Fazit der CDU nach Niederlage in Bautzen
Der bisherige Landtagsabgeordnete für die Stadt Bautzen, Marko Schiemann, muss sein Direktmandat an die AfD abtreten. (Foto: CDU)
Bautzen. Wenige Tage nach der Landtagswahl in Sachsen hat der langjährige Abgeordnete Marko Schiemann (CDU) ein erstes Fazit gezogen. Seit 1990 ist er Mitglied des Sächsischen Landtags, musste sein Direktmandat im Wahlkreis Bautzen 5 am 1. September 2024 jedoch an Jörg Urban (AfD) abgeben. Über die CDU-Liste ist Marko Schiemann dennoch wieder in den Landtag eingezogen. Wie er das sieht und was seine Pläne für die nächste Legislaturperiode sind.
Zwischen zwölf und 14 Stunden täglich sei er während des Wahlkampfs unterwegs gewesen, berichtet der 69-Jährige, rund 4.000 Kilometer in der Region. „In diesen zehn Wochen hatte ich so viele Erlebnisse mit Menschen“, sagt er. „Wir haben seit der EU- und Kreistagswahl etwa 6.000 Stimmen aufgeholt.“ Dies sei für ihn ein Zeichen dafür, dass die Bürgerschaft die Arbeit aus den vergangenen Jahren honoriere.
CDU mit Ergebnis in Bautzen zufrieden
Der härteste Kontrahent Jörg Urban (AfD) erlangte 42,4 Prozent der Direktstimmen. Mit seinem Wahlergebnis von 38,1 Prozent ist Marko Schiemann dennoch zufrieden. „Die Mehrheit in Bautzen hat uns ihre Erststimme gegeben“, resümiert er. „In den Dörfern ist uns das nicht gelungen.“ Als Ursache dafür sieht der Politiker die Dominanz des Deutschland-an-die-Wand-Fahrens, die sein Wettbewerber befördere. „Ich habe große Sorge, dass die Position der Oberlausitz mit dem Wahlausgang geschwächt wurde.“
Anlass zur Sorge gibt auch die Ankündigung des Ministerpräsidenten Michael Kretschmer, der eine Zusammenarbeit mit AfD und Linkspartei ablehnt. Wenn nun die meisten Direktmandate in der Oberlausitz für den Sächsischen Landtag mit AfD-Kandidaten besetzt sind, wird dann für die Landkreise Bautzen und Görlitz vieles blockiert, wo es zuvor den direkten Draht nach Dresden gab?
Fachkräften aus dem Ausland wichtig für Lausitz
Außerdem verweist Marko Schiemann auf die Bedeutung von Fachkräften aus dem Ausland, die nötig seien, um den Fachkräftemangel in Deutschland zu bewältigen. Dafür benötige es vor Ort allerdings ein Gefühl, dass man vernünftig mit diesen Menschen umgehe. Der Hass, der teilweise geschürt werde, sorge auch dafür, dass junge einheimische Leute abwandern, um dem aus dem Weg zu gehen. Das hätten ihm viele während seiner Wahlkampftour erzählt, sagt er.
Warum der 69-Jährige im ländlichen Raum nicht überzeugen konnte, kann er nur mutmaßen. Vielleicht liege es einfach daran, dass die AfD lauter schreie und ihre Botschaften platziere. Vielleicht liege es aber auch daran, dass die Netzpräsenz der AfD stärker sei als jene der CDU. Vielleicht liege dies aber auch daran, dass momentan die Stimmung dominiere, Deutschland steige immer weiter ab, und sich dies auf dem Land mehr zeige als in Städten.
Marko Schiemann trotzdem im Landtag
Auch wenn er jetzt nicht mehr als Direktkandidat im Wahlkreis Bautzen 5 auftritt, werde sich an seiner Arbeit nichts ändern, sagt Marko Schiemann. Er wolle weiter nach dem Motto „Nicht nur reden, sondern handeln“ agieren. Jedoch: Der gewählte Direktkandidat Jörg Urban von der AfD stehe nun mehr in der Pflicht zu liefern.
Momentan sieht Marko Schiemann keine Grundlage für eine engere Zusammenarbeit mit dem zweiten Landtagsabgeordneten im Wahlkreis. „Mein Koalitionspartner ist das sächsische Volk“, sagt der 69-Jährige. „Daran will ich meine Arbeit weiterhin ausrichten.“ Generell sei er aber jedem gegenüber gesprächsbereit, betont der gebürtige Bautzener.