Festtagsschmaus schon an Heiligabend
Der Oberlausitzer Mundartmusiker KurtL schmückt hier sein Reich mit einem Weihnachtsstern aus. Foto: privat
Der Oberlausitzer Mundartsänger KurtL ist hin und wieder auch in der Advents- und Weihnachtszeit im Einsatz. Foto: Archiv
Jeder verbringt die Advents- und Weihnachtszeit ganz individuell nach seinen Vorstellungen. Der kultige Oberlausitzer Mundartsänger KurtL, alias Steffen Linder, kann den Festtagsschmaus kaum erwarten.
Oderwitz. Beim in Zittau geborenen und in der schönen Landwasser-Gemeinde Oderwitz lebenden Heimatkünstler stellen sich immer Weihnachtsgefühle ein, „wenn der letzte Knochen der Weihnachtsgans abgenagt ist. Kurz nach Weihnachten wünsche ich mir also den Advent zurück. Doch dann muss ich 50 Wochen tapfer sein, ehe der nächste Vogel geopfert wird.“
Am trefflichsten lässt sich die Ästhetik des Weihnachtsschmucks bei ihm zu Hause als konservativ bezeichnen, obwohl die Außenbeleuchtungen mittlerweile natürlich LEDs sind.
„Diese LEDs installieren wir, wenn das Wetter noch mild ist. Mit dem Testlauf und dem Schmücken beginnen wir bei winterlicher Witterung bereits in der Woche vor dem ersten Advent, meist aber erst an diesem Tag“, verrät er. Das sei für ihn pure Entspannung.
„Da schaue ich nicht auf die Uhr. Bis zum Heiligabend kommt immer wieder etwas hinzu“, sagt er. KurtL spricht in diesem Zuge von einem fortlaufenden Prozess, bei dem der Weihnachtsbaum der Höhepunkt ist. Der Chefmanager sei dabei seine Frau. „Und ich darf helfen“, betont er.
Als Weihnachtsbaum favorisiert KurtL die schlichte Fichte. Seine Frau wegen des Nadelns eher die Tanne. „Wir beschäftigen uns damit aber selten vor dem dritten Advent. Ich durfte auch schon in Weihnachtsbaumdiebstahl-Krimis die Hauptrolle spielen und das gekappte Filmexemplar mit in die gute Stube nehmen“, sagt er.
Und er fügt noch hinzu: „Ich habe bereits zwei Mal erst am 23. Dezember absolute Krücken von eigentlich schon fast unverkäuflichen Weihnachtsbäumen erstanden. Meine Frau verwandelt diese Kreaturen aber jedes Mal in Schmuckstücke.“
Es ist vollkommen unterschiedlich, wann KurtL die Weihnachtsgeschenke für seine lieben Mitmenschen besorgt.
„Je besser ich die zu Beschenkenden kenne, umso weniger Hilfe benötige ich. Das ist bei uns aktuell durch die räumliche Distanz zu den vielen, gen Westen verzogenen jüngeren Familienmitgliedern nicht immer leicht. Manchmal habe ich schon Monate vorher eine Idee für ein Geschenk, ein anderes Mal bastele oder kaufe ich etwas kurz vor dem Fest. Die spontaneren Geschenke bereiten dem Schenker selbst meistens mehr Freude und der Funke springt viel leichter auf den Beschenkten über“, sagt er. Und wie viel Geld gibt KurtL für Weihnachtsgeschenke aus? „Wenn es eine Regel gibt – dann möglichst weniger als zum Geburtstag, denn Weihnachten ist kein Waren-Kult. Da es in Deutschland glücklicherweise seit langem keine allgemeine Not mehr gab, erfüllt sich ein jeder seine materiellen Bedürfnisse über das Jahr selbst. Das Wertvollste, was man sich schenken kann, ist Zeit, die man sich füreinander nimmt“, antwortet er. Für ihn ist Weihnachten die Geburt Jesus, Wintersonnenwende und sich auf die Familie zu besinnen.
KurtL bringt Weihnachten beruflich und privat meistens ganz gut unter einen Hut, „weil ich wie viele Menschen an diesen Tagen generell nicht arbeiten muss. Weil aber auch an Weihnachten Menschen Geburtstag haben, werde ich manchmal musikalisch angefragt und dann gibt meine Familie meistens grünes Licht. Da ich in Oberlausitzer Mundart singe, ist mein Aktionsradius in der Regel überschaubar und ich bin manchmal schon nach drei Stunden wieder vom Auftritt zurück.“
Zu seiner Schande gesteht KurtL, „dass ich den Heiligabend verbringe, als ob schon Weihnachten wäre. Schon bald nach der Christnacht wird Völlerei betrieben. Die Gans überlebt bei mir den Heiligabend nur schwerstversehrt. Das hat aber hauptsächlich damit zu tun, dass wir an den Weihnachtsfeiertagen Wanderungen mit Verwandten und Freunden unternehmen.“ Zur Bescherung läuft bei KurtL die legendäre Weihnachtsplatte der The Blind Boys of Alabama, „während wir die Geschenke auspacken.“
Ganz früher sei der Weihnachtsmann höchstpersönlich vorbeigekommen.
An Heiligabend gibt es bei KurtL besagte Gans, am ersten und zweiten Weihnachtsfeiertag Gans oder Kaninchen bei der Verwandtschaft oder auf Wanderungen in Gaststätten: „Meine Frau kocht exzellent und ich darf ihr assistieren. Auf Wanderungen vertrauen wir unsere Gaumen aber auch anderen Köchen an.“ Die Schlemmereien zu Weihnachten fallen bei KurtL auf der Waage nicht ins Gewicht: „Erstens esse ich im Winter immer mehr als im Sommer. Zweitens weiß ich, wohin das führt. Drittens benutze ich keine Personenwaage und viertens beginnt am Aschermittwoch die Fastenzeit.“