Fast 1.600 Mal kam die Rettung aus der Luft
Mitte 2023 erhielten die Bautzener Luftretter als deutschlandweit zweite Station einen Fünfblattrotor-Helikopter mit Seilwinde. Foto: Archiv
Der Bautzener Rettungshubschrauber Christoph 62 war 2023 vier- bis fünfmal am Tag im Einsatz. Der Chef der hier stationierten DRF-Luftrettung erhebt eine klare Forderung.
Bautzen. Der in Bautzen stationierte Hubschrauber Christoph 62 der DRF Luftrettung leistete im Jahr 2023 insgesamt 1.575 Einsätze, davon 1.119 in der Notfallrettung und 456 zum Transport kritisch kranker oder verletzter Patienten zwischen Kliniken. Damit ist Bautzen deutschlandweit die Station mit den fünftmeisten Einsätzen (Spitzenreiter ist Rendsburg/Schleswig-Holstein mit 1776.) Gegenüber dem Vorjahr, als Christoph 62 1.660-mal alarmiert wurde, bedeutet dies einen leichten Rückgang. 2021 war „Christoph 62“ 1.439-mal alarmiert worden. Am häufigsten wurden die Besatzungen zu Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall sowie zu Unfällen und Stürzen gerufen. Die mit einer Rettungswinde ausgerüsteten vier Stationen, zu denen auch Bautzen gehört, setzten diese 131mal ein, um Patienten in schwer zugänglichem Gelände schnell notärztlich zu versorgen und auszufliegen. „Unsere Mitarbeitenden, vom Notarzt über Notfallsanitäter und Techniker bis zu den Mitarbeitenden in der Einsatzzentrale und der Verwaltung haben auch 2023 wieder ein großartiges Engagement weit über das normale Maß hinaus gezeigt“, so Dr. Krystian Pracz, Vorstandsvorsitzender der DRF Luftrettung.
Doch auch darüber hinaus war 2023 ein ereignisreiches Jahr für die Bautzener Luftrettungs-Station, die in diesem Zeitraum ihr 25-jähriges Bestehen feiern konnte. So erhielten die Luftretter im Juli als deutschlandweit zweite Station (nach Freiburg/Breisgau) einen Fünfblattrotor-Helikopter mit Seilwinde. Der neue Hubschrauber ist laut DRF nicht nur vibrationsärmer, sondern verfügt auch über eine höhere Zuladungskapazität. Folglich kann mehr Treibstoff getankt werden, was die Reichweite erhöht und beispielsweise bei dringenden Transporten von schwerkranken Patienten zwischen Kliniken von Vorteil ist.
Ebenfalls im Spätsommer 2023 erweiterte die Bautzener DRF-Station ihr Einsatzspektrum um die Wasserrettung, was sie im September bei einer gemeinsamen Übung mit der Berufsfeuerwehr Bautzen und der Deutschen Lebensrettungs-Gesellschaft auf dem Bautzener Stausee eindrucksvoll demonstrierte. Ebenso wie bei der Höhenrettung kommt auch hier die Seilwinde zum Einsatz.
Die DRF Deutsche Luftrettung betreibt die am 1. August 1998 in Betrieb genommene Station Bautzen infolge einer Ausschreibung seit dem Jahre 2018. Zuvor waren hier Hubschrauber und Pilo
ten der Firma Elbe Helicopter sowie des ADAC stationiert. Die nächst gelegenen Stationen befinden sich in Dresden und Senftenberg. Bautzen arbeitet als einzige Station im Freistaat Sachsen im 24-Stunden-Betrieb, das Einsatzgebiet umfasst unter anderem auch das Zittauer Gebirge, die Sächsische Schweiz und das Lausitzer Seenland. Zehn Piloten, sechs Sanitäter, die auch als Winden-Operator ausgebildet sind, sowie etwa 20 Notärzte vom Städtischen Klinikum Dresden verrichten hier ihren verantwortungsvollen Dienst. Pilot Georg Hein berichtete im September gegenüber dem Oberlausitzer Kurier, was für ihn das Schönste und das Schwierigste an seinem Beruf ist: „Das Schönste an der Notfallrettung ist einerseits, dass es nicht nur um das reine Fliegen geht, sondern um die Erfüllung einer Mission als Team. Dass wir – also Notarzt, Sanitäter, der gleichzeitig den Piloten unterstützt, und Pilot gemeinsam losfliegen, um in Not geratenen Menschen zu helfen.“ Was die schwierigsten Momente sind, könne sich sicher jeder vorstellen: „Wir kommen häufig zu Personen mit sehr schweren Verletzungen. Am meisten belasten die Einsätze, bei denen es um Kinder geht, vor allem wenn wir nicht erfolgreich sind.“
Zur Erhöhung der Versorgungssicherheit in Zeiten von fehlendem medizinischen Fachpersonal und der Schließung von Fachabteilungen und Krankenhäusern fordert DRF-Chef Dr. Krystian Pracz unter anderem die Ausweitung des Einsatzes von Seilwinden und des Betriebs in Tagesrandzeiten sowie die konsequente Anwendung des Next-Best-Prinzips: „Sowohl das schnellste Rettungsmittel vor Ort ist in vielen Fällen entscheidend, als auch dass Patienten etwa mit Herzinfarkt oder Schlaganfall schnellstmöglich nach Notrufeingang in einer für die Erkrankung am besten geeigneten Klinik versorgt werden. Das erfordert andere Entscheidungswege in den Rettungsleitstellen. Wertvolle Minuten verstreichen beispielsweise, wenn der Hubschrauber erst nach Eintreffen eines bodengebundenen Notarztes für den Transport in eine Spezialklinik nachalarmiert wird.“