Fastenkrippen im Pilgerhäusl stimmen auf Ostern ein
Auch diese im Detail geschnitzte Passionskrippe ist im Pilgerhäusl Hirschfelde zu sehen. Foto: Jeannette Gosteli
Hirschfelde. Im Pilgerhäusl Hirschfelde werden bis zum 6. April Fastenkrippen präsentiert. Anders als die Weihnachtskrippen zeigen diese nicht die Geburt Jesu, sondern – angelehnt an die biblische Überlieferung – dessen Tod und Auferstehung. Der Pilgerhäuslverein will mit der Passionsausstellung an die Jahrhunderte alte Tradition anknüpfen, sich mit Hilfe von ausdrucksstarken figürlichen Darstellungen in das Ostergeheimnis zu vertiefen. Dafür wurden unter anderem mehrere Fastenkrippen angeschafft und mit selbstgefertigten Kulissen versehen.
Im Zentrum der Passionsausstellung steht eine geschnitzte Fastenkrippe, die von einem schwäbischen Schnitzer angefertigt wurde. Sie besteht aus 30 Figuren, die nicht nur durch ihre Größe, sondern auch durch ihren anmutigen Charakter bestechen. Für die Ausstellung wurden die fünf Einzelszenen aus den letzten Tagen des Leben Jesu auf einer drehbaren Platte angeordnet. Der sogenannte Passionskreisel ist eine Erfindung des Pilgerhäuslvereins und dürfte einmalig in der Welt der Passionskrippen sein.
Auch für die Nachbildung der Fastenkrippe des Tiroler Malers Philipp Schuhmacher hat sich der Verein etwas Besonderes einfallen lassen. Die 37 Papierfiguren wurden auf einem Zahnriemen aufgeklebt, der mit einer Handkurbel angetrieben wird. Mit diesem „Paternoster“ lassen sich sechs Passionsszenen einzeln betrachten.
Am umfangreichsten ist die Fastenkrippe von Telfs. Das barocke Original wurde vor mehr als 200 Jahren von Georg Haller geschaffen und ist mit 400 Einzelteilen noch heute in der Tiroler Pfarrkirche von Götzens zu sehen. Im Pilgerhäusl ist ein Nachdruck mit 83 verkleinerten Figuren zu besichtigen.
Ein Beispiel aus dem Klassizismus hinterließ der Freskenmaler Josef Arnold d. Ä. aus Innsbruck. Seine Papierfastenkrippe umfasst 74 Figuren und ist ebenfalls als Nachdruck in Originalgröße erhältlich.
Aus Nordböhmen sind in der Passionsausstellung zwei Fastenkrippen vertreten. Die originale barocke Fastenkrippe von Johann Florian Schäfer lagert im Depot des Nordböhmischen Museums in Reichenberg (Liberec) und durfte für die Passionsausstellung reproduziert werden.
Und schließlich zählt auch eine neuzeitliche Fastenkrippe zu den Ausstellungsexponaten. Der gelernte Schmied Jirí Knapovský hat sie im Jahr 2020 in seiner Heimatregion Wildenschwert (Ústí nad Orlicí) verortet. Die 37 Figuren stellen dabei nur einen Ausschnitt aus dem Leidensweg Jesu dar – den Moment der Gefangennahme am Ölberg.
Ergänzt werden diese Fastenkrippen von weiteren Gegenständen, die Jesu Weg nach Golgotha nachbilden, zum Beispiel ein geschnitzter Flügelaltar, Skulpturen, eine Buddelflasche, ein Guckkästchen sowie Bilder und Texte.
Wie die Weihnachtskrippen sind auch Passionskrippen „Kinder des Barock“. Sie entstanden im katholischen Umfeld als Gegenbewegung zur Reformation, die viele Bilder aus den Kirchen verbannte. Die Passionskrippen gehen dabei nicht unmittelbar auf die Weihnachtskrippen zurück, denn das Geschehen zwischen Palmsonntag und Ostermorgen wurde schon viel früher figürlich nachgebildet. In der Romanik stellte man mit monumentalen Kreuzigungsgruppen vor allem den Triumph über den Tod in den Vordergrund. Erst in der Zeit der großen Pestepidemien, als in Europa Not und Leid herrschten, kamen skulpturale Darstellungen der Grablegung Jesu auf. Sie wurden vor Ostern meist in den Seitenkapellen der Kirchen aufgebaut. Später entstanden barocke Kulissenheiliggräber, die großen Bühnenbildern ähneln und verschiedene Szenen der letzten Tage Jesu veranschaulichen.
Was zunächst nur in den Kirchen auf riesigen Holztafeln und Leinwänden inszeniert wurde, hielt nach und nach auch im kleineren Maßstab im Hausgebrauch Einzug – zunächst in Tirol, später auch in anderen Gegenden. Mit den Passionskrippen holten sich die einfachen Leute handliche Figuren aus Holz und Papier in die Stuben, um auch zu Hause dem Ostergeheimnis ganz nahe zu kommen. Dabei lassen sich Einflüsse der Entstehungszeit erkennen – vom Barock über den Klassizismus bis in die Neuzeit. Ähnlich wie bei den Weihnachtskrippen wurde der Passionszyklus ab dem 20. Jahrhundert gern in die jeweilige Heimatregion der Künstler versetzt.
Besichtigungen der Passionsausstellung im Pilgerhäusl Hirschfelde sind nur im Rahmen von Führungen jeweils an den Samstagen immer 14.00 Uhr möglich. Im Anschluss besteht die Möglichkeit zum Austausch bei Kaffee und Kuchen. Gruppen ab sieben Personen können Termine auch gesondert vereinbaren. Anmeldungen erfolgen bei Jeannette Gosteli unter der Mobilfunknummer 0175 / 40 85 997 oder per E-Mail info@pilgerhaeusl.de.