimmte Projekte die uns besonders wichtig sind, und dort versuchen wir, eine Förderung zu bekommen. Das ist natürlich Flickwerk, das kein ganzheitliches Entwicklungskonzept mehr darstellt, und Schadensbegrenzung. Mehr ist an dieser Stelle nicht möglich.
Hat diese Entscheidung auch beim Netzwerk selbst Auswirkungen?
Birgit Pietrobelli: Die Entscheidung wurde uns erst im Januar mitgeteilt, wir hatten überhaupt keine Ahnung, dass das auf der Kippe steht und auch keine Informationen dazu erhalten.
Wir wollen unserer Arbeitgeberpflicht gegenüber einer hervorragenden Fachkraft in der Koordinierungsstelle nachkommen, aber mussten tatsächlich kündigen, und die Kollegin wird uns verlassen. Die Gelder, die in 2025 ausgegeben werden, müssen wir selber tragen – auch da haben wir finanziell eine Problematik.