Gebelzig feiert 100 Jahre Fußlümmelei
Die Gründermannschaft mit – hinten v.l.n.r.: Herrmann Burkhardt, Paul Richter, Ferdinand Klimpfinger, Otto Schumann sowie vorne v.l.n.r.: Erwin Herfurth, ? Kopke, Martin Rädisch, ? Neumann, Paul Liebig und Erwin Vetter. Foto: privat
Gebelzig. Der erste deutsche Fußballverein wird oft Hannover zugeschrieben, doch beim 1878 gegründeten DSV Hannover 78 war das Rugbyei wie bei vielen Pionieren noch dominierend. Sicher ist, dass es mit dem „richtigen“ Fußball in Deutschland spätestens 1885 auf dem Tempelhofer Feld in Berlin losging und 1891 in Karlsruhe auch außerhalb der Hauptstadt.
In Deutschlands Kleinstädten und manchen Dörfern mehren sich nun jedoch zunehmend die 100-jährigen Jubiläen, denn ein echter Brandbeschleuniger für die Kickerei war der 1. Weltkrieg. In den Feuerpausen breite sich zwischen den Nationen das neue Freizeitvergnügen rasend schnell aus und wurde als wirkliche Kriegsbeute mit in die Heimat gebracht.
Was genau der Impuls für den Start mit einem ersten Verein in Gebelzig 1923 gewesen ist, dass kann auch Hobbyhistoriker Bernhard Donke nicht mehr aufklären. Zeitzeugen leben nicht mehr und überliefert ist lediglich, dass in Gebelzig vor 100 Jahren, am 1.September 1923 das erst Fußballspiel des im Juni 1923 neugegründeten Sportvereins Gelb-Schwarz Gebelzig auf den Waldsportplatz in der Ober Prausker Heide angepfiffen wurde. Gegner soll eine Mannschaft aus Trebus gewesen sein.
Den Gebelziger Anhang darf man durchaus als reisefreudig und enthusiastisch bezeichnen – hier bei einem Auswärtsspiel auf der Eiswiese beim SSV Germania Görlitz. Foto: Till Scholtz-Knobloch
Bernhard Donke berichtet: „Nach den Aufzeichnungen durch den Kantor, Lehrer und Heimatfreund Willy Schulze (1892-1957) soll Trebus das Spiel mit 2:1 gewonnen haben. Nach dem Spiel gab es noch ein unterhaltsames sportliches Programm mit einen Faustballspiel Weißenberg gegen Groß Radisch. Den Abschluss dieser vermutlich ersten sportlichen Veranstaltung im Ort wurde mit einen Tanzabend auf ’Liebigs-Saal’ begangen.“ Sportlich ist hier etwas unsauber. Faustball galt damals als Teil der Turnbewegung, denn das deutsche Bildungsbürgertum wollte sich klar von der englischen „Fußlümmelei“ abheben und nahm den Ball eher zum Ausgleich in die Hand. Aber die stringente Trennung dürfte als städtischer Kulturkampf nicht jedes Dorf gespalten haben. Allerdings trennten sich vielerorts gar Sportvereine von Turnern und umgekehrt in der sogenannten „reinlichen Scheidung“ – im Westen Deutschlands oft bis heute!
Aus Anlass des ersten Fußballspiels und der Vereinsgründung vor 100 Jahren jedenfalls feiert der Nachfolger des SV Gelb-Schwarz Gebelzig, der SV Gebelzig 1923 e.V., sein Jubiläum gebührend. Der Klub lädt Ehemalige, Fans und Neugierige vom 1. bis 3. September auf das eigene Sportplatzgelände zu einem sportlich wie kulturellen Programm ein.
Zum Auftakt am Freitag spielen um 18.00 Uhr Traditionsmannschaften des SVG 23 und der SG Dynamo Dresden gegeneinander. Am Samstag schließt sich ein Turnier des Nachwuchse von 9.00 bis 14.00 Uhr an, ehe sich danach auch die Senioren der 1. und 2. Mannschaft beweisen wollen. Im Boot ist auch die Feuerwehr, die 120 Jahre ihrer Existenz feiert und mit befreundeten Wehren von 10.00 bis 17.00 Uhr für Unterhaltung sorgt. Abends gibt es Tanz für Jung und Alt mit DJ Stefan Menzel sowie dem Lecctrix-Team. Nach dem Frühschoppen am Sonntag von 10.00 bis 13.00 Uhr mit den Heideländer Musikanten wollen die Frauen der Spielgemeinschaft Ludwigsdorf/Gebelzig den WM-Schwung in ihr Punktspiel um 14.00 Uhr hinüberretten.
Doch wieso legte der Verein nach der Wende den zunächst wieder geführten Namenszusatz Schwarz-Gelb wieder ab? Diese Frage kann nun drei Tage lang eifrig diskutiert werden, wobei vermutet werden darf, dass man sich durch die BSG Traktor Gebelzig zu DDR-Zeiten schon zu lange an das dominierende Rot gewöhnt hatte.