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Fortschritt lebt 
weiter in der Erinnerung

Fortschritt lebt 
weiter in der Erinnerung

Die frühere Verkaufsleiterin Christina Lehnert hat die Fortschritt-Ausstellung gestaltet und freut sich auf Gespräche mit den damaligen Kollegen.

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So schön präsentiert sich das Wohnhaus der Alten Schmiede nach der Sanierung. Nun soll die Scheune an die Reihe kommen.

Die Alte Schmiede hat sich längst als Begegnungszentrum der Gemeinde Obergurig etabliert. Am kommenden Samstag erwartet die Besucher hier etwas ganz Besonderes.

Obergurig. Die Farbe ist es, was die Erinnerungen weckt. Dieses strahlende, leuchtende Blau, das in der Kombination mit Weiß den Mähdreschern aus dem Singwitzer Fortschritt-Werk ihr unverwechselbares Gepräge gab. Auf der Zugfahrt von Bautzen nach Wilthen konnte man sie in großer Zahl auf dem Lagerplatz unweit des Singwitzer Bahnhofs stehen sehen, und natürlich verrichteten sie auch auf den Feldern rings um Bautzen ihren Dienst. „Mehr als 100.000 haben wir hergestellt“, sagt Christina Lehnert. „Super moderne Maschinen, die in der ganzen Welt begehrt waren.“ Behutsam nimmt sie das Schneidwerk in die Hand und koppelt es an die Zugmaschine – natürlich nicht in echt, sondern als Modell. Der zwischen 1982 und 1990 gebaute E 514, den Christina Lehnert im Ausstellungsraum der Alten Schmiede von Obergurig in Position rückt, zählte zu den Exportschlagern nicht nur von Fortschritt, sondern der ganzen DDR. „Wir brauchen uns mit dem, was wir geleistet haben, vor niemandem zu verstecken“, sagt sie selbstbewusst. Und das tut die langjährige Verkaufsleiterin des früheren Fortschritt-Werkes im Oberguriger Ortsteil Singwitz auch nicht: Sie hat maßgeblich eine Ausstellung gestaltet, die ab dem kommenden Samstag, 15. Juni, in der Alten Schmiede zu sehen ist. 14.30 Uhr erfolgt im Rahmen des Mähdreschertages, der in diesem Jahr mit dem Hoffest verbunden ist, die Eröffnung. 

Bereits 14 Uhr rollen die zwei wohl einzigen funktionsfähigen Mähdrescher, die es im Gemeindegebiet von Obergurig noch gibt, in Singwitz vor. „Sie gehören einem Privatmann, der damit noch ab und zu auf die Felder fährt und den Drusch vorführt“, erklärt Thomas Polpitz. Der Bürgermeister der Gemeinde Obergurig ist auch Vorsitzender des Fördervereins Alte Schmiede, der zu Mähdreschertag und Hoffest einlädt. 

Bei dieser Gelegenheit können die Besucher einen Blick in die Räumlichkeiten der früheren Schmiede werfen, die seit mehreren Jahren zum Begegnungszentrum für Obergurig und Umgebung umgestaltet wird. 2015 hatte die Gemeinde Obergurig das bauliche Zeugnis handwerklicher Tätigkeit, das sich damals in einem desolaten Zustand befand, erworben. Noch im gleichen Jahr begann die dringend erforderliche Notsicherung an Dach und Fassade, ohne die der Abriss gedroht hätte, und der Förderverein wurde gegründet. „Ein Verein hat andere Möglichkeiten, Fördermittel zu akquirieren, als eine Gemeinde“, begründet Thomas Polpitz diesen Schritt. Und tatsächlich gelang es ab 2019 mithilfe von Leader-Mitteln, den ersten Bauabschnitt in Angriff zu nehmen, der die Sanierung des Wohnhauses umfasste. Dieses beherbergt nun einen vielfältig genutzten Veranstaltungsraum im Erdgeschoss sowie die Ausstellungsräume im Obergeschoss, in denen sich die Besucher nun bis November über die Geschichte des Landmaschinenbaus in Singwitz informieren können. Diese reicht ja bekanntlich viel weiter zurück als in die DDR-Zeit und begann mit der 1856 im nahe gelegenen Kleinboblitz gegründeten Firma Rausendorf. Nach der Fertigstellung der Arbeiten musste die Veranstaltungstätigkeit aufgrund von Corona für zwei Jahre komplett ruhen und konnte erst 2022 aufgenommen werden.

Im zweiten Bauabschnitt, der kurz vor dem Abschluss steht, nahm sich der Verein die Schmiedewerkstatt vor. „Das Schmiedefeuer und der Schornstein funktionieren wieder, und wir sind dabei, die Ausstattung mit Maschinen und Werkzeug zu komplettieren“, erklärt Vereinsmitglied Anita Jacob. Fündig wurde man dabei unter anderem im ebenfalls zur Gemeinde Obergurig gehörenden Schwarznausslitz, wo eine traditionsreiche Schmiede aufgelöst wurde. In der Werkstatt findet zum Hoffest ein Public Viewing des Eröffnungsspiels der Fußball-EM zwischen Deutschland und Schottland statt.
Wohnhaus und Werkstatt sind also (letztere fast) wieder in einem guten Zustand. Doch aller guten Dinge sind drei – und zum Schmiede-Ensemble gehört auch die alte Scheune, die ebenfalls dringend der Sanierung bedarf. „Sie ist unser Sorgenkind, denn die Statik ist so desolat, dass sie einzustürzen droht“, erklärt Vereinsmitglied Doreen Nitsche. Und wenn das passiert, würde es das gesamte Schmiede-Ensemble in Mitleidenschaft ziehen. Und so bereitet der Förderverein nun einen dritten Bauabschnitt vor, der die Sicherung der Scheune umfasst. Fördermittel und Unterstützung wurden von der Denkmalschutzbehörde bereits in Aussicht gestellt; allein, es fehlt an den benötigten Eigenmitteln. „Hierfür sind wir auf Spenden und Sponsoring angewiesen“, betont Doreen Nitsche. Jeder Betrag könne helfen, das große letzte Ziel – die Ertüchtigung der Scheune – zu verwirklichen. Dafür hofft der Förderverein auch auf den bevorstehenden Mähdreschertag, an dem viele frühere Beschäftigte des Fortschritt-Werks erwartet werden. „Ich freue mich schon auf die Gespräche mit den früheren Kollegen und auf das Leuchten in den Augen, wenn die Erinnerungen wach werden“, sagt die frühere Verkaufsleiterin Christina Lehnert. Denn: Es ist die Farbe …

Wer für die Sicherung der Alten Scheune spenden will, kann das hier tun: IBAN: DE08 8555 0000 1002 0245 32, BIC: SOLADES1BAT (Kreissparkasse Bautzen), Kontoinhaber: Förderverein Alte Schmiede Obergurig e. V.

Uwe Menschner / 15.06.2024

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