Fußball-Präsident von 8.500 Mitgliedern!
Jürgen Heinrich leitet als neuer Präsident die Geschicke des Fußballverbandes Oberlausitz e.V. in vorderster Front. Foto: Steffen Linke
Der neu gewählte Vorstand von links nach rechts: Präsident Jürgen Heinrich, Tobias Weickelt, Holger Gliesing und Sandro Benad-Hambach. Foto: Bernhard Donke
Jürgen Heinrich führt seit dem außerordentlichen Verbandstag in Ludwigsdorf als neuer Präsident des gewählten Vorstands den Fußballverband Oberlausitz e.V. in vorderster Front an. Unser Redakteur Steffen Linke unterhielt sich mit dem 64-Jährigen aus Olbersdorf.
Herr Heinrich, inwieweit ist es für Sie eine Ehre, zum neuen Präsidenten des Fußballverbandes Oberlausitz e.V. gewählt worden zu sein?
Jürgen Heinrich: Da ich in vielen Funktionen – als Spieler, Schiedsrichter und auch Funktionär – schon über viele Jahre hinweg in den Verbänden tätig war, ist es für mich natürlich eine große Ehre, wenn mich 74 Vereine zum Präsidenten wählen. Für mich ist das also nicht ganz neu. Ich stehe sozusagen „voll im Saft“. Davon gehe ich jedenfalls aus, auch wenn der Umfang größer geworden ist.
Was sind Ihre ersten Amtshandlungen als neuer Präsident gewesen?
Jürgen Heinrich: In Vorbereitung der Präsidentschaft habe ich mir, weil ich gewählter Vizepräsident und gleichzeitig Vorsitzender des Schiedsrichterausschusses war, um alles unter einen Hut zu kriegen, ein paar neue Mitstreiter suchen müssen – Sandro Benad-Hambach als neuen Vizepräsidenten, Tobias Weickelt als neuen Vorsitzenden des Schiedsrichterausschusses und Holger Gliesing als neuen Kassenwart. Damit sind junge Sportfreunde zu den altbewährten Gottfried Dießner und Heinz-Jörg Tappert dazugestoßen, sodass wir im Moment eine sehr gute Mischung aus erfahrener und jüngerer Generation haben, was perspektivisch auch das Rückgrat bilden soll.
In welcher Verantwortung stehen Sie als Präsident des Fußballverbandes Oberlausitz e.V. mit etwa 8.500 Mitgliedern?
Jürgen Heinrich: Nach dem Zusammenschluss der drei Kreisverbände Süd, Mitte und Nord – für mich ist es ein Verband – zur sogenannten „Banane“ mussten die territorialen Unterschiede ausgeglichen werden. Dabei sehe ich als wichtig an, im Kinder- und Jugendsport Hilfe und Unterstützung zu leisten. Dort, wo wenig Kinder und Schulen sind, ist es immer schwierig, das Nachwuchssoll zu erfüllen, was notwendig ist, um in bestimmten höheren Spielklassen am Spielbetrieb teilnehmen zu können. Das betrifft genauso das Schiedsrichtersoll. Wir haben uns als Vorstand auch auf die Fahnen geschrieben, zur nächsten Vorstandswahl in zweieinhalb Jahren das Gremium noch weiter zu verjüngen, damit einige verdiente Urgesteine kürzer treten können.
Bei etwa 8.500 Mitgliedern im Fußballverband Oberlausitz e.V. gibt es sicher viele Befindlichkeiten. Wie gehen Sie damit um?
Jürgen Heinrich: Diese unterschiedlichen Befindlichkeiten sind ganz normal. Gerade in den nördlichen Gebieten gehen durch den geplanten Abbau der Braunkohle Arbeitsplätze verloren. Wenn dadurch Menschen wegziehen müssen, ist es für uns schwierig, in solche ausdünnten Gebiete beständige Strukturen hineinzubringen. Im Süden und in der Mitte sind die Voraussetzungen auf dem Arbeitsmarkt wesentlich besser. Dieses Spiegelbild der Gesellschaft hat natürlich auch Auswirkungen auf den Fußball. Da ist aber auch ganz entscheidend die Politik gefragt.
Inwieweit ist der Fußballverband Oberlausitz e.V. für die Herausforderungen der Zeit gerüstet?
Jürgen Heinrich: Wir sind dafür gut gerüstet. Wir werden alle Aufgaben angehen und zeitgemäß bewältigen. In der Perspektive laufen die Planungen darauf hinaus, die Struktur der Spielklassen im Männerbereich zu verändern. Damit soll das Niveau in der Kreisoberliga gestärkt werden. Die bisher vier Staffeln in der Landesklasse sollen auf nur noch drei reduziert werden. „Gute Zugpferde“ bereichern dadurch künftig die Kreisoberliga, wo dann zu den Ortsderbys auch wesentlich mehr Zuschauer erwartet werden. Das Ziel besteht darin, den Fußball wieder breitenwirksamer zu machen und mehr Zuschauer in die Stadien zu locken.
Was hat es für eine Bedeutung, dass mit Ihrem Amtsantritt der Fußballverband Oberlausitz e.V. offiziell in den Kreissportbund Oberlausitz aufgenommen worden ist?
Jürgen Heinrich: Mit dieser Mitgliedschaft sind wir in den größten Sportbund der Oberlausitz eingetreten. Damit können wir vielfältige Möglichkeiten der gemeinsamen Unterstützung nutzen – von der Ausbildung über Lehrgänge bis hin zur finanziellen Hilfe. Zwischen beiden Seiten sind schon gute Gespräche geführt worden. Wir schlagen damit eine gute Richtung ein.
Welche Visionen schweben Ihnen als neuer Präsident des Fußballverbandes Oberlausitz e.V. vor?
Jürgen Heinrich: Ich möchte zum Beispiel, dass in der Stadt Zittau mal wieder höherklassiger Fußball gespielt wird. Die Zusammenarbeit der beiden Zittauer Mannschaften VfB und Lok spielt dabei eine große Rolle, um an der Basis mit der Nachwuchsarbeit die Grundlage für den Männerbetrieb zu schaffen. Gleiche Voraussetzungen sind in Görlitz und im nördlichen Bereich gegeben, wo einfach besser miteinander gedacht werden muss. Generell schwebt mir ein gutes Miteinander zum Wohle des Verbandes vor, von dem auch die Vereine profitieren. Vielleicht kann in der Perspektive mal wieder das Beispiel FSV 1990 Neusalza-Spremberg Schule machen – erfolgreich aus der unteren Ebene nach oben durchstarten, um sich dort zu etablieren.
Sie selbst waren über 45 Jahre als Schiedsrichter auf den Fußballplätzen in und außerhalb der Region tätig. Wie schwer fiel es Ihnen, als Pfeifenmann loszulassen?
Jürgen Heinrich: Ich habe mit 60 Jahren beim Pokalfinale in Jonsdorf zwischen dem VfB Zittau und dem LSV Friedersdorf mein letztes Spiel gepfiffen, um dem Nachwuchs eine Chance zu geben bzw. den Vortritt zu lassen. Mein Herz schlägt aber nach wie vor als Schiedsrichter. Ich bin als Schiedsrichterbeobachter auch immer noch mit der Gilde verbunden.
Die momentane Entwicklung auf deutschen Fußballplätzen mit Tätlichkeiten gegen Schiedsrichter, die zum Teil angepöbelt, angegriffen und schwer verletzt werden, ist besorgniserregend. Wie stellt sich diese Situation beim Fußballverband Oberlausitz e.V. dar?
Jürgen Heinrich: Davon sind wir im Kreisverband durch unsere jahrelange gute Schiedsrichterarbeit in den Vereinen nicht betroffen. Ohne Schiedsrichter geht es nicht. Der Respekt untereinander sollte vorhanden sein, um der schönsten Sache der Welt – dem Fußball – nachkommen zu können. Ein großes Dankeschön richte ich an die vielen Funktionäre, Helfer und Sponsoren, ohne deren ehrenamtliche Mitwirkung kein Verband funktionsfähig wäre.