Freisprechung in Bautzen: „Gott schütze das ehrbare Handwerk“
Bei der Freisprechung im Sorbischen Nationalensemble wurden insgesamt 66 junge Handwerker in den Gesellenstand erhoben – auf dem Foto die guten und sehr guten Absolventen. Foto: B. Vogt
An vielen Ecken und Enden hört man aktuell, dass es zu wenige Fachkräfte gebe, dass die Jungen nicht mehr arbeiten wollen und dass überhaupt alles bergab geht. Dabei gibt es durchaus Hoffnung für die Zukunft, wie die Freisprechungsfeier in Bautzen gezeigt hat.
Bautzen. 66 Lehrlinge wurden am Freitag, 24. Februar, im Sorbischen Nationalensemble in den Gesellenstand erhoben. Seit längerer Zeit gab es dabei auch wieder die Auszeichnung „sehr gut“ für einen Abschluss. In den zahlreichen Redebeiträgen ging es dabei naturgemäß nicht nur um die Feierlichkeit an sich, sondern auch um die aktuelle Situation der Handwerker in der Region.
Zuerst begrüßte die Geschäftsführerin der Kreishandwerkerschaft Bautzen, Sabine Gotscha-Schock, die Anwesenden. Nach dem Einmarsch der Zunftfahnen übernahm dann der Kreishandwerksmeister, Frank Scholze, die Eröffnung und betonte gleich am Anfang, dass er sich freue, dass die Freisprechung nach den Corona-Jahren nun wieder im ordentlichen Rahmen stattfinden kann. Für ihn seien die Gewerke, die an diesem Tag den Löwenanteil der Junggesellen stellten, nämlich das Elektrotechnikerhandwerk und die Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik (SHK) dabei auch ein konkretes Zeichen für die Gesamtsituation im Handwerk. Sind doch besonders diese Berufe in der aktuellen Krise gefragt und stünden dabei vor neuen Herausforderungen, während sie auch Teil der Lösung seien. Besonders gut sichtbar werde hierbei auch die Verbindung von Tradition und Weiterentwicklung im deutschen Handwerk. Aber auch die Metallbauer, die zahlreich an diesem Tag freigesprochen wurden, seien mehr denn je gefragt und gefordert. Mit der Freisprechung hätten die Junggesellen nun die erste Hürde auf der Karriereleiter genommen.
Dabei verwies er auch darauf, wie sich die Grundsituation des Handwerkernachwuchses im Vergleich zu vorangegangen Generationen inzwischen gewandelt habe, seien doch viele der an diesem Tag Ausgezeichneten bereits in der Schulzeit umworben worden. Zwar gebe es im Handwerk nicht die finanziellen Verdienstmöglichkeiten wie in der Industrie oder in staatlichen Einrichtungen, aber dafür hat man die Möglichkeit, seine Kreativität auszuleben, es gebe keine Routine und so wachse man an immer neuen Herausforderungen. Diese Boni des Handwerks zeigen sich inzwischen auch in der Statistik, sind doch die Zahlen gerade bei den Elektrotechnikern und den Anlagenmechanikern in den vergangenen Jahren gewachsen. Er hoffe nun, das die an diesem Tag Freigesprochenen weiter lernen, sich fortbilden und dann auch den einen oder anderen Betrieb übernehmen können um das Handwerk am Leben zu halten. Aber er betonte auch seine Sorgen hinsichtlich der aktuellen Entwicklung in Deutschland: „Wir wünschen den jungen Männern, dass sie sich auf den Beruf konzentrieren können und nicht in den Krieg ziehen müssen“, so der Kreishandwerksmeister zum Abschluss seiner Rede.
Die Begrüßung vonseiten der Stadt übernahm der Bautzener Finanzbürgermeister, Robert Böhmer. Er betonte besonders, dass die Handwerker im Gegensatz zu der oft abstrakten Tätigkeit vieler Menschen bleibende, objektive Werte schaffen. In Anspielung an gegenwärtige Entwicklungen verwies er aber auch auf die Doppelbedeutung von „freisprechen“ und „frei sprechen“, was „niemals so relevant wie heute“ gewesen sei. Angesichts vieler sekundärer Themen, die in Deutschland oft diskutiert werden, stellte er zum Abschluss den Wert der Arbeit heraus: „Wenn die Wirtschaft fällt, ist vieles nur noch Windhauch“, so Robert Böhmer.
Als Vertreter der Sponsoren verwies der Vorstand der ostsächsischen Sparkasse Dresden, Heiko Lachmann, darauf, dass es besser sei, kleine Taten auszuführen als große Taten nur zu planen, dass aber die jungen Handwerker bewiesen haben, dass sie in der Lage sind, große Taten zu planen und auszuführen. Mit dem Verweis auf die digitale Technik, die viele Berufe, gerade im Dienstleistungssektor, überflüssig mache, verwies er auf die bleibende Bedürftigkeit hinsichtlich des Handwerks und rief den jungen Leuten zu: „Sie haben alles richtig gemacht“, denn nur wer sich selber helfen könne, kann auch anderen helfen. Er schloss mit dem markigen Zitat: „Deutschland ist handgemacht“.
Die eigentliche Festrede hielt dann der Oberbürgermeister von Bischofswerda, Holm Große. Er lobte besonders die ausgezeichneten Abschlüsse, verwies aber auch auf die Eltern und Ausbilder, die die jungen Leute auf ihrem Weg, „der sicher nicht immer einfach war“, unterstützt haben. Mit den Worten „Vor den Erfolg haben die Götter den Schweiß gesetzt“ rühmte er ferner den Willen und Einsatz der Junggesellen, die ihren Berufsabschluss gemacht haben, nicht ohne einer kleinen Spitze gegen die Bundespolitik, wo Viele den Erfolg eines Berufsabschlusses aktuell nicht vorweisen können. Auch sei ihm wichtig, dass die Leistung wieder mehr gewertschätzt werde, gehe es doch aktuell eher viel um das Verteilen.
Nach den obligatorischen Grußworten ging es nun endlich an die Übergabe der Gesellenbriefe. Zuerst wurden dabei die Besten auf die Bühne gerufen. Die Spitze bildete dabei Stefan Hochmuth, der als frischgebackener Anlagenmechaniker SHK mit der Note „Sehr gut“ seit langem wieder mal dieses Ergebnis erringen konnte. In der kurzen Laudatio wurde erwähnt, dass dieser sich in der Schule nicht unbedingt durch hervorragende Leistungen hervorgetan haben. Dieses verweist um so mehr darauf, wozu junge Menschen in der Lage sind, wenn sie ihre Talente nutzen. Vielleicht sieht man daran, dass, wenn man gesellschaftlich alles an Zensuren und Zetteln festmachen will, man am Ende viele Schätze nicht heben können wird. Der beste Elektroniker war Kevin Haferland. Dieser hatte nach zwei abgebrochenen Studien den Weg ins Handwerk gewählt und hier nun seine Berufung gefunden. Auch das zeigt, dass die aktuelle Überbewertung eines akademischen Abschlusses nicht nur an den Bedürfnissen der Wirtschaft, sondern auch an denen des Menschen vorbeigeht. Mit der Note „gut“ haben ferner die Anlagenmechaniker Oliver Großmannm, Leon Seiferheld und Erik Walter abgeschlossen. Für die Elektroniker wurden außerdem Michael Schirrmeister, Pierre Walther und Niklas Kluge ausgezeichnet. Insgesamt erhielten an diesem Tag 66 junge Handwerker ihren Gesellenbrief. Neben den bereits erwähnten Gewerken wurden auch ein Klempner, zwei Dachdecker, zwei Tiefbauer und ein Bürokaufmann freigesprochen. Die Veranstaltung wurde musikalisch vom Duo Casablanca ausgemalt.
Stefan Hochmuth hielt als Bester auch die Dankesrede der Junggesellen. Er verwies besonders auch auf die Herausforderungen während der Lehrzeit. „Jeder dürfte erfahren haben, dass Lehrjahre keine Herrenjahre sind“. Aber er betonte wohl nicht nur für sich, dass Aufgeben keine Option war. Die immer neue Herausforderung und das ständige Weiterentwickeln bezeichnete er dabei als besonderen Reiz des Handwerks. Er dankte auch den Ausbildern und Lehrern, „die es mit uns nicht immer leicht gehabt haben“. Nun bleiben für ihn viele Erinnerungen und unvergessliche Momente. Zum Abschluss zitierte er den Künstler Artefakt mit den Worten „du schaffst alles, glaub dran, wenn du etwas willst, pack es an“.
In diesem Sinne, soll noch mal wiederholt werden, was zahlreiche Redner während der Veranstaltung sagten: „Gott schütze das ehrbare Handwerk“.