Fischereischule Königswartha wird Aqua-Zentrum
Für April 2021 war der Beginn für die „denkmalgerechte Sanierung des Fachzentrums für Fischerei in Königswartha“ vorgesehen. Foto: Uwe Menschner
Königswartha. Ruhe herrscht an diesem Vormittag auf dem Gelände der Landesfischereischule im Königswarthaer Rittergut, der einzigen Schule für den Fischereinachwuchs in ganz Ostdeutschland. Eigentlich sollte zum jetzigen Zeitpunkt bereits ein Containerbauwerk die Auszubildenden beherbergen. Baukräne sollten das Wohnheim umkreisen, Handwerker seine Fassade dämmen und die Dachkonstruktion erneuern. Für April 2021 war der Beginn für die „denkmalgerechte Sanierung des Fachzentrums für Fischerei in Königswartha“ vorgesehen, hieß es in der ursprünglichen, 2018 veröffentlichten Ausschreibung. Warum passiert hier also noch nichts? „Die Planung befindet sich derzeit noch in der Genehmigungsphase“, teilt Alwin-Rainer Zipfl, Pressesprecher des Staatsbetriebs-Immobilien- und Baumanagement, auf Anfrage mit. Und weiter: „Zum Ablauf und zu den Kosten kann daher noch keine verbindliche Aussage getroffen werden.“
Dessen ungeachtet solle die Maßnahme so wie bereits 2018 geplant umgesetzt werden. Das bedeutet: Nach der Ertüchtigung des Internats nehmen sich die Bauleute das Herzstück des Gebäudekomplexes, das Schloss, vor. Hier gilt insbesondere das von Hausbockkäfern und Braunfäule befallene Dach als sanierungsbedürftig, auch das Mauerwerk weist Schäden auf. Den letzten Abschnitt bilden die Orangerie und die Futterscheune, welche eine bauliche Einheit darstellen. Sie beherbergen vor allem Labore, Ausbildungsräume sowie die Bootsgarage. Insbesondere die Futterscheune muss grundlegend neu aufgebaut werden.
Doch dabei soll es nicht bleiben. Im Zuge des Strukturwandels infolge des Braunkohleausstiegs hat das Sächsische Staatsministerium für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft große Pläne mit der Königswarthaer Liegenschaft. „Die als Landesfischereischule bezeichnete Einrichtung ist bereits jetzt Sitz von Berufsschule, Fischereibehörde und des Fischgesundheitsdienstes der Sächsischen Tierseuchenkasse“, erklärt Oliver Rittweger, Referent im Ministerium.
Und weiter: „Zusätzlich soll im Rahmen einer Machbarkeitsstudie die Errichtung eines Kompetenzzentrums für Aquakultur und Fischerei (AquaCen) geprüft werden. Ziel ist es, diese Wirtschaftsfelder im Lausitzer und Mitteldeutschen Revier unter der Maßgabe des Strukturwandels weiterzuentwickeln.“ Die bauliche Sanierung sei unabhängig von dem Strukturwandelprojekt zu betrachten und werde von diesem zunächst nicht beeinflusst. Die Genehmigung der Sanierungsarbeiten, so Oliver Rittweger, werde noch in diesem Jahr erwartet. Dann könnte es also 2022 tatsächlich losgehen.
Das Kompetenzzentrum hingegen hat noch einen weiteren Weg vor sich. So steht die Bewilligung der Machbarkeitsstudie durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie noch aus. Ob die Leistung, wie geplant, noch 2022 ausgeschrieben werden kann, ist somit unklar. Doch was kann man sich darunter überhaupt vorstellen? Dazu Referent Oliver Rittweger: „AquaCen soll der Anlaufpunkt für Unternehmen sein, aber auch und insbesondere die Verknüpfungen regionaler Wertschöpfung zu Naturschutz, Wasserhaushalt und Tourismus bedienen und die Öffentlichkeit sachgerecht über die Branche informieren.“ Das Zentrum solle aber nicht nur „die traditionelle Karpfenteichwirtschaft bewahren und zukunftsfähig gestalten“, sondern auch „die Entwicklung neuer Aquakulturverfahren unterstützen“.
Schließlich nimmt die Fischereiwirtschaft auf der politischen Agenda des zuständigen Ministeriums einen wichtigen Stellenwert ein. „Die Karpfenteichwirtschaft in dieser Region ist ein Leitbild für nachhaltiges Wirtschaften des Menschen im Einklang mit der Natur“, hatte Staatsminister Wolfram Günther (Bündnis 90/Die Grünen) im September zur Eröffnung der sächsischen Karpfensaison in Wartha (Gemeinde Malschwitz) erklärt.
Wie im Koalitionsvertrag der sächsischen Staatsregierung vereinbart, werde gegenwärtig ein Gesamtkonzept zur Sicherung der Berufs- und Angelfischerei im Freistaat erarbeitet. In den vergangenen Jahren gab es zur Zukunft der traditionellen Teichbewirtschaftung eher pessimistische Signale. „Wir sehen in letzter Zeit eine Zurückentwicklung des Fischereiwesens in der Region“, hatte der Görlitzer Landrat Bernd Lange (CDU), zugleich auch Präsident des Landesfischereiverbandes, im Februar 2020 erklärt.
Für 2021 wurden immerhin etwas bessere Erträge prognostiziert als in den Vorjahren; konkrete Zahlen liegen jedoch noch nicht vor. Große Hoffnungen setzt die Branche auf das neu etablierte Label „Lausitzer Fisch“, das strenge Qualitätskriterien definiert.